Kapitel 9.

247 6 1
                                    




Ferien. Es war so weit, unser Haus stand voll mit Koffern, gefüllt mit Gelächter und guter Laune, ich fühlte mich fehl am Platz und freute mich auf meine freie Zeit, ohne Stress, bloß Zeit für mich. Ein Lachen drängelt sich zwischen meine Gedanken und ich wünschte, ich könnte sein Lachen aufnehmen, es jeden Abend abspielen, damit ich etwas habe, das mich an ihn erinnert, damit ich etwas habe, durch das ich mich Zuhause fühle. Ich kann nicht beschreiben was in mir vor geht, wenn ich ihn sehe, ich weiß, ich bin traurig, verletzt und verzweifelt, aber ich weiß nicht, warum. Um meine Gedanken nicht weiter ausführen zu müssen, ging ich kurzerhand nach unten, um mir etwas zu Essen zu machen. In der Küche saßen die beiden Familien und schienen ganz aufgeregt zu sein, sie würden morgen früh fahren und da es ja praktischer wäre, wenn sie alle zusammen losfahren würden, darf ich Josh und seine Familie auch hier noch eine Nacht ertragen. Ich ignorierte das Gespräch sowie die Blicke auf mir, schnappte mir einen Joghurt und wollte gerade wieder verschwinden, als Plötzlich Josh Mutter, Leonie anfing mit mir zu reden. „Grace, es wäre so viel schöner, wenn du mitkommen würdest." „Ihr seht auch schon ganz gekränkt aus." Antwortete ich Augen verdrehend und setze den Weg in mein Zimmer fort.

Der Tag flog an mir vorbei, wie jeder andere in den letzten Wochen auch, doch heute störte es mich mehr als sonst, ich wollte etwas tun, irgendwas. Ich wollte nicht ohne Grund trauern, also schnappte ich mir meine Jacke, verabredete mich mit Matty am Strand und lief ohne ein Wort zu sagen, aus dem Haus. Ab morgen, hoffte ich, sollte alles besser werden.

„Girl." „Boy." „Wie geht es dir? Wie kommt es das du anrufst?" „Mir geht es gut und dir? Ich wollte etwas mit dir machen, wie früher immer." Ehrlich lächelte ich ihn an und wurde sofort an seine Schulter gezogen, so liefen wir still die Straßen von Venice entlang. „Hast du eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, was passiert, wenn alles anders wird?" Fragend sah ich ihn an. „Es wird nie alles anders, das kann es gar nicht, denn du wirst immer bei mir bleiben, genau wie meine Familie, also wird sich nicht viel ändern. Wie kommst du da drauf?" Jetzt war er es, der fragend schaute. „Ich weiß nicht, Matty. Momentan ist alles komisch und ich habe Angst vor all den Veränderungen, die noch auf uns zukommen werden und die schon passiert sind, ohne dass wir es gemerkt haben." „Grace, Dinge kommen und Dinge gehen, manchmal ist es besser Dinge gehen zu lassen, als sie festzuhalten, bis sie einen kaputt machen. Wenn dein Wasserglas leer ist, stellst du es doch auch ab, oder nicht? Du musst Lernen los zu lassen, Dinge gehen zu lassen, die dir nicht guttun. Ich bin dein bester Freund und das werde ich auch immer bleiben, egal was passiert, ich liebe dich, aber niemand kann dich vor der Welt schützen und niemand sollte das tun, denn sie ist schön." Ich lächelte. „Du redest doch bloß so, weil du verliebt bist." „Vielleicht, vielleicht aber auch nur, weil ich dir deine Angst nehmen möchte." „Versprichst du mir, dass alles bleibt, wie es ist?" „Ich verspreche dir, dass ich bleibe, aber in deinem Leben wird sich viel ändern, das alles kannst du nicht aufhalten, du kannst es nur genießen." „Warum bist du noch mal Schwul?" „Weil Jungs geil sind." Wir beide lachten und es fühlte sich an wie damals, unbeschwert, vollkommen normal, als ob wir noch immer klein Grace und Matty wären. „Ich habe dich lieb, großer." „Ich dich auch, kleine." Obwohl die Stille zurückkehrte, blieb das Gefühl von Unbeschwertheit und ein riesen Teil in mir, hoffte es nie wieder zu verlieren. Irgendwann fingen wir beide an zu rennen, als ob wir vor etwas wegrennen würden, etwas uns verfolgt, doch egal wie schnell und weit wir rannten, es holte mich ein, als ich erneut die Haustür aufschloss und der Geruch von Zuhause längst verflogen schien, stattdessen schlug mir der Geruch von Zigaretten entgegen, als wäre es sein Zuhause. So leise wie möglich zog ich Jacke und Schuhe aus, schlich mich die Treppe hoch in mein Zimmer, in der Hoffnung, dass niemand mich bemerkt hatte, schmiss ich mich auf mein Bett. „Da hätte ich mich nicht hingelegt." Stille. Gänsehaut, Schmetterlinge, Flüche, Gedanken, Angst. Stille. „Ich mein es ernst, Grace, geh runter." Allein seine Stimme reichte aus, um mich dazu zu bringen ohne Widerrede von meinem Bett aufzustehen und ihm still dabei zu zusehen, wie er mein Bett ab bezieht. Ich hätte wissen müssen, warum ich aufstehen musste, ich hätte wissen müssen, warum er halbnackt in meinem Zimmer stand, aber ich kam nicht drauf, ich war eben nur Grace, die kleine unschuldige Grace, die einfach still dastand und so tat, als wäre ihr Zimmerboden das interessanteste, was diese Welt zu bieten hatte. „Grace?" Ich blickte hoch. „Ich habe hier, in deinem Bett, vor weniger als einer Viertelstunde mit deiner besten Freundin geschlafen. Und sie hat meinen Namen geschrien, lauter als du es jemals könntest." Stille. Schmerz, tote Schmetterlinge. Stille. Er sah mich an, ohne jegliches Gefühl in seinen Augen, er sah mich einfach nur an. Und da wusste ich, warum ich so fühlte, genau in dem Moment wurde mir bewusst, dass er alles tun könnte, dass es egal war, wie oft er mich verletzte, ich würde mich immer wieder auf ihn einlassen. Weil ich ihn mochte, ihn liebte. Und er wusste es, er wusste, ich würde immer wieder ankommen, er wusste das es bei all seinen Mädchen so war, er wusste, was er tun musste, um sie dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben. Ich brach weder zusammen, noch weinte ich, ich sah ihn an, sah wie wunderschön er ist und dann lächelte ich, weil ich wusste, alles geht vorbei, auch die Liebe. „Gefällt dir die Vorstellung, wie ich mit deiner besten Freundin schlafe?" „Die Vorstellung, dass du alleine stirbst, gefällt mir tausendmal besser." „Wir wissen beide dass das niemals passieren wird." „Hoffnung stirbt zuletzt." „Deine Hoffnung, dass ich mich in dich verliebe, stirbt die auch?" „Das ist sie schon längst." „Bist du dir da ganz sicher?" „So sicher wie noch nie." Mit langsamen aber gefährlichen Schritten näherte er sich mir, während ich versuchte immer weiter auszuweichen, drückte sich irgendwann meine Zimmertür in meinen Rücken. Sein Atem streifte meinen Hals. Wir standen uns nah, extrem nah, als ob er verhindern wollte, dass sich etwas zwischen uns drängte. „Warum lügst du mich an?" Es war bloß ein Flüstern, heißer Atem, an meinem Hals. „Tue ich nicht." Meine Stimme überschlug sich, von Selbstbewusstsein keine Spur. Josh begann heiße Küsse an meinem Hals zu verteilen, bis er an einer Stelle verharrte. „Bist du dir sicher?" „j..aaa." Den letzten Teil schrie ich fast, denn Josh begann an der Stelle zu saugen und drückte mich somit immer weiter an die Tür. „Schrei lauter." War alles was er sagte, bevor er mir noch einen Knutschfleck verpasste, der mich heiser keuchen lies. Was tat ich hier? Grace, wo bist du? Doch mein Kopf war zu benebelt, von dem Schauspiel was sich hier gerade abspielte und wieso sollte ich es nicht einfach genießen? Warum nicht einfach mitspielen? Weil er genau das will, weil er dich genau so sehen will. Schwach.

Als hätte er meine Gedanken lesen, fing er an zu Grinsen und lies von mir ab. „Ich wusste es." Mit den Worten drehte er sich um und widmete sich wieder dem Bett. Erst jetzt Realisierte ich wirklich, was passiert war, Cloe und Josh hatten Sex, auf meinem Bett, kurz bevor ich Nachhause kam. Ohne darüber nachzudenken, rannte ich auf Josh zu und schlug zu, ich schlug einfach zu, einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal, so lange, bis ich zusammenbrach, einfach in mir zusammenfiel, doch ich fiel, ohne jeglichen Halt.

Er hatte gewonnen. Ich war schwach. Und das wusste er.

My favorite badboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt