Kapitel 7.

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Ich stand vor meinem Zuhause und hätte mich nicht fremder fühlen können, ich wusste nicht was in diesem Haus auf mich wartete, deswegen holte ich noch einmal tief Luft und schloss dann die Tür auf, ich hörte Stimmen, die Stimme von den Parkers und Shippers. Langsam ging ich in ihre Richtung und fand sie im Esszimmer, niemand, bis auf meinen kleinen Bruder erwarteten oder sahen mich, alles war beim alten. „GRACE!" Schrie mein Bruder im nächsten Moment und sprang mir in die Arme, ich lachte und hielt ihn fest, so fest, wie ich ihn noch nie gehalten habe. Alle Augen waren auf uns gerichtet, doch das war mir egal, denn ich hatte meinen kleinen Bruder wieder, fest in meinen Armen. „Ich habe dich vermisst." Flüsterte ich ihm ins Ohr. „Und ich dich erst, ich musste findet Nemo allein gucken, weil ich traurig war, dass du weg warst." Ich spürte Tränen an meiner Schulter und auch Tränen in meinen Augen. Plötzlich spürten wir beide, wie weitere Arme um uns gelegt wurden, ich nahm sofort den Geruch von Caro wahr und lächelte sie an, auch sie weinte. So standen wir drei da, angestarrt von weiteren Augenpaaren, mitten in der Küche, weinend. „Beruhigt euch doch mal, es waren doch nur drei Wochen." Und in dem Moment, in dem meine Mutter diese Worte aussprach, zerbrachen all meine Vorstellungen, all meine Vorhaben, all die Zeit in New York und ich wünschte, ich wäre nie wiedergekommen. „Mama spinnst..." „Ist schon gut, ich war nur drei Wochen nicht erreichbar für sie, nachdem sie mich 18 Jahre lang großziehen musste, nachdem sie ihr halbes Leben mir geopfert hat, ist es ihr bloß egal, wenn ihre Tochter einfach drei Wochen abhaut." „Wo warst du überhaupt?" War ihre einzige Frage. Es war ihr egal, dass ihre beste Freundin mit ihrer Familie am Tisch stand, es war ihr auch egal, dass meine Geschwister neben mir standen, ihr war alles egal. „Ich war bei Papa." War das letzte was ich sagte, bevor ich mich in mein Zimmer verzog, meinen gewohnten Geruch einatmete und etwas bemerkte, es roch nach Gras und auf meinem Bett lag ein Buch, es wurde angefangen, aber nicht beendet. Ich nahm das Buch und begann die letzten Zeilen zu lesen.

'Ich atmete tief durch und blickte in den blauen Himmel. Meine Wahrheit war genau hier. Jetzt. Ich wollte leben. Leben und singen und leben und Klavier spielen und leben und lieben und leben und sehen und leben. Meinen Traum leben.' (Das Lied der Träumerin von Tanya Stewner) Es war mein Lieblingsbuch, aber ich war mir sicher, es nicht hier liegen gelassen zu haben, ich blickte mich in meinem Zimmer um, es war alles wie immer, nur roch es anders, nach Gras, nach Minze, nach ihm. Ich würde diesen Geruch auch nach Monaten erkennen und vielleicht war es zu früh für mich, zurück zu kommen, zu früh ihn wieder zu begegnen. Ich sah auf meinen Nachtisch, auf dem ich mein Handy liegen gelassen habe, meine Finger griffen automatisch danach und schon beim Startbildschirm merkte ich, dass jemand an meinem Handy war, ich hatte einen anderen Hintergrund, ich hatte Josh als Hintergrund. Leicht lächelnd entsperrte ich es und sah, dass ich mehrere Nachrichten hatte, von Matty, meiner Schwester, Mattys Freund und meinem kleinen Bruder. Aber ich bemerkte auch eine, auf die jemand gegangen war, eine unbekannte Nummer, ohne groß nachzudenken, was ich in letzter Zeit echt selten tat, ging ich auf die Nachricht und las jede einzelne.

Josh Parker:

‚Grace?' ‚Du wirst vermisst.' ‚Nicht von mir, aber von den anderen.'

2 Wochen Später.

‚Ich habe gelogen, ich vermisse dich auch.'

Vor zwei Tagen.

‚Meinst du, wenn ich in den Himmel schaue sehen wir die gleichen Sterne?'

Ich flüsterte ein leises ja und wurde Plötzlich in starke Arme gezogen, die mich hielten, die ich liebte, die wie für mich gemacht waren. „Mach das nie wieder, verstanden?" Er flüsterte, doch ich wusste, wie ernst er es meinte. Wie das letzte Mal begann mein Herz wie verrückt zu schlagen, mein ganzer Körper begann zu zittern und ich weinte, weinte mir die Schmerzen aus der Seele. Und er hielt mich, hielt mich einfach fest. „Du hast mir so gefehlt." Flüsterte ich leise in seine Brust hinein. „Du mir auch." Ein Lächeln bildete sich in meinem Gesicht. „Grace?" „ja?" „Ich habe scheiße gebaut." Langsam setze ich mich auf und blickte ihn an. „Und wie kriegen wir das wieder hin?" Er sah mich an und lächelte, er lächelte nur für mich und niemand anderen. Zum ersten Mal nach langer Zeit musterte ich ihn, er trug eine dunkelgraue Skinnyjeans, einen schwarzen Pullover, seine Haare lagen verwirrter als sonst auf seinem Kopf und seine Augen schienen ihr leuchten verloren zu haben. „Ich habe keine Ahnung." Einen Moment lang, einen klitzekleinen Moment brach er in sich zusammen, als ob seine Wirbelsäure ihn nicht mehr halten würde. „Du musst keine Ahnung haben, du musst es nur machen. Kannst du es wieder gut machen?" „Mit dir kann ich alles machen." „Dann lass uns alles wieder gut machen."

Keine zwei Stunden später fand ich mich auf einem düsteren Parkplatz wieder, es war einer dieser Orte, zu dem man nicht allein ging, nein, eher überhaupt nicht hinging. Doch jetzt stand ich hier, total verzweifelt und überfordert, neben mir Josh Freunde und auf der anderen Seite Josh selbst, der meine Hand fest in seiner hielt. Egal wie düster dieser Ort und wie verzweifelt ich war, diese kleine Geste brachte mir neue Kraft und ich wusste, wir schaffen das, wir schaffen das zusammen. "Wenn ich bis drei gezählt habe, werft ihr die Dinger und rennt dann weg, okay?" "Was passiert, wenn wir nicht rennen?" Fragte einer von Josh Freunden, den blonden Jungen. "Dann wirst du lebenslänglich hinter Gittern sitzen oder gar nicht mehr Leben, noch Fragen?" Ich schluckte. Josh drückte meine Hand stärker und obwohl ich rennen sollte, tat ich es nicht, denn ich kann das Ding werfen, ich muss es nicht, aber ich kann und ich tat es auch, als die Zahl drei in meinen Ohren wiederhallte und ich rannte um mein Leben, als die Lagerhalle vor uns in Flammen aufging, ich rannte immer schneller und immer weiter, ich hörte die Jungs neben und hinter mir schreien, doch ich stoppte nicht. Ich tat etwas, das ich nicht hätte tun müssen, aber ich konnte es tun, ich habe es getan. Plötzlich spürte ich zwei starke Arme um meine Taille und wurde keine Sekunde später hochgehoben, Josh rannte mit mir in seinen Armen weiter, keiner von uns wusste wohin, keiner von uns wusste wie es weitergeht, aber wir wussten, diese Nacht nimmt uns niemand mehr. 

My favorite badboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt