Kapitel 2

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Eine Nervenklinik. Eine Nervenklinik?! Wirklich?!
Ich stand mit verschränkten Armen neben dem Tresen, an dem meine Mutter gerade meine Daten an die Frau dahinter übergab. Sie sah mich an.
„Schatz, du siehst aus wie ein bockiger Fünfjähriger“, lachte sie. Ich schnaubte nur und blendete einfach alles um mich herum aus. Jedenfalls, bis die Stimme der Frau plötzlich an mich gerichtet wurde.
„Ich bräuchte deinen Rucksack.“
Ich funkelte sie verständnislos an, doch sie schien daran gewöhnt zu sein. „Wir müssen sichergehen, dass keine spitzen Gegenstände und Medikamente mit in die Klinik gelangen.“ Sie lächelte entschuldigend.
Was soll’s, mein Versteck würden sie sowieso nicht finden. Widerwillig gab ich ihr den Rucksack über den Tresen.

Du hast auch keine Eier, oder?

„Niall hier-“, sie zeigte auf einen blonden Pfleger, der die Eingangshalle gerade durch eine schwere Metalltür betreten hatte und jetzt beinahe schon hüpfend auf uns zu kam, „wird dich jetzt zu deinem Zimmer bringen und dir alles erklären.“ Sie lächelte.
Ich spürte, wie meine Mutter ihre Arme um mich legte. „Es tut mir so leid, Schatz“, flüsterte sie mir ins Ohr, „ich werde jeden Sonntag nach der Arbeit vorbeikommen. Ich glaube an dich.“
Ich erwiderte die Umarmung. „Danke Mum.“

Genieß den Moment, Schwuchtel. Das ist sicher das letzte Mal, dass du sie jemals siehst.

Ohne es zu wollen, stiegen mir Tränen in die Augen, die ich aber schnell mit meinem Handrücken wegwischte, als wir uns lösten.
Ich folgte Nick – oder wie auch immer sein Name nochmal war – zurück zu der schweren Tür, durch die er gekommen war. Ich drehte mich ein letztes Mal zu meiner Mum um. Sie winkte mir mit einem traurigen Lächeln und Tränen in den Augen zu. Dann führte mich Nils – mann, wie hieß der nochmal?! – durch die Tür und sie fiel hinter mir mit lautem metallischem Knall zu. Wir kamen in einen scheinbar endlos langen weißen Flur, der mit fast schon bläulich scheinendem Neonlicht beleuchtet war. Rechts und links waren in regelmäßigen Abständen Türen, deren weißer Lack schon fast komplett abgeblättert war. Ich fühlte mich wie in so einem Psycho-Thriller.
„Keine Sorge, der Rest sieht nicht so grausam aus“, sagte er jetzt, „wir renovieren grade, und haben bei den Wohnblocks und generell den Aufenthaltsorten der Patienten angefangen, damit sie sich eher wohl fühlen.“ Er lächelte mich jetzt an. „Wir wurden uns noch nicht wirklich vorgestellt. Ich bin Niall Horan, Pfleger in deinem Block.“ Niall. Okay.
Er reichte mir seine Hand und ich schüttelte sie zögerlich.
„Louis. Ich bin wohl dein Patient.“
Er brach in schallendes Gelächter aus. Okay?

Wow, selbst die Pfleger hier sind totale Freaks. Scheinst hier ja gut aufgehoben zu sein.

„Ja, das bist du wohl, mein Patient. Offensichtlich!“ Er lachte noch weiter und führte mich zu einer der Türen rechts von uns.  „Du bekommst jetzt erst mal dein Bändchen. Auf dem steht – für den Notfall – dein Name und deine Zimmernummer, und für die Wächter und Aushilfspfleger steht drauf, wofür du hier bist. Die Farbe steht für deine Sicherheitsstufe.“
Wir standen in einem Raum mit grauen Wänden und tristem Neonlicht. Niall wandte sich an eine alte Frau vor einem uralten Computer. Die hätte genauso gut in eine staubige Bibliothek gepasst.
Als sie ihren Blick von dem Monitor zu Niall lenkte, lächelte er sie strahlend an.
„Das Band für Louis Tomlinson, bitte.“
Die Frau nickte ihm zu und stöckelte zu einem klapprigen Aktenschrank.  Aus einem Fach nahm sie eine Box und zog ein Plastikbändchen heraus. Sie bedeutete mir, zu ihr zu kommen und ich trat zum Tresen. Ich streckte ihr meinen rechten Arm – den ohne Verband – hin und sie klickte das rote Band um mein Handgelenk. Das letzte Mal, dass ich so ein Bändchen um hatte, war im Urlaub vor vielen Jahren gewesen. Diese kleinen Plastikbändchen, deren Verschluss man nicht öffnen kann. Die man nur abbekommt, wenn man sie am Ende des Urlaubs abschneidet. Genau so eins hatte ich jetzt an meinem Arm. Nur, dass das hier alles andere als ein Hotel war.
Ich betrachtete das Bändchen.

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