Kindergeisel

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Ein paar Tage später, mal wieder im nächsten Dorf. Ich schlenderte gemütlich um das Haus meines Opfers. Es gehörte einem Kaufmann, jedenfalls nach den Angaben meines Auftraggebers. Eine Weile schaute ich mich um und entdeckte letztendlich auch ein offenes Dachfenster. Noch kurz ließ ich meinen Blick die Straße entlang wandern um sicher zu stellen, dass ich auch alleine war. Dann streifte ich noch kurz die Ärmel meines Mantels zurück und kletterte innerhalb von nur wenigen Sekunden die alte bewachsene Hauswand nach oben. Auf dem Dach angekommen warf ich erst mal einen unauffälligen Blick durch das Fenster. Ein kleines rosa Bett stand an einer Wand, auf der anderen Seite ein weiß gestrichener Schrank, dazwischen auf dem Boden ein weicher Teppich auf dem überall Puppen und Stofftiere lagen und inmitten all dieser ein kleines Mädchen. Sie war um die vier Jahre alt, saß mit dem Rücken zu mir gedreht und redete mit einer Puppe, die sie im Arm hielt. Sie sah mit ihren kurzen hellbraunen Haaren und dem hellen Kleid fast schon niedlich aus. Außerdem spielte sie dort so glücklich, sah so sorglos aus, ein Kind mit einer glücklichen Kindheit. Jeder gewöhnliche Killer hätte jetzt Gnade gezeigt und sich einen anderen Weg in das Haus gesucht, aber ich war ja kein gewöhnlicher Killer. Ein fieses Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Ein ironischer Unterton wanderte in meine Gedanken. Fast schon schade, dass ich das beenden muss, aber sie ist leider ein bisschen in Weg.
Lautlos kletterte ich in den Raum und schloss hinter mir möglichst leise das Fenster. Ich schlich mich von hinten an das Mädchen an und legte eine Hand fest auf ihren Mund. Ein erschrockenes Quieken war von ihr zu hören. Ihren Hinterkopf an meine Brust gedrückt richtete ich mich auf. Ihre Füße hoben sich vom Boden, nervös und mit vor Angst geweiteten Augen zappelte sie in der Luft. Ein gedämpfter Angstschrei drang durch meine Handfläche. Verzweifelt versuchte sie mit ihren zarten kleinen Händen meinen Griff zu lösen, aber vergebens, ich hielt sie nur noch fester. Mit meiner freien Hand holte ich ein Tuch aus meiner Tasche, mit dem ich ihr dann mit geübtem Handgriff den Mund zu band. Nachdem ich dann auch noch ihre Hände gefesselt hatte, griff ich in ihre Haare und zog sie daran aus dem Raum. Etwas tollpatschig stolperte sie mir hinterher, ein klägliches Jammern drang durch das Tuch und endlose Tränen liefen ihre blassen Wangen herunter. Ich beugte mich ein wenig zu ihr herunter und starrte sie bösartig an. "Wo sind deine Eltern?" Fragte ich sie mit einem strengen Zischen in der Stimme.
Sie zitterte stark deutete aber nach kurzen Zögern mit einem leichten Nicken zur Treppe. Mein Griff in ihre Haare verfestigte sich wieder und ich zog sie mit mir runter wobei immer wieder ein schmerzhaftes Quieken von ihr zu hören war.
Unten angekommen schaute ich sie wieder streng an, woraufhin sie zu einer leicht geöffneten Türe deutete. Dem Geruch nach zu urteilen war es die Küche. Ein entspanntes Summen war zu hören, begleitet von dem Geräusch des Abwaschs. Ich warf einen Blick durch den Türspalt, wodurch sich meine Vermutung bestätigte. Es war wirklich die Küche und vor der Spüle, mit dem Rücken zu mir, stand eine Frau. Sie schien völlig entspannt, trocknete in aller Ruhe den Teller in ihren Händen ab.
Nachdem ich dem Mädchen noch einmal angedeutet hatte, dass sie leise sein solle schob ich die Türe weiter auf und schlich hinein. Das kleine Mädchen zog ich immer noch an den Haaren hinter mir her. Langsam ging ich auf die Frau zu, sie schien mich nicht zu bemerken, nahm sich einfach nur den nächsten Teller und begann diesen abzutrocknen. Langsam hob ich meine freie Hand und legte sie ihr mit festen Griff auf den Mund, wobei ich ihre Nase gleich mit zu hielt. Mit einem erschrockenen Zucken griff sie mit ihren Händen nach meiner, versuchte panisch meinen Griff zu lösen. Ein klirren war zu hören als der Teller am Boden aufschlug und in tausende Scherben zersprang. Ich hatte ihren Rücken an meine Brust gedrückt, mein Gesicht hielt ich direkt neben ihr Ohr. Ich flüsterte mit bedrohlicher, überlegener Stimme. "Eine falsche Bewegung und du darfst die Gedärme deiner Tochter vom Boden aufputzen."
Sofort erstarrte sie, aber nur für einen kurzen Moment, dann zog sich ein starkes Zittern durch ihren Körper und sie deutete mir mit einem zögerlichen Nicken an, das sie verstanden hatte. Ich ließ sie los woraufhin sie sich sofort zu mir umdrehte, einen Schritt zurück machte und sich mir verkrampften Händen an die Spüle hinter ihr klammerte. Die Angst war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, was sich nur noch verstärkte als sie mein breites Grinsen sah. Kurz wanderte ihr Blick zu ihrer mit Tränen überströmten Tochter, dann wieder zurück zu mir.
"L-lassen Sie sie los." Forderte sie mit zitternder, schwacher Stimme. "Bitte, ich tue alles was sie sagen." Fügte sie noch leise hinzu. Ich legte einen Finger an mein Kinn als würde ich überlegen. "Aber wenn ich sie los lasse verliere ich doch mein Druckmittel." Ich nahm meine Hand vom Kinn und grinste sie wieder breit an. "Ich hab einen anderen Vorschlag."
Sie schaute zu mir auf.
"Deine Tochter bleibt schön als Geisel bei mir und du läufst jetzt los und holst deinen Mann."
Sie nickte zitternd, bewegte sich aber keinen Millimeter.
"Na los, geh." Forderte ich streng, wobei ich dem Mädchen wieder an den Haaren zog, dass sie schmerzhaft auf quiekte. Noch kurz zuckte sie zusammen, stolperte dann aber panisch an mir vorbei. Ich schaute ihr grinsend hinterher. "Und bring nicht zu viele Nachbarn mit, wenn ich hier Leute abschlachten muss könnte es sein das ihr was passiert."
Noch einmal nickte sie mir ängstlich zu, dann verschwand sie aus dem Haus. Ich schaute zu dem Mädchen neben mit, zog ihre Haare nach hinten so dass sie gezwungen war mich anzuschauen. Breit grinsend betrachtete ich ihre verweinten Augen. "So und wir..." Ich beugte mich ein wenig zu ihr runter und grinste noch breiter. "Wir gehen jetzt noch ein bisschen spielen."

Das Mädchen ohne SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt