Kapitel 13

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Mich weckte der leckere Duft von Pancakes. Langsam öffnete ich meine Augen und schaute als alles Justin an, doch er schlief. Ich streichelte mit meiner Hand sanft seine Wange und gab ihm einen Kuss. Dann stand ich auf, zog mir was gescheites an, richtete meine Haare und lief die Treppen runter zur Küche. Da fand ich einen kochenden James, der eine Pfanne in der einen Hand hatte und mit der anderen rührte er im Topf rum. Ich schlich mich neben ihn und fragte grinsend, warum er kocht. Verwundert schaute er mich an und fragte mich, was ich auf einmal neben ihm machte. "Ich wurde wach und da Justin noch schläft, dachte ich, ich komm runter", grinste ich. "Oh, hab dich nämlich gar nicht gehört", lachte James und beantwortete dann meine Frage. "Ich bin derjenige hier, der kocht. Meine Frau ist nicht wirklich talentiert darin." "Das hab ich gehört", schrie Josy vom Wohnzimmer und wir lachten alle zusammen. Ich beschloss, schon mal den Tisch zu decken. Ich schnappte mir ein paar Teller mit genügend Besteck und positionierte sie auf dem Tisch. Später kam auch Justin dazu und umarmte mich von hinten. "Hey beautiful", flüsterte er und küsste meinen Nacken. Langsam drehte ich mich zu ihm um, fasste ihn an Nacken und zog ihn an mich. "Hey baby", flüsterte ich zurück und wir verfielen in einen langen, intensiven Kuss. "He, Schluss jetzt.", sagte Josy lachend. Verlegen schauten wir uns gegenseitig an und setzten uns schließlich an den Tisch. Das Frühstück verlief sehr amüsant. Wir redeten über Alltägliches, aber auch über ernsteres wie zum Beispiel Justins Gesundheit. "Du bist jetzt wie mein Sohn, Justin. Ich werde auf dich aufpassen und dafür sorgen, dass du von den Drogen wegkommst. Und dafür hab ich auch schon eine Idee. Wie wäre es wenn wir....", James legte eine kurze Pause ein und schaute Justin mit einem tiefen und ernsten Blick an. Dann redete er weiter: "...heute mittag zu einer Entzugsklinik gehen und schauen, ob das was für dich wäre?". Geschockt guckte Justin James an. Dann guckte er mich an. Abwechselnd schaute er hin- und her. Dann stand er ruckartig auf, nahm seine Jacke und verlies das Haus. "Justin!", rufte James doch er war schon weg. Kopfschüttelnd verdeckte er sein Gesicht mit seinen Händen und seufzte. Auch ich war geschockt. Entzugsklinik? Oh mein Gott. Ich schaute zu Josy, die James mitfühlend den Rücken streichelte. Plötzlich stand er ebenfalls auf und meinte, dass er Justin suchen geht. Und schon war er weg. Verwirrt schaute ich Josy an, doch sie zuckte nur die Schultern. Nickend nahm ich mein übriges Stück Brot in die Hand und aß weiter. Entzugsklinik. Hart. Ich überlegte lang nach, aß zuende und half Josy beim Abräumen. Die ganze Zeit redeten wir kein Wort. Mitfühlend nahm mich Josy in die Arme, als sie merkte, dass mir Justin nicht aus den Gedanken ging. "Alles wird gut.", sagte sie. Ich heulte los. Wie ein Wasserfall, bis keine Träne mehr kam. Josy streichelte mir über die Wange, umarmte mich nochmal und sagte nochmal "alles wird gut, süße". Ich versuchte sie anzulächeln, aber es gelang mir nicht. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und entschuldigte mich bei Josy. "Sorry, ich ... Ich brauch jetzt etwas Zeit für mich. Tut mir leid. Ich geh nach Hause. Sagt mir bescheid, wenn Justin auftaucht.", sagte ich mit einem sekenden Blick und verabschiedete mich. "Meld dich, wenn was ist", rief mir Josy noch zu, als ich die Tür schloss. Ich nickte. Sie war eine tolle Person, ich mochte sie echt gern. Das Taxi, was ich mir bestellte, war schnell da und fuhr mich nach Hause. Dort schmiss ich meine Sachen in eine Ecke und warf mich in meinem Zimmer auf meinen Bett. Ich heulte in meinen Kissen rein, bis alles schwarz, wegen der Schminke, und nass, wegen meinen Tränen, war...

Nach 5 gefühlten Stunden klingelte das Telefon. Kraftlos stand ich auf und ging ran. Es war James. "Hey Cassey, alles klar bei dir?", fragte er vorsichtig. "Naja...", nuschelte ich leise. "Nun, ich hab keine guten Nachrichten für dich. Ich hab Justin leider nicht gefunden. Er war nicht zu Hause und auch nicht in dem Viertel, wo er seine Drogen nimmt. Ich hab die ganze Stadt durchsucht. Er war nirgends." Mein Herz zerbrach. Die Worte gaben mir den Rest. Ich lies das Telefon sofort fallen, lehnte mich an die Wand und heulte wieder. "Cassey?! CASSEY!", schrie James am Telefon. "Mir gehts gut, James. Ich brauch nur ein bisschen Zeit für mich. Ciao, macht euch keine Sorgen um mich", sagte ich in den Hörer und legte auf. Ich legte mich hin, versuchte mich zu beruhigen und schlief ein.

*Zeitsprung - 5 Tage später*

Justin war immer noch nicht aufgetaucht. Die letzten Tage waren für mich nur noch ein verdammter Albtraum. Ich konnte weder schlafen noch essen. Wieder einmal ging ich in die Küche, aber nicht um mir was zum essen zu machen, nein. Ich griff nach einer Rasierklinge, die schon vom letzten Mal neben dem Wasserhahn lag. Ich will leiden, ich will mich bluten sehen, dachte ich mir und lief ins Badezimmer. Ich setzte mich hin und lehnte mich an der Wand an. Ich zog mein T-Shirt hoch und drückte sie in meine Haut. Spürte den Schmerz, dann sah ich die Tränen. Die roten Tränen, die an meinem Bauch entlang liefen. Rot wie Liebe, rot wie Feuer, rot wie Rache. Die Sorgen verschwanden, die Erlösung war da. Endlich fühlte ich mich für einen Moment wieder lebendig. Und zack, entstand eine neue Wunde. Ich drückte die Klinge tiefer und fester in die Haut. Die Narbe blieben, doch der Schmerz geht. Ängste kamen in mir hoch: Werde ich Justin jemals wieder sehen? Was, wenn er es diesmal mit den Drogen übertrieben hat? Ich schluchzte auf. Erneut drückte ich mir die Klinge in die Haut. Desto länger die Schnitte, desto tiefer die Wunde, desto mehr Blut ich sah, umso besser fühlte ich mich danach. Ich brauchte Liebe und Zuneigung. Ich brauchte jemanden, der mich in den Arm nahm und mir durch die Haare fuhr. Ich brauchte eine richtige Mom und einen richtigen Dad. Und natürlich Justin. Fast schon selbstständig bin ich aufgewachsen. Ich war 12 und wusste nicht, wie es ist, geliebt zu werden. Ich wusste nicht, was "Liebe" ist, niemand zeigte es mir. Zu Hause wurde ich wie Dreck behandelt, wurde geschlagen, und beleidigt. Hass zu meinen Eltern entwickelte sich. Selbstmordgedanken entstanden, war ich wirklich so wertlos? Das Ritzen fing ich schon mit 12 an, seitdem ist es eine Sucht. Aber dann, nach ein Paar Jahren kam Justin und zeigte mir, wie schön das Leben sein kann. Mein erster Freund und mein letzter, schwor ich mir. Und nun ist er weg. Wohin? Ein allerletztes mal schnitt ich mir meine Haut auf und schaute zu, wie die Bluttropfen auf den Boden tropften. Ich liebte das Gefühl. Ein kleines bisschen Gefühl von Lebendigkeit. Meine Augen waren ausgetrocknet, ich bekam keine Tränen mehr raus. Mit schwachen Armen zog ich mich am Waschbecken hoch und schlürfte ins Wohnzimmer. Dort warf ich mich auf die Couch, schaltete den Fernseher ein und suchte nach Ablenkung, doch alles was lief, war Unsinn. Schließlich beschloss ich, wieder abzuschalten und noch ein bisschen zu schlafen. Ich zog mein Shirt hoch, streichelte vorsichtig die gefühlten 100 Narben auf meinem Bauch und wünschte, Justin wäre jetzt da.

Bloody LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt