Ich legte meine Hand auf seine Brust. Nichts. Wie langweilig, warum mussten Menschen denn immer so schnell sterben? Er hatte noch nichtmahl richtig geschrien.
Ich zog das Messer wieder aus seinem Bauch und legte es zur Seite. Dann versenkte ich mit leichtem Druck meine Hände in seiner aufgeschlitzten Bauchdecke. Wieder schlich sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Genüsslich zog ich meine Hände aus dem warmen Loch und leckte etwas Blut davon ab, das ich allerdings sofort wieder ausspuckte. Ekelhaft, ich will gar nicht wissen was er für Drogen genommen hat. Wieder tauchte ich meine Hände in das Blut. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und strich mit meinen verschmierten Händen durch die Haare. Ich stöhnte leicht auf. Endlich, endlich wurden diese nervigen weißen Strähnen wieder überdeckt. Ich wiederholte es noch ein paarmal, dann stellte ich mich wieder vor den Spiegel und kämmte meine Haare. Trotz allem konnte ich es nicht leiden wenn sie verklebten.Langsam schlenderte ich durch die Straßen und schaute mich um. Es war ein etwas größeres Dorf, schien aber ziemlich verschlafen zu sein. Jedenfalls war es erst kurz nach Mitternacht und ich fand nirgends mehr ein geöffnetes Hotel. Ich seufzte genervt. Was solls, die meisten sind mir das Geld sowieso nicht wert.
Noch mal ein paar Minuten später war ich außerhalb des Dorfes und kletterte auf einen großen Baum. Ich suchte mir eine passende Astgabel und legte mich hin. Solche Astgabeln sind gemütlicher als man denkt, vor allem wenn man es gewohnt ist und fast jede Nacht so schläft. Ich legte noch ein paar störende Waffen zur Seite, zog meinen Mantel fester um meine Schultern und schlief dann auch schon schnell ein.Als ich wieder aufwachte war es schon Mittag. Ich streckte mich genüsslich und sprang vom Baum. Die meisten meiner Waffen ließ ich erst mal liegen und ging gut gelaunt in Richtung Dorf.
Dort angekommen schlenderte ich über den belebten Markt und schaute mich um. Vor einem Obststand blieb ich stehen. Der Verkäufer, ein etwas älterer Herr, schaute mich an und wartete auf meine Bestellung. Genug Geld hatte ich, aber es ausgeben? Nein, das war nicht nötig. Mit einer eleganten Handbewegung strich ich meine weite Kapuze vom Kopf. Gespielt traurig seufze ich leise. "Zu schade, dass mein Geld dafür nicht reichen wird, dabei sieht das alles so gut aus." Ich redete so leise, das man dachte ich rede mit mir selbst, aber noch laut genug damit der Verkäufer mich verstehen konnte. Langsam drehte ich mich um, um zu gehen. Blieb allerdings wieder stehen als ich die Stimme des Verkäufers hinter mir hörte. "Nicht doch meine Dame, heute ist so ein schöner Tag, da spendier ich Ihnen was." Als ich mich wieder zu ihm umdrehte hielt er mir freundlich lächelnd einen Apfel hin. Ich zeigte ihm mein süßestes Lächeln und nahm ihm den Apfel ab. "Vielen Dank. Leute wie Sie machen die Welt immer ein bisschen schöner."
Als ich wieder ging grinste ich breit und biss in mein Frühstück. Der Trick funktionierte irgendwie jedes Mal. Ich musste nur einmal süß lächeln und schon bekam ich alles was ich wollte.
Ich lief weiter bis in eine dunkle Gasse. An den Wänden hingen überall Steckbriefe auf denen fast ausnahmslos bösartige, vernarbte Männergesichter zu sehen waren. Unter jedem der Gesichter stand eine Geldsumme, beim manchen mehr bei manchen weniger. Vor dem Steckbrief mit der größten Summe blieb ich stehen und grinste breit.Es war eindeutig meiner. Dass das Kopfgeld schon wieder angestiegen war interessierte mich nicht. Mein Interesse lag eher darin wer diese "wundervolle" Skizze gezeichnet hatte, dem Kerl musste ich unbedingt noch einen Besuch abstatten.
Ich schaute mich in der Gasse um. Niemand, ich war allein. Ohne ihn kaputt zu machen, nahm ich den Zettel von der Wand. Volltreffer. Ich grinste zufrieden. Aus meiner Tasche nahm ich mein Messer und setzte es an einem Schlitz in der Wand an. Einmal leicht ausholen, dann ein gezielter Schlag auf den Messergriff. Es klappte, der Stein bröckelte und ein kleiner Hohlraum in der Wand war freigelegt. Als ich in das entstandene Loch griff wurde mein Grinsen noch breiter. Darin befanden sich zwei Sachen, zum ersten ein gut gefüllter Geldbeutel und zum zweiten das Bild eines Mannes auf dessen Rückseite noch ein paar Informationen über ihn standen. Ich steckte beides in meine Tasche, hängte den Steckbrief wieder auf und ging weiter als ob nichts gewesen wäre.Nachdem ich mir auf dem Markt noch mal etwas zu Essen besorgt hatte ging wieder aus dem Dorf und holte meine restlichen Waffen aus dem Baum. Ich holte noch mal das Bild aus der Tasche, darauf stand auch in welchem Dorf der Mann lebte. Genervt seufze ich. Konnten sich meine Auftraggeber nicht ein bissen besser organisieren, bis zu dem Dorf brauchte ich zu Fuß mindestens fünf Tage. Widerwillig setzte ich mich in Bewegung. Immerhin musste ich auf meinen guten Ruf achten, und dazu gehörte auch Aufträge für die man das Geld nahm, dann auch wirklich auszuführen.
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Das Mädchen ohne Seele
Mystery / ThrillerACHTUNG Das lesen dieser Geschichte geht auf eigene Gefahr. Für Albträume, psychische Probleme oder sonstige Verstöhrungen übernehme ich keine Verantwortung. Rena war schon immer ein komisches Mädchen. Aber seit sie einmal die Kontrolle über sich...