23. 03. 2016

43 3 7
                                    

"Weist du was dein Problem ist, Elaine?" Alan stellte den schweren Kasten voller Bierflaschen ab. "Du jammerst."

"Das hast du aus Der Teufel Trägt Prada. Es war ein Fehler von Sahra dir diesen Film aufzuzwingen", entgegnete ich betont gelangweilt und versuchte so cool wie möglich das Gewicht eines weiteren Kastens, ähnlich wie das, was er abgestellt hatte, oben zu halten.

"Das sehe ich völlig anders. Jetzt kann ich dir lauter einleuchtende Sätze reindrücken." Alan grinste verschmitzt während ich genervt stöhnte.

"Und jetzt?"

Er schüttelte den Kopf. "Jetzt helfen wir deinen Eltern weiter dieses Gartenfest vorzubereiten."

Ich nickte zustimmend und wir trugen die Fläschenkästen nach draußen.

Dad liebte Grillen und hatte sich kurzfristig entschlossen den halben Bekanntenkreis dazu einzuladen. Ein spontanes Gartenfest. Typisch mein Dad.

"Findest du, ich bin ein guter Mensch?", fragte ich später, als wir auf der Hollywoodschaukel im Garten saßen und Kaffee traken, für mich natürlich mit zwei Löffeln Zucker, für ihn komplett ohne alles. Kein Wunder, dass er immer wach und motiviert ist bei diesem Koffeinkonsum, zumindest rede ich mir das gerne ein um mich besser zu fühlen, schließlich bin ich neben ihm die reinste Regenwolke.

"Kommt drauf an, was stellst du dir unter einem guten Menschen vor?"

"Naja dieses typische, klischeehafte Gut-sein eben, rechtschaffend, hilfsbereit, freundlich, dieses Den-Reichen-geben-und-den-Armen-schenken-Ding vielleicht..."

Alan lachte schallend auf und die braune Flüssigkeit in seiner grünen Tasse schwappte beinahe über den Rand. "Das ist deine Vorstellung von einem guten Menschen?", fragte er dann.

"Naja...Nein, also ein guter Mensch...ich glaube, ein guter Mensch ist jemand, der viel an andere denkt und anderen hilft und Freude verbreitet...sozial, Nächstenliebe, Mitgefühl und sowas alles..."

"Mit anderen Worten, du findest ein Mensch ist dann ein guter Mensch, wenn er seine eigenen Bedürfnisse für andere zurücksteckt."

"Irgendwie schon oder?" Nachdenklich nahm ich einen Schluck Kaffee. "Wie Robin Hood zum Beispiel. Der hat doch auch immer sein Leben riskiert um den Reichen Sachen zu klauen und sie den Armen zu schenken und am Ende haben die ihn, soweit ich weiß, doch gekriegt. Ganz schön selbstlos. Und es gibt niemanden, der sagen würde, dass Robin Hood ein schlechter Mensch war, sofern er existiert hat, da ist man sich ja nicht sicher. In den ganzen Filmen ist er jedenfalls immer der beste von allen."

"Es kommt immer drauf an, was du zurück verlangst."

Verwirrt sah ich ihn an. Sein Lachen hallte mir erneut in den Ohren, die Grenze zum Spott gerade so eben nicht überschneidend.

"Wenn du jemandem etwas gibst ohne dafür etwas im Gegenzug zu verlagen, dann ist das etwas ganz anders, als wenn du jemanden etwas gibst um etwas zurück zu bekommen", sagte Alan und musterte das Gras zu unseren Füßen.

"Aber ist es denn falsch sowas wie Dankbarkeit zu verlagen?" Verwirrt runzelte ich die Stirn, versuchte seine Ansicht nachzuvollziehen.  

"Nein. Aber glaubst du denn Robin Hood wäre von den Armen so für seine Taten gefeiert worden, wenn er etwas im Gegenzug verlangt hätte? Gutes Handeln ist uneigennütziges Handeln. Meiner Meinung nach."

"Verwirrt mich gerade irgendwie...du erklärst nicht gut", murmelte ich und nahm weitere Schlucke aus meiner Tasse. "Ist es denn sicher, dass Robin Hood nichts zurückverlangt hat?"

LOGBOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt