Kutschenfahrt

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Langsam schlenderte ich die Straße entlang. Ich lief schon fast einen ganzen Tag und meine Füße taten mittlerweile etwas weh. Vielleicht wäre es besser gewesen auf die Postkutsche zu warten.
Hinter mir war ein rattern zu hören. Ich beachtete es nicht, auch ohne mich umzudrehen wusste ich das es eine ärmliche Kutsche mit einen altem Pferd als Zugtier war. Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich würde wohl doch etwas früher ankommen als ich dachte.
Als die Kutsche nur noch wenige Meter hinter mir war, setzte ich einen erschöpften Gesichtsausdruck auf. Direkt neben mir blieb sie dann stehen. Ich schaute zu ihr rüber und tat so als hätte ich sie eben erst entdeckt. Auf dem Bock saßen zwei Personen. Zum einen war es ein etwas älterer Mann der die Zügel hielt und neben ihm saß seine, ich vermutete mal stark, Ehefrau. Sie hatten beide einfache Kleidung an und sahen aus wie einfache Bauern.
Die Frau, welche auf meiner Seite des Wagens saß, beugte sich ein wenig zu mir runter und lächelte freundlich. "Wir sind auf dem Weg in das nächste Dorf. Wenn das auf Ihrem Weg liegt können wir Sie gerne ein Stück mitnehmen." Ich zeigte ihr mein unschuldiges Engelslächeln und antwortete höflich. "Vielen Dank, das ist sehr nett von ihnen, aber ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen." "Das tun Sie nicht meine Liebe, steigen sie ruhig auf."

Zwei Tage später, kurz bevor das Dorf in Sicht kam bat ich sie anzuhalten. Ich stieg vom Wagen und auch sie kamen mir nach. In dieser Zeit hatte ich mich fast schon ein wenig mit ihnen angefreundet und für Außenstehende sah es wahrscheinlich so aus als wären wir eine Familie. Ich stellte mich ihnen gegenüber und lächelte sanft. "Vielen Dank es war wirklich nett von Ihnen mich bis hier hin mitzunehmen." Ich ließ mein lächeln zu einem emotionslosem Gesichtsausdruck werden. "Aber ich muss Ihnen noch etwas wichtiges sagen." Sie schauten mich verwirrt an, aber noch bevor sie etwas sagen konnten redete ich weiter. "Ich..." Meine Hände wanderten in meine Mantelinnentaschen. "...bin das Mädchen ohne Seele." Mit diesen Worten zog ich zwei Dolche aus den Taschen und hielt sie ihnen entgegen. Sie starrten mich panisch an, schienen etwas sagen zu wollen, bekamen aber keinen Ton heraus. Ich grinste sie breit an, meine Augen weit aufgerissen auf irgendetwas hinter ihnen gerichtet. "Wer von euch will zuerst sterben." Mein Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. Sie zitterten beide am ganzen Körper und der Mann machte einen kleinen Schritt zurück. Sofort lag mein hasserfüllter Blick fest auf ihm. "Also du." Schrie ich mit schon fast kreischender Stimme und sprang mit den Dolchen voraus auf ihn zu. Noch bevor er reagieren konnte bohrten sich die scharfen klingen durch seine Haut, die eine direkt in seine Kehle die andere in seine Schulter. Blut spritze. Mein Opfer fiel. Neben mir war ein panischer Schmerzensschrei zu hören.
Blut befleckt und immer noch breit grinsend drehte ich mich zu der Frau. Sie saß mit ein wenig Abstand auf dem Boden und versuchte trotz ihres starken Zitterns von mir weg zu rutschen. Eine Hand hatte sie über ihren Mund gelegt um nicht zu schreien. Langsam und mit weit aufgerissenen Augen ging ich auf sie zu. Sie versuchte noch weiter von mir wegzurutschen, wurde allerdings von ihrem zittern davon abgehalten. "R-re-rena.... w-was....." Ihre Stimme zitterte stark. Ich legte mein Knie auf ihre Brust und drückte sie so auf den Boden. "D-du w-wa-warst do-doch s-so ein n-ne-ttes Mä-mädchen." Sie hatte ihre zitternden Hände an mein Knie gelegt. Ich setzte einen mittleidigen Gesichtsausdruck auf. "Ja das stimmt, und ich tu das auch gar nicht gern." Die Ironie in meiner Stimme war deutlich zu erkennen. Ich beugte mich weiter zu ihr vor und grinste sie breit an. "Aber es steht die Todesstrafe darauf mir zu helfen. Und das hab ich mir nicht mal selbst ausgedacht." Mit diesen letzten Worten drückte ich ihr meine Dolche in die Kehle. Blut quoll heraus. Ihre Augen und ihr Mund waren weit aufgerissen aber kein Ton mehr war zu hören.

Ein paar Stunden später betrat ich das Dorf. Ich hatte mich davor noch an einem Fluss gewaschen um nicht zu sehr aufzufallen.
Das Dorf schien recht groß und wie ich auf der Fahrt erfahren hatte gab es hier ein Gebäude in dem Steckbriefe ausgestellt wurden. Vielleicht hatte ich ja Glück und der Künstler der mein Bild gezeichnet hatte war auch dort. Alleine bei dem Gedanken fing ich schon leicht an zu Grinsen. Aber das musste warten, immerhin hatte ich noch einen Auftrag zu erledigen.
Mit Hilfe des Bildes und ein paar Passanten fand ich schnell heraus wo mein Opfer wohnte. Wie es schien war es einer der Oberen des Dorfes. Das hieß, er hatte Geld, Wachen und roch hoffentlich etwas besser als der letzte. Genauere Informationen hatte ich nicht, nur eine Sache konnte ich sicher sagen. Es würde ein riesengroßer Spaß werden.

Das Mädchen ohne SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt