Puppenherz Puppenschmerz

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Zufrieden grinsend wendete ich mich von den blutigen Überresten vor mir ab. Vielleicht hatte ich es ein bisschen übertrieben, ich war mir nicht sicher ob man dieses etwas noch als menschliche Leiche identifizieren konnte.
Nachdem ich mich endlich von dem herrlichen Anblick vor mir lösen konnte stand ich auf und streckte mich erst mal genüsslich. Aber ich verließ den Raum noch nicht sofort, mein Blick fiel noch mal auf den Boden vor mir und auf das Etwas das dort lag. Eine Puppe, eine ausgesprochen hübsche Puppe. Die Kleine musste sie wohl mitgenommen haben. Ich hob sie auf und betrachtete sie mit einem leichten Lächeln. Sie erinnerte mich an etwas, ich hatte mal eine ganz ähnliche aber an der war etwas anders. Mein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Etwas Wichtiges und genau das würde dieser Puppe jetzt auch drohen.

Ich war wieder im Zimmer des Mädchens und saß auf ihrem Bett. Die Puppe lag neben mir und in meinen Händen hielt ich meine fast fertige Schnitzerei und das kleine Messer. Ich saß völlig entspannt an meiner Arbeit und grinste mein gewohntes Grinsen, das je weiter ich dem Ende meiner Arbeit kam immer breiter wurde.
Nach einer Weile legte ich das Messer weg und strich sanft die letzten Späne von der kleinen Schnitzerei in meiner Hand. Ein sanftes Lächeln lag auf meinem Gesicht als ich das kleine Herz betrachtete. Ich legte das Herz für einen Moment zur Seite, nahm die Puppe und das Messer in die Hand mit dem ich dem Stoffmädchen einen kleinen Schnitt in die Brust machte. Vorsichtig nahm ich etwas von der Wattefüllung heraus und steckte stattdessen das Herz hinein. Mit etwas Nähzeug das ich mir im Haus gesucht hatte verschloss ich den Schnitt wieder und betrachtete die Puppe erneut. So war es viel besser, mit diesem Herz in der Brust war sie wirklich wie die, die ich früher einmal besaß. Ich konnte mich noch sehr gut an sie erinnern, sie war mein liebstes Spielzeug, mein wertvollster Schatz und sie was es mit der alles begann.

Ich war noch nicht einmal drei Jahre alt. Es war ein stürmischer, regnerischer Tag und ich stand am Fenster und starrte in die grauen Fluten. Mir war furchtbar langweilig, mein Vater saß in seinem Büro und meine Mutter musste trotz dem Wetter wegs irgendetwas aus dem Haus.
Irgendwann, ich weiß nicht wann genau, hörte ich die Haustür und das leichte Fluchen meiner Mutter als sie ihre vor Wasser triefende Jacke auszog. Sofort sprang ich auf und lief zu ihr. "Momi Momi, spiel mit mir." Ich rief noch bevor ich überhaupt ganz bei ihr war. Ich stellte mich mit einem strahlenden Lächeln vor sie hin und streckte meine kleinen Händchen erwartungsvoll zu ihr hoch. Sie lachte leicht auf. "Nein nein Rena, ich kann jetzt nicht mit dir spielen, du wirst sonst doch nur ganz nass." Leicht enttäuscht senkte ich meine Arme wieder.
"Aber..." Sie griff in ihre Tasche. "...ich habe dir jemand anderen mitgebracht der mit die spielen kann." Sie lächelte sanft und streckte mir ihre Hände entgegen in denen eine wunderschöne Puppe lag. Ein begeistertes Strahlen breitete sich auf meinem Gesicht aus als ich nach der Puppe griff und sie überglücklich an mich drückte. "Danke Momi danke." Und damit lief ich auch schon los und ließ meine liebevoll lachende Mutter alleine zurück.
In meinem Zimmer setzte ich mich mit meinem neuen Spielzeug auf den Boden und begann begeistert mit ihr zu reden. Ich war überglücklich, erzählte ihr alles was mir gerade einfiel. "Oh meine liebe Puppe, ich hab dich so lieb." Ich nahm sie fest in den Arm und drückte mein Gesicht an sie. Aber mein lachen verging sofort. Ich hielt mein Ohr an sie aber es half nichts. Ich legte sie vor mir auf den Boden, drückte mit meinen Fingern leicht auf ihre Brust aber dort war nichts. Sofort nahm ich sie hoch und lief schnell in das Arbeitszimmer meines Vaters zu meinen Eltern. "Momi Papi, meine Puppe ist krank sie braucht Hilfe." Meine Mutter nahm sie mir ab und betrachtete sie. "So? Was hat sie denn mein Schatz?" Mit großen ängstlichen Augen schaute ich zu ihr auf. "Sie hat kein Herz Momi, sie hat kein Herz das für sie schlägt." Mein Vater kam zu mir und legte mir eine seiner großen warmen Hände sanft auf den Kopf. "Keine Sorge klein Rena, dein Doktor Papa kümmert sich darum." Er wendete sich an meine Mutter. "Assistenzärztin Mama bringen sie Rena in das Wartezimmer während ich den Patienten behandle." Meine Mutter lachte kurz auf nickte dann aber. "Wie sie wünschen Herr Doktor." Und damit nahm sie mich an die Hand und brachte mich zurück in mein Zimmer. Sie lächelte sanft. "Warte hier Rena ich gehe Papa helfen." Sie war schon fast wieder aus dem Zimmer als ich leise Fragte. "Wird sie denn wieder gesund?" Sie nickte mit einem Lächeln. "Ja, ganz sicher."

Ich wusste nicht wie lange ich gewartet hatte, aber irgendwann kam meine Mutter wieder zu mir. Sofort sprang ich auf und klammerte mich an ihr fest. Mit einem ängstlichen Blick sah ich zu ihr auf. "Momi Momi, geht es ihr wieder gut, ist meine Puppe jetzt wieder gesund?" Sie strich mir sanft mit der Hand über den Kopf und lächelte mich liebevoll an. "Ja mein Schatz, sie ist jetzt ganz gesund. Doktor Papa hat sich gut um sie gekümmert. Du kannst jetzt mir ins Krankenzimmer kommen und sie abholen."
Kurz darauf betrat ich, begleitet von meiner Mutter das Arbeitszimmer meines Vaters. Er wank mich zu sich und ich lief auch sofort um seinen Schreibtisch herum zu ihm. Er hielt mir meine Puppe entgegen die ich ihm auch sofort mit einem breiten Lächeln abnahm. "Danke Papi Danke." Ich drückte sie fest an mich stockte aber schon nach einem Moment wieder. "Aber Papi, ich kann ihr Herz gar nicht schlagen hören." Er legte mir sanft seine Hand auf den Kopf. "Weißt du Kleines, ein Puppenherz schlägt nur ganz leise. Es muss ganz leise sein und du musst ganz genau hinhören dann wirst du auch ihren Herzschlag hören."
Meine Mutter legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter. "Rena Schätzchen wir müssen noch ein bisschen Arbeiten. Geh doch in dein Zimmer und spiel dort mit deiner Puppe." Ich schaute mit einem breiten Lächeln zu ihr auf. "Ja Momi ich geh schon." Und damit verschwand ich auch schon aus dem Raum.

Nach einer ganzen Weile in der ich freudig mit meiner geliebten Puppe gespielt hatte betrachtete ich sie endlich einmal genauer. Sie sah so hübsch aus wie vorher und hatte auch nur einer kleinen Unterschied. Eine Naht auf der Brust. Sanft fuhr ich mit meinen Fingern darüber. "Ist dort dein Herz liebe Puppe?" Fragte ich sie mit einer ruhigen Stimme. Ich drückte etwas fester auf ihre Brust so, dass ich ein hartes Etwas darin spüren konnte. "Ja dort ist dein Herz liebe Puppe. Ich kann es spüren." Ich drückte immer fester auf die Naht, bis sie begann auf zu reisen und meine Finger langsam in ihrer Brust verschwanden. Ich erreichte das Herz in ihrem Inneren, schloss wie in Trance meine Finger darum. "Ich spüre dein Herz liebe Puppe, ich spüre es. Sag mir liebe Puppe, sag mir.... darf ich es auch sehen?" Mein Griff um ihr Herz verfestigte sich und ich begann langsam daran zu ziehen. Immer weiter zog ich daran bis meine Hand ihre Brust wieder verlassen hatte und ich die Herzlose Puppe auf den Boden fallen ließ. Mit einem breiten, begeisterten Lächeln im Gesicht betrachtete ich das kleine Holzherz in meiner Hand. "Da ist es liebe Puppe, da ist dein Herz. Jetzt habe ich dein Herz."

Ich saß immer noch auf dem Bett im Zimmer der Mädchens, die Puppe fest in meiner Hand. Ein sanftes Lächeln lag auf meinen Lippen als ich sie betrachtete. Wie in Zeitlupe legte ich die Fingerspitzen meiner anderen Hand auf ihre Brust. Drückte langsam fester zu, bis meine Scharfen Fingernägel langsam durch ihre Brust drangen. Langsam umschloss ich ihr Herz, zog daran bis ich es letztendlich im meiner Hand hielt.

Schweigend verließ ich den Raum. Die Puppe mit der aufgerissenen Brust lag auf dem Boden. Ihr Herz behielt ich fest in meiner Hand.

Das Mädchen ohne SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt