Ich schaute in den dunklen, mondlosen Nachthimmel. Es war Neumond, der letzte vor meinem großen Kampf. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Bald war es so weit, in nur vierzehn Tagen würde ich Aron wieder gegenüber stehen. Meine Hände lagen in meinen Taschen, legten sich fest um die Griffe meiner Dolche. Ich hoffte, dass er sich an meinen Rat gehalten hatte, dass er wirklich trainiert hatte und stärker geworden war. Der griff um meine Dolche verstärkte sich. Denn auch ich hatte trainiert und zwar lange. Viele Tage und Nächte hatte ich mit hartem Training verbracht, viel Zeit und Energie darin investiert. Aber es hatte sich gelohnt, ich kämpfte mit meinen Dolchen mittlerweile nahezu genauso gut wie noch vor zwei Jahren mit meinem Katana. Mein Katana. Bei dem Gedanken daran verfinsterte sich meine Mine. Meine Hand strich über die lange Schwertscheide die sich an meiner Seite befand. Keine Sorge geliebte Klinge, du wirst deine Rache bekommen. Den tödlichen Stoß überlasse ich ganz alleine dir.
Die Dämmerung des nächsten Morgens war bereits zu sehen als ich ein kleines Fischerdorf betrat. Der salzige Geruch des Meeres stieg mir in die Nase. Aber das Meer war es nicht was mich interessierte. Ich sah an der Küste entlang. In einiger Entfernung aber nah genug um sie bereits erkennen zu können, umhüllt von den weißen Nebelschwaden des frühen Morgens. Dort war sie, eine Steilklippe wie sie nicht schöner hätte sein können. Ein erwartungsvolles Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Dort war es, mein Ziel, die Klippe der Verstoßenen.
Es war bereits später Nachmittag als ich eine kleine Schmiede betrat. Meine Taschen waren voll beladen mit genügend Vorräten für die nächsten zwei Wochen. Ich hatte nicht vor das Dorf vor meinem Kampf noch einmal zu betreten und es war das letzte durch das ich auf meinem Weg kam. Der Schmied nickte mir zur Begrüßung freundlich zu. Er wank mich zu sich und ich folgte seiner Aufforderung. Er übergab mir meine Dolche, die jetzt wieder schön und glänzend waren. Prüfend führ ich mit dem Finger die Klinge entlang und ein leichtes Grinsen zierte mein Gesicht. Sie waren scharf, schärfer als ich sie noch zu ihren Anfangszeiten in Erinnerung hatte. Ich sah wieder zu dem Schmied der wohl eine Bezahlung zu erwarten schien. Aber ich grinste ihn nur bedrohlich an. "Du hast Glück, ich bin mit deiner Arbeit zufrieden." Ich packe ihn am Kragen und zog ihn etwas zu mir. Ich legte einen Ton in meine Stimme der keinen Wiederspruch zuließ. "Dafür..." Mein Grinsen wurde noch breiter. "...lasse ich dich ausnahmsweise am Leben." Und damit ließ ich ihn fallen und verließ ohne ein weiteres Wort oder noch einen Blick auf sein perplexes Gesicht zu werfen das Haus.
Ich schlenderte gerade durch die Gassen des Dorfes als ich das Geschrei von Kindern hörte. "Du bist doch verrückt." "Verschwinde hier." "Niemand will dich." Ein Junge rannte um die Ecke, nicht ein mal neun Jahre alt. Sein Gesicht war tränenüberströhmt, an seinem Körper waren blutige Schrammen. "Hört auf, hört doch bitte auf. Ich habe euch doch nichts getan." Seine Stimme zitterte, drohte jeden Moment abzubrechen. Er lief in meine Richtung, schaute aber nicht nach vorne und auch ich hatte nicht vor mich auch nur einen Schritt zu bewegen. So kam es, dass der Junge ungebremst in mich rannte. Er versank fast in meinem schwarzen Mantel, vergrub seine Hände in dem Stoff um nicht das Gleichgewicht zu verlieren Erschrocken schaute er zu mir auf. Mit einem verachtenden Blick schaute ich auf ihn herab woraufhin sofort blanke Panik in seinen Gesicht erschien und er erstarrte. Ich wollte ihn gerade unsanft von mir wegstoßen als ich sah wie hinter ihm noch vier weitere Kinder um die Ecke rannten. Sie waren bewaffnet mit Stöcken und Steinen und einer fing an zu schreien als er ihn sah. "Da ist er. Schnappt ihn euch." So war das also. Ich verstand die Situation sofort. Mein Blick wanderte wieder zu dem Jungen der immer noch an meinen Mantel gekrallt da stand. Doch diesmal lag keine Verachtung mehr in meinen Gesicht sondern ich hatte mein freundlichstes Lächeln ausgesetzt. Sanft legte ich meine Hand in die weichen Haare des Jungen. "Was hast du denn mein Kleiner, sind diese Kinder böse zu dir?" Ich fragte ihn mit übertrieben freundlicher Stimme. Er schien erst erschrocken über meinen plötzlichen Geisteswandel, fasste sich aber schon einen Augenblick später wieder. Er schluchzte, erklärte mir unter Tränen, dass diese Kinder ihn nie mit ihnen spielen ließen, dass niemand im Dorf ihn zu mögen schien und er immer weggeschickt wurde. Er schien mir sofort zu vertrauen. Es war wirklich unglaublich was ein bisschen Freundlichkeit bei solchen Kindern bewirkte. Ich tätschelte ihm leicht den Kopf als einer der Jungen, die stehen geblieben waren nachdem sie mich gesehen hatten, die Stimme erhob. "Hey du Feigling, willst du nicht endlich verschwinden? Dich zu verstecken bringt dir nichts." Er stemmte die Hände in die Hüften, versuchte sich groß zu machen. Die anderen drei hinter ihm nickten zustimmend. Ich konnte spüren wie sich der Junge noch enger an mich klammerte. Er schien Angst zu haben. Ich seufzte kaum merklich. Das würde wohl ein ganzes Stück Arbeit werden. Ich legte meine Hand unter sein Kinn und hob seinen Kopf ein wenig an. Streng sah ich in sein Gesicht. "Da muss ich ihm aber Recht geben mein Kleiner, verstecken bringt dir wirklich nichts." Er sah mich fragend an. "Wenn du nicht willst, dass sie dich weiter so behandeln musst du dir Respekt verdienen." Er wich meinem Blick aus. "A-aber sie sind doch viel stärker als ich." Ich schüttelte bestimmend den Kopf. "Oh nein Kleiner, du kannst nicht aufgeben bevor du es nicht wenigstens versucht hast." Ich packte ihn an den Schultern und drehte ihn zu den Kindern um. "Na los, sag ihnen deine Meinung, zeig ihnen was du von ihnen denkst." Er schaute unsicher zu mir zurück. Ich legte meine Hände unterstützend auf seine Schultern. "Na los." Mein Ton war befehlend. Er schluckte noch einmal schwer bevor er seinen Blick der frech grinsenden Truppe vor sich zu wand. "Ge-geht doch ihr wenn ihr mich nicht sehen wollt." Seine Stimme war schwach und die Gestalten vor ihm begannen zu lachen. "Was ist los, du kannst ja auch sprechen wenn du nicht weinst." Neckte das Mädchen in der Gruppe ihn. Eingeschüchtert wich er einen Schritt zurück so das er wieder an mir lehnte. Ich drückte seine Schultern ein wenig. "Weiter, das machst du gut." Er schluckte wieder bevor er weiter sprach. "Ihr macht das doch nur um euch stark zu fühlen." Seine Stimme wurde zum Ende hin wieder schwächer. Einer der Jungen drehte sich zu den anderen um. "Schaut euch das an. Der versucht gerade Mut zu beweisen." Die anderen begannen wieder zu lachen. Der Junge vor mir wurde wieder unsicher. "Weiter." Befahl ich. Er nickte kurz überzeugt bevor er fortfuhr. "Ihr seid feige, ihr habt doch nur Angst vor mir." Dieses mal war seine Stimme fest. Einer der Jungen rümpfte empört die Nase. "Ach ja, und warum sollten wir das haben." Der Junge vor mir zögerte. Ich beugte mich zu ihm runter damit nur er meine nächsten Worte hören konnte. Ich flüsterte ihm gerade etwas ins Ohr als der andere Junge seine Frage wiederholte. "Sag schon, warum sollten wir Angst vor die haben." Seine Stimme war laut. Ich drückte die Schultern des Jungen noch fester. "Na los, sag es ihnen." Ich schob ihn einen Schritt nach vorne. Er zögerte noch einen kurzen Moment bevor er tief Luft holte und die Worte schrie die ich ihm zugeflüstert hatte. "WEIL ICH EUCH TÖTEN WERDE."
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Das Mädchen ohne Seele
Mystery / ThrillerACHTUNG Das lesen dieser Geschichte geht auf eigene Gefahr. Für Albträume, psychische Probleme oder sonstige Verstöhrungen übernehme ich keine Verantwortung. Rena war schon immer ein komisches Mädchen. Aber seit sie einmal die Kontrolle über sich...