Kapitel 2.

401 11 1
                                    

Ich sah Josh unsicher an, wir standen gerade vor unserem Matheraum und ich überlegte Fieberhaft, wie ich es schaffen könnte, dass jemand anderes ihm die Schule zeigte oder wie ich es schaffen soll, ihm die Schule zu zeigen. In der Gegenwart von Fremden bekam ich nie nur ein Wort raus. „Was möchtest du denn sehen?" Stotterte ich leicht. „Es ist eine Schule, ich möchte gar nichts sehen." Gab er ruhig zurück. Ich starrte ihn einfach nur an, unfähig etwas zu sagen. „Was starrst du so?" Scheiße. „Nichts, nichts. Wie wäre es, wenn du mir deinen Stundenplan gibst und ich dir zeige, wo deine Räume sind?" „Wie wäre es, wenn wir beide Nachhause gehen und du dir mal ein wenig Selbstbewusstsein antrainierst?" „Gut." Flüsterte ich nur, ehe ich mich umdrehte und ohne ein weiteres Wort nachhause ging.

„Wir bekommen heute Abend Besuch, von einer alten Freundin, ich möchte, dass ihr alle Zuhause seid okay?" Bei der bitte sah sie nicht mich, sondern meine beiden Geschwister an. „Aber Mum." „Nichts Mum, ihr bleibt. Sie kommen um 19 Uhr, baut keinen Mist." Wieder sah sie nicht mich, sondern meine Geschwister an. Und ich war es zum Wiederholten Male an diesem Tag leid unsichtbar zu sein, meine beste Freundin redete nur über sich selbst, meine Mutter beachtete mich kaum, da ich ja sowieso die Liebe war und Josh, der mich nicht einmal kannte, hatte auch keinen Bock sich von der doofen Grace die Schule zeigen zu lassen. Wieso musste ich auch immer die liebe sein? Wieso konnte nicht ich auch einmal neue Freunde finden? Wieso war ich nur so Schüchtern? Mit langsamen Schritten lief ich die Treppe hoch und lies mich in meinem Zimmer, auf mein Bett fallen. In meinem Kopf bildeten sich hunderte Fragen, fast unfähig nur eine davon zu beantworten, fragte ich mich immer und immer, was Josh gegen mich hatte. Er kannte mich doch gar nicht. Mit Hunderten Fragen im Kopf, fiel ich kurz darauf in einen Traumlosen Schlaf, der erst viele Stunden später, durch das Klingeln einer Tür unterbrochen wurde. Mamas Freundin war da und sie wollte, dass wir uns schönmachen. Schnell sprang ich aus meinem Bett und machte zum zweiten Mal an diesem Tag Bekanntschaft mit dem Boden, diesmal schaffte ich es aber mich noch rechtzeitig Umzuziehen, ehe mein Bruder die Tür aufriss um mich zum Essen zu holen.

Wahrscheinlich hätte ich lieber liegen bleiben sollen, so tun sollen, als wäre ich in einen Dornröschen Schlaf gefallen, anstatt, wie jetzt im Türrahmen zu stehen und zu sehen, wer da an meinem Tisch saß. „Grace, schön, dass du auch noch aufwachst." Meine Mutter lächelte zwar, aber man sah ihr an, wie böse sie war. Tja, vielleicht hättest du mich heute Mittag auch ansehen sollen. „Du bist also Leonies mittlere?" Eine Frau, Mitte 30 musterte und lächelte mich leicht an. „Ja." Gab ich nur von mir und lies mich von meinem Bruder zu meinem Stuhl schupsen. Diesmal fiel ich nicht hin, diesmal hielt ich mich auf meinen wackligen Beinen und setze mich schnell auf meinen Platz. Mit der Angst doch noch umzufallen. „Ich bin Rosi, das ist mein Mann Drake und meine zwei Söhne David und Josh." „Ich bin Grace." Stellte ich mich nervös Lächelnd vor, dabei versuchte ich vergeblich Josh nicht an zu sehen, was aber kläglich scheiterte, da er mich mit seinen Blicken fast umzubringen schien. „Schöner Name." Hauchte er. „Den hat mein Mann ausgesucht, bevor er abgehauen ist." Lächelte meine Mutter falsch. Ich hasste es, wenn sie über meinen Vater sprach, sie wusste ganz genau, dass sie ihn rausgeschmissen hatte, er war nie freiwillig gegangen. Er hatte Platz machen müssen, für Leons Vater. „Ach Hannah, dein Haus ist so schön und deine Kinder erst!" „Die sollte mal ihre eigenen Kinder angucken." Flüsterte mir meine Schwester, Caro, zu. „Danke, deine Kinder sind aber auch nicht von schlechten Eltern." Lachte meine Mutter, Leonie setze mit ein. „Nun lasst uns aber essen, bevor es kalt wird!" Lachte meine Mutter und platzierte jedem von uns etwas auf dem Teller. Während des essen blieb es keine Sekunde still, jeder Unterhielt sich, meine Mutter mit Josh Eltern, mein Bruder mit David und meine Schwester flirtete was das Zeug hält mit Josh, nur ich blieb still und blickte auf meinen Teller. „Wie wäre es, wenn ihr uns mal euer Haus zeigt?" Rief Leonie begeistert aus. „Gerne!" Stimmte meine Mutter ein. Und so entließ sie uns Kinder und zeigte den Parkers das Haus. Nach etwa einer halben Stunde, wurde meine Tür aufgerissen und meine Mutter stand mit Josh Familie hinter sich in meinem Türrahmen. „Und das ist Grace Zimmer, etwas langweilig, wenn ihr mich fragt." Lacht sie. Ich drehte mich nicht zu Ihnen, ich wusste, dass sie schnell wieder gehen würden, also blieb ich einfach mit den Rücken zu ihnen sitzen und las mein Buch weiter. Als die Tür endlich ins Schloss flog, atmete ich erleichtert aus, endlich wieder allein zu sein. Dachte ich zumindest. „Interessantes Zimmer." Josh Stimme brachte mich zum Zusammenzucken, natürlich vor Schreck. Doch auch diesmal drehte ich mich nicht um, tat einfach so, als würde ich ihn nicht hören. „Ich weiß, dass du mich gehört hast." Seine Stimme war Plötzlich nah, zu nah an meinem Ohr. Auf meiner Haut bildete sich eine Gänsehaut, bevor ich mich aber umdrehen konnte, entriss er mir mein Buch und schmiss sich damit auf mein Bett. „Gemütlich." Murmelte er und begann gedankenverloren in meinem Buch herum zu Blättern. Ich wollte aufspringen und ihm das Buch entziehen, leider blieb ich mit meinem Bein hängen und fiel mit meinem ganzen Gewicht auf ihn drauf. Schnell drehte ich mich von ihm runter, wobei sein Arm unter meinem Rücken landete und mich so festhielt, denn ich drohte vom Bett runter zu fallen. Ich ignorierte seinen Arm gekonnt und versuchte vergeblich nach dem Buch zu schnappen. Erst durch sein Lachen wurde mir klar, dass ich es nicht schaffen würde und seine Arme viel länger waren, als meine. Also ließ ich mich einfach fallen, nicht darauf bedacht, dass ich noch an ihn gedrückt war, landete ich so schlussendlich auf seiner Brust. „Tut mir leid." Stotternd versuchte ich aufzustehen, wurde aber zurückgezogen und hatte nun einen perfekten Blick auf mein Buch. Durch seinen gleichmäßigen Atem, bemerkte ich, dass auch er zu lesen begonnen hatte und tat es ihm einfach gleich. So lagen wir da, ich an seine Brust gedrückt, er mit einem Arm um mich und gemeinsam am Lesen. Als würden wir uns Jahre kennen, als wären wir beste Freunde und zum ersten Mal in meinem Leben, störte es mich nicht, dass jemand fremdes mich im Arm hielt.

My favorite badboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt