10. 09. 2016

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"Was is los?"

"Hunger, müde, Kopf."

"Kopf?"

"Jap, die Fabrik da oben hat einen ordentlichen Defekt."

Defekt. Vielleicht hab ich mich da falsch ausgedrückt. Vielleicht denkt Alan jetzt komische Sachen. Aber komischer, als das, was ich denke, wird es wohl kaum sein.

Denken denken denken denken denken.
Das Menschliche Gehirn - die größte aller Mindmaps.

Es ist lustig, wie viele Dinge ich allein mit einem einzigen Menschen verbinde. Oder mit Orten. Mit der Schule. Diese Mindmap ist endlos. Gedanken sind endlos. Kein Wunder, dass die Zahnräder, die da oben ununterbrochen arbeiten, manchmal überhitzen oder ganz einfach den Geist aufgeben.

Es ist lustig, wie gleichgültig Menschen schönen Dingen gegenüber werden, wenn sie sie jeden Tag sehen.

Sie werden diese Berge nie wieder so sehen, wie beim ersten mal. Sie werden diesen Menschen nie wieder so sehen, wie beim ersten Mal. Sie werden diese Gefühle nie wieder so fühlen, wie beim ersten mal.

Was für ein Schwachsinn es ist, sich wertlos zu fühlen.

Was für ein Schwachsinn es ist, sich in einer Welt, so vollgestopft mit Menschen, so einsam zu fühlen.

Was für ein Schwachsinn es ist, zu lügen.
Oder ist es ein größter Schwachsinn, die Wahrheit zu sagen?
Ist Liebe oder Angst der größere Schwachsinn?

Bin ich Schwachsinn?

Sie, verehrtes imaginäres Publikum, würden nein sagen, wenn Ihnen diese Frage mit voller Ernsthaftigkeit stellen würde. Natürlich würden Sie das.

Und ich würde lächeln, mich bedanken, weggehen, lesen, schlafen und morgen früh mit den gleichen Gedanken aufwachen. Mit den gleichen Fragen.

Sinnlos hm? Schwachsinn oder?

Zweifel sind wie Unkraut.
Sie wuchern. Wenn man sie nicht bekämpft, werden es immer mehr. Und entfernt man sie nicht mit samt der Wurzel, dringen sie immer wieder durch die Oberfläche.
Zweifelunkraut. Gedankenunkraut. Kopfunkraut. Liebesunkraut.

Josie sagte mal an einem ihrer schlechten Tage: "Ich bin Unkraut."
Das stimmt nicht, Josie. Nur das in deinem Kopf ist Unkraut. Du hättest dein Beet früher davon befreien müssen. Bei ihr wächst es so schnell, dass ihre eigenen Hände und die Hände derer, die ihr helfen wollen, gar nicht mit dem ausreißen hinter her kommen. Zu oft bleibt die Wurzel drin.

Ja, meine Schwäche für Metaphern schon wieder.

Gedanken sind laut. Zu laut. Sie sind Ohrenbetäubend. Sie machen taub und blind und gefühllos oder viel zu empfindlich, sie verwirren, machen vernünftig, glätten Wogen und zerknittern Makelloses. Gedanken sind alles. Oder? Irre ich mich? Ich meine, schließlich bin ich nur ein Teenager-Mädchen. Ich sollte keine Ahnung haben. Ich HABE keine Ahnung.

Wieso schreibe ich das hier eigentlich? Mit welchem Sinn?

Sinn ist auch so n scheiß komplexes Wort. Damit fange ich gar nicht erst an, sonst wird das hier ein Spinnennetz. Ein großes, klebriges, grobgewebtes Spinnennetz, ohne Ende.

Der Unterschied zwischen dem Sinn und einem Spinnennetz liegt darin, dass das Spinnennetz ein Wirrwarr mit einem Mittelpunkt ist. Das Sinn-Wirrwarr hat keinen Mittelpunkt. Zumindest nicht, dass wir wüssten. Oder?

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