Nine

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,,Alter, was soll das denn?", fragt der braunhaarige und schaut, mit verschränkten Armen, Harry an. Der andere scheint nichts sagen zu wollen, und steht wie angewurzelt da. ,,Du hast mich schon verstanden. Wir hatten kein Recht darauf sie all die Jahre so schlecht zu behandeln. Sag mir mal eine Sache, einen Grund, was sie euch in diesen Jahren angetan hat, dann würde ich es verstehen, warum ihr sie so fertig macht. Jetzt mal erst, sie ist unschuldig und auf jeden fall besser als wir alle zusammen. Wir schulden ihr alle eine Entschuldigung. ", total überfordert und schockiert, was Harry gerade gesagt hat, sehe ich ihn an. ,,Harry du musst nicht-", versuche ich mich einzumischen, doch Harry unterbricht mich: ,,Nein Lucia. Ich hatte keine Ahnung wie schlimm sowas sein kann. Ich war ein totales Arschloch und ich will mich entschuldigen", er redet seelenruhig, weil es zu anstrengend ist, seine Stimme zu heben. Sowas wollte ich nicht, denn es ist mir verdammt unangenehm.

Dennoch bewundere ich ihn und seine Entschuldigung. Ich habe mich in ihn so getäuscht. Es mag sehr naiv klingen und auch total schnell sein, aber ich verzeihe ihm. Es würde keinen Sinn machen ihm nicht zu verzeihen, wenn er bald sterben würde. Das könnte ich nicht machen. Ich könnte nicht damit leben, seine Entschuldigung nicht angenommen zu haben, wenn es das war, was ich die Jahre wollte und er dann tot wäre.

,,Okay bei sowas mache ich nicht mit. Was ist mit dir passiert? Scheinbar bist du im Kopf krank und nicht am Herzen", ich wende mich jetzt zu dem braunhaarigen. In mir steigt eine Wut auf und ich werde jeden Moment explodieren. ich gehe auf ihn zu und er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Ich würde jetzt vorschlagen das Krankenhaus zu verlassen. Du bist hier nicht länger erwünscht und glaub mir, ich kriege es sicherlich hin dich hier raus zuschmeißen, ob du willst oder nicht", auch wenn ich eine Wut in mir habe, versuche ich nicht zu schreien. ,,Wer bist du eigentlich, die versucht, mir etwas vorzuschreiben?", er kommt einen Schritt näher und ich merke wie Harry versucht sich aufzurappeln. Bevor er aufstehen kann, nicke ich zu ihm um zu sagen, dass ich alles unter Kontrolle habe. ,,Zufälligerweise bin ich die Tochter der Oberärztin dieses Krankenhauses, also würde ich mir jegliche Sprüche sparen. Deine Entschuldigung kann mir auch gestohlen bleiben und du mir erst recht. Ich sage es dir nicht nochmal; raus hier oder ich bringe dich dazu!", ich schubse ihn gegen seine Brust und er sieht mit voller Wut zu Harry, der einfach nur da sitzt und uns beobachtet. ,,Alter willst du nichts sagen?", spricht er Harry wütend an. ,,Nö. Ich bin zufrieden und denke, dass Lucia das gerade toll macht. Keiner will dich hier haben, also verschwinde und komm mich nicht mehr besuchen. Alter." lächelt Harry in zuckersüß an. Und schon sehen wir, wie er und der andere den Raum verlassen und wir somit alleine sind. Es herrscht für eine Zeit stille und sage dann: ,,Ich verzeihe dir." er schaut zu mir und wir lächeln uns an. Vielleicht etwas zu lange, aber das macht gerade nichts zu Sache, auch wenn ich nicht weiss, was dieses komische Gefühl in meinem Bauch sein soll. Ich fühle mich etwas anders. Besser?

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,,Komm schon! Es kann doch nicht sein, dass du selbst nach elf Tagen, nie pünktlich aufstehen kannst!", weckt mich wieder einmal meine Mutter schreiend aus dem Schlaf. Schnell tapse ich in mein Badezimmer und mache mich fertig. Diesmal schminke ich mich wieder etwas stärker, binde meine Haare wieder zu einem unordentlichen Dutt und ziehe mir eine schwarze Hose an. Als Oberteil ziehe ich ein enges schwarzes Top an, wo man meinen Bauchnabel sieht, da es kürzer ist, was ich normalerweise nicht machen würde. Das erste mal zufrieden mit dem wie ich heute aussehe, gehe ich die Treppen runter und höre Stimmen aus der Küche. Dort sehe ich meinen Bruder, Dean, und Maria, zusammen einen Kaffee trinken. ich drücke beiden einen Kuss auf die Wange und wünsche ihnen einen guten Morgen. ,,Du siehst hübsch aus Schwesterlein", sagt Dean und ich bedanke mich. Um meine Mutter nicht länger warten zu lassen, fülle ich meinen Kaffee in einen Thermobecher, ziehe mir meine Stiefel an und verlasse mit ihr das Haus. Im Auto reden wir etwas über Harry. Ich erzähle ihr, dass wir uns doch besser verstehen als eigentlich gedacht. Sie findet es gut, dass wir uns gut verstehen, worauf ich ihr eine Bestätigung gebe, dass ich es auch gut finde.

,,Ach bevor ich es vergesse, Harry liegt nicht mehr auf der Intensivstation. Er wurde gestern Nacht in die Abteilung C verlegt, was so gut wie heißt, dass es ihm besser geht, aber trotzdem unter Beobachtungen steht", ich sehe sie an und fange an zu lächeln. Das ist eine sehr gute Nachricht und ich kann die Freude in mir nicht verstecken. ,,Wie ich sehe, freut dich das sehr huh?", ich sehe sie nickend an. ,,Er ist doch ganz okay. Und niemand verdient sowas", erkläre ich ihr und steigen aus dem Auto.

,,Du hast deine Brille nicht an. Du siehst gut aus Liebling", geschockt greife ich nach meinem Gesicht und stelle fest, dass ich tatsächlich meine Brille zuhause vergessen hatte.

,,Hey, guck nicht so als hättest du einen Geist gesehen. Es ist nur eine Brille, die du sowieso nicht brauchst. Ehrlich gesagt, brauchst die Brille seit Anfang der zehnten Klasse nicht mehr, aber trägst sie trotzdem."
Ich weiss das ich die Brille nicht brauche, doch ich fühle mich besser mit ihr.
Die Brille bedeutet mir halt viel und ich denke, dass ich mir Brille besser aussehe aus ohne.

Komisch, ich weiss.

Im Krankenhaus angekommen, gehe zuerst mit meiner Mutter, damit sie mit Harry's Akte geben kann. Kurz schaue ich rein und muss wieder lächeln. Seine Werte haben sich rasend gebessert. Vielleicht hat er doch Chancen und er bekommt ein neues Herz? Ich hoffe dies natürlich mit meinem ganzen Herzen und es würde eine tolle Nachricht sein. Ich betrete Harrys Raum und sehe, dass er konzentriert auf den Fernseher schaut. Als er hört, wie sich die Tür schließt, sieht er zu mir und ein lächeln bildet sich auf seinen Lippen. ,,Hey du", sage ich und gehe auf ihn zu, setzt mich dann wie gewöhnlich auf den Sessel gegenüber. ,,Guten Morgen. Alles gut?", fragt er. ,,Ja alles gut. Bei dir? Hast du schmerzen? Hunger oder Durst?" , er lacht und schüttelt unglaubwürdig seinen Kopf. ,,Zu viele Fragen wieder, huh?", sage ich und er nickt. ,,Lucia mir geht es gut. Jetzt noch besser", er zwinkert mir zu und ich lächle schüchtern auf den Boden.

Was ist das alles? Ich hätte nicht mal im Traum darüber nachgedacht, dass irgendwas dergleichen je passieren würde. Und das in gerade mal weniger als zwei Wochen.

,,Ich wollte mich bedanken, für das, was du gestern gemacht hast. Das war nicht nötig. Ich meine es waren deine Freunde", er schaltet den Fernseher aus und setzt sich etwas auf. ,,Das waren nicht meine Freunde. Niall ist ein Freund und die anderen kenne ich nur aus der Schule. Wahre Freunde waren diese Menschen sind totale Arschlöcher. Das hätte ich früher merken sollen und erst recht dann, dass ich genauso wie die werde. Noch dazu, haben sie es verdient", ich nicke ihm zu und bestätige seine Aussage. Das stimmt. Sie waren totale Arschlöcher. Dann hat Harry sie kennengelernt, und wurde langsam immer mehr wie die. ,,Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du mir verziehen hat, nach der ganzen Scheisse die ich abgezogen habe. Ich hoffe wir können alles vergessen und uns auf die Zukunft konzentrieren?", er lächelt schief und ich bin mir sicher, dass es für in etwas unangenehm ist, mich so etwas zu fragen oder dazu. zu bitten. Er scheint sowas noch nie gemacht zu haben und ich weiss auch, dass er sein bestes gibt und dies auch meint, was er sagt. Schließlich nicke ich wieder ihm zu. ,,Das heißt also...wir sind Freunde?", fragt er grinsend. ,,Wenn du es so nennen willst, dann ja, wir sind Freunde", lächel' ich.

Freunde also..

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Remember him || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt