Three

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Mit der Krankenakte in meiner Hand die ich schnell genommen habe, verschwinde ich hinter der Tür der Toilette.
,,Okay Mr.Dawson, was ist mit dir los."

Blablabla.. Nichts.

Verdammmt warum steht hier nichts? Genervt seufze ich und stütze meine Ellenbogen auf meine Beine. Wenn er nicht krank ist, warum musste er ins Krankenhaus? Vielleicht war es nur eine einmalige Sache?

In dem Moment, als ich die Akte schließen will, um sie wieder zurück zubringen, sehe ich etwas. Um genau zu sein, dass was ich gesucht habe.

"Harry Dawsons neues Herz ist nicht funktionsfähig. Drittes Herz in den letzen zwei Jahren. Herzklappenfehler der linken Herzhälfte sowie eine linksseitige Herzinsuffizienz. Eine Aortenklappenverengung sowie eine Herzenge löst Atemnot aus. Harry muss die nächsten drei bis vier Monate im Krankenhaus verbringen und benötigt ärztliche Behandlung.

Meine Augen weiten sich.
Er soll Herzkrank sein?
Harry?
Der Harry? 
Das Arschloch, dass jeden Tag mit einer anderen schläft und unschuldige Mädchen- wie mich- fertig macht?

Ich lache.
Ich lache nicht weil ich es witzig finde, sondern weil ich geschockt bin. Unglaubwürdig schüttle ich meinen Kopf und lese die Zeilen immer wieder und wieder durch, um mich wirklich zu überzeugen. Auch wenn ich ihn echt nicht leiden kann, verdient das niemand. Selbst Harry nicht.

Er sah immer so....normal aus?

Ich schließe die Akte und gehe aus der Kabine aus. Dann öffne die Toilettentür, schaue nach links und recht, um sicher zu stellen das niemand mich sieht.
Langsam gehe ich raus und halte die Akte an meiner Brust, versuche jedoch nichts auffälliges zu tun oder der gleich auszusehen.

,,Lućia Blair Patrickson!"

Verdammt. ich kneife meine Augen zu und drehe mich langsam um.

,,Heeey Mutter." Versuche mich da irgendwie rauszubringen und lache.
,,Ich habe dir tausendmal gesagt, dass es verboten ist Akten von Patienten zu nehmen! Gott, warum wirst du nicht Erwachsen?" Kommt sie sagend auf mich zu.
,,Wenn du mir gesagt hättest was er hat, dann hätte ich es nicht getan." Sag ich grinsend. Sie schaut mich an und hält ihren Zeigefinger an ihre Schläfe, schließt ihre Augen und schüttelt den Kopf.
,,Geh jetzt. Ich muss noch länger hier bleiben. Ich liebe dich."
,,Dito."
Sie küsst mich auf die Stirn und geht weg.

Im Büro meiner Mutter schnappe ich meine Jacke und meinen Rucksack und gehe in den Flur. Kurz vor dem Tor bleibe ich stehen.
Ich sehe die Krankenschwester die mit mir bei Harry war.
,,Ehm.. Entschuldigung?"
,,Oh.. Hey Ms.Patrickson!" Begrüßt sie mich nervös.
,,Keine Angst! Ich werde nicht schreien. Und nenn' mich bitte Lućia." Lache ich.
,,Okay. Wie kann ich dir helfen?" Fragt sie lächelt.
,,Könntest du mir sagen wie es Harry geht? Dem Patienten von heute früh." Frage ich. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung warum ich sie frage. Schließlich interessiert es mich nicht wie es im geht. Es hat ihn auch nicht weiter gestört, mich schlecht zu behandeln.
,,Ihm geht es soweit gut. Er wäre heute fast abgehauen. Der Junge hat echt keine Lust hier zu bleiben. Er ist so jung und wird womöglich in paar Monaten nicht mehr da sein."
,,Ugh. Ich hasse ihn."
,,Aber...?"
,,Aber er hat das alles nicht verdient. Das hat niemand. Ich werde jetzt gehen. Wir sehen uns morgen." Verabschiede ich mich.
,,Du bist morgen auch hier?"
,,Ich bin die nächsten drei Monaten hier." Lächel ich obwohl ich es nicht schön finde, doch versuche so nett wie möglich zu klingen.
,,Oh! Da freue ich mich. Ich bin übrigens Malia." Stellt sie sich vor und hält mir ihre Hand entgegen.
,,Schön dich kennenzulernen. Dann bis morgen!"
...
Zuhause angekommen, nimmt mir unser Hausmädchen meine Jacke ab.
Wie ihr versteht, sind wir nicht gerade arm. Um ehrlich zu sein, sind wir ziemlich reich, aber das tut nichts zur Sache. Meine Brüder und ich sind nicht ansatzweise wie manche Kinder die es nötig haben, damit anzugeben. Wir leben wie eine normale Familie. Und Geld ist nur eine neben Sache.
,,Maria. Ich habe die tausendmal gesagt, dass du das nicht machen sollst. Ich habe eigene Hände und kann es alleine machen." Versuche ich sie daran zu erinnern. Sie ist unser Hausmädchen, kocht für uns und putzt auch. Meiner Meinung nach ist es unnötig aber meine Mutter besteht drauf. Ich bin froh das Maria bei uns ist, denn sie gehört schon praktisch zur Familie. Sie arbeitet zwar bei uns, aber wird, als wär sie ein Teil der Familie, behandelt.
,,Tut mir leid." Flüstert sie.
,,Oh Gott! Code 232?" frage ich panisch dennoch leise und sehe sie mit großen Augen an.

Ihr wollt nicht wissen was Code 232 ist.

,,Ja schnell! Ich versuche ihn abzulenken!"
,,Okay danke!" Sag ich und renne die Treppen hoch.

Warum muss er genau jetzt kommen?

Ich binde meine Haare zu einem ordentlichen Dutt und ziehe meine schwarze high waisted Hose an. Darüber eine dunkelblaue Bluse und einen Blazer.

Okay. Gut.

Langsam gehe ich die Treppen runter und nicke Maria zu. Sie nickt zurück und somit betrete ich den Raum.

,,Hallo Vater!" Begrüße ich ihn.
,,Lućianna. Hallo. Wo warst du so lange? Hast du gekocht? Wie ist die Schule?"
,,Ehm.. Ich war mit Mutter bei der Arbeit. Nein ich koche gleich. Und die Schule.. Ehm. Ich..-"
,,Hallo Vater!" Höre ich eine Stimme hinter mir.
,,Dean! Hallo mein Sohn."
Ich forme mit meinen Lippen ein 'Danke' und gehe mit Maria in die Küche.
,,Warum kann der Mann nicht normal sein?" Sehe ich Maria an und stopfe mir Oliven in den Mund.
,,Ich glaube das macht ihn aus." Lacht sie.
,,Das stimmt. Holst du den Salat und den Reis raus?" Frage ich und wasche meine Hände.

Ich spüre einen feuchten Kuss auf meiner Wange.

,,Danke das du mich da rausgeholt hast." Lache ich und trocke meine Hände ab.
,,Du musst es ihm früher oder später sagen."
,,Ich weis. Du hast recht. Ich habe nur so Angst, dass er wieder schreit. Das ist schließlich fast das zweite mal. Nur das es letztens ein Mädchen war. Ach und das sie ein blaues Auge hatte statt eine gebrochene Nase. Er ist einer der strengsten Personen auf der Welt. Wie kommen wir überhaupt schon so lange mit ihm aus?" Frage ich und fange an den Salat zu schneiden.
,,Ich weis. Er ähnelt.. Nein, James ähnelt ihm sehr. Ich bin froh das ich nicht der älteste bin. Egal, wie war der erste Tag?"

James ist quasi Vater aus dem Gesicht geschnitten und verhält sich, wenn es sein muss, auch so. Er ist unser ältester und somit Papas Liebling.

,,Mein erster Tag? Hab ich dir nicht gesagt das ich heute ein Herz wieder zum schlagen gebracht habe? Zwar hat Mum das geplant, aber es war der Wahnsinn!" Erzähle ich meinen ein Jahr älteren Bruder.
,,Und wer war der glückliche?" Fragt er und klaut immer wieder eine Karotte aus dem Salat,, den ich fertig geschnitten habe
Mein Blick richte ich dann zu Dean.
,,Irgendwie war es Schicksal. Es war Harry. Der Harry der mich fertig macht und ich dem die Nase gebrochen habe." Wenn ich es laut sage klingt es witzig das ich deswegen zu lachen anfange.
,,Du hast einen Jungen die Nase gebrochen?!"

OH... Das ist nicht gut.

,,Ehm.. I-ich..Vater."
,,Nein! Ich will nichts hören! Ich bin enttäuscht!"
,,Aber ich-"
,,Nein habe ich gesagt! Ich dachte du hättest dich gebessert!"
,,Habe ich auch! Es war.. I-ich wollte es nicht." Sage ich kleinlaut und was anderes kriege ich nicht raus. Ich habe zu große Angst. Was soll ich den sagen?
'Ja er macht mich fertig seid mehreren Jahren und mir hat es dann gereicht?'
So etwas kann ich meine Vater nicht sagen.
,,Geh. Geh mir aus den Augen." Höre ich von seiem Mund.
Meinen Kopf senke ich und gehe somit aus der Küche, schaue nochmal Maria an, die mir zu nickt und somit das Essen übernimmt.

Warum habe ich das alles verdient?

Remember him || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt