05. 02. 2018

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Hochverehrtes imaginäres Publikum! Ich habe Ihnen lange nicht geschrieben. Ja, ich weiß kleine und große Ewigkeiten her. Ich schätze, es gab Momente, wo es mir einfach zu gut ging. Und es gab Momente, wo es mir einfach zu beschissen ging.

Ich möchte, da Sie sich ja irgendwie sowieso nicht wehren können, etwas verkünden, das mir auf der Seele liegt. Auf der Seele und auf dem Herzen und auf der Zunge und ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen. Hier kommt die große Verkündung! 

Ich habe Angst. 

Wissen Sie, ich beiße mir oft auf die Zunge. Um das nicht zu sagen. Um es nicht zugeben zu müssen, vor niemandem, auch nicht vor mir selbst. 

Ich hab 'ne scheiß Angst. 

Vor was? 
Allem. 

Allem und nichts würde ich sagen. Viel, wenig. Alles, nichts. Sinnvoll, sinnlos. Spielt keine Rolle. Ich weiß nur, dass ich davor nicht davonlaufen kann. 
Ich kann mich nicht verstecken. Ich kann mich nicht ablenken. Ich kann mich nicht mal besaufen. Ist beim letzten Mal in die Hose gegangen. 

Zu den Auslösern gehört sowohl Zeug, das sicher alle von uns kennen, als auch Scheiße, die vermutlich nur ich selbst verstehe. Wenn ich sie denn verstehe, wofür es, nebenbei bemerkt, keine Garantie gibt. 

Die Zukunft ist da ein großes Thema. Schule. Veränderung. Ist kein einfaches Alter. Siebzehn, achtzehn, neunzehn. Aber welches Alter ist schon einfach. 

Ich selbst bin da auch ein großes Thema. Denn aus meinem Kopf kommt der ganze Schwachsinn ja. Traurigkeit, Angst, Wut, sich vor der Realität zurück ziehen, niemanden an sich ran lassen. 
Ich kann nicht gut darüber reden, selbst wenn ich es will, selbst wenn ich es ernsthaft versuche. 

Ich hab das Gefühl, ich halte es nicht aus hier. Und das ärgert mich, denn ich will mich nicht ergeben, ich will nicht verlieren. Ich will gewinnen.

 Da gibt es diesen Spruch, den mir meine Cousine mal vor Jahren gesagt hat: 
"Angst ist ein schlechter Begleiter" 
Ja, verdammte Scheiße, aber aus dem Weg gehen kann man ihr nicht. Und mir ist klar geworden, vor ihr davonzulaufen rettet mich nicht vor ihr. 
Ich muss also stehen bleiben, mich umdrehen, und sie anlächeln. Denn sie ist ein Teil von mir. Kein Feind. Sie ist genauso verwirrt, verzweifelt und unsicher wie ich. Genauso kreativ, genauso überfüllt mit Gedanken, genauso verliebt in Geschichten. Sie hat meine Erinnerungen, meine Gefühle, meine Enttäuschungen, meine glücklichen Erlebnisse, meine Freundschaften, meine Familie. 

Ich muss keine Angst vor ihr haben. Vor der Angst. 
Ich wette, würde ich meine Angst umarmen, würde sie in Tränen ausbrechen. Sie würde sich an meine Schulter klammern und schreien. Weil ich immer so lautlos wie möglich weine. 

Ich gebe mir Mühe. Ich weiß nicht, wie viel mehr Mühe ich mir noch geben kann. Ich weiß nicht, wie viel mehr Mühe ich mir noch geben muss.
Ich schätze, das hängt alles damit zusammen, wie viel Mühe ich mir noch geben will. 
Und das weiß ich nicht. 

Manchmal wünsche ich mir, dass alles verschwindet. Manchmal wünsche ich mir, ich selbst würde verschwinden. 
Doch dann denke ich mir, scheiße, wer sieht denn dann die Welt und die Menschen so wie ich? Niemand. 
Und scheiße, was würde ich denn sehen ohne die Welt? 
Nichts. 
Wäre das nicht eine scheiß Verschwendung? Wenn es keine Elaine Brookstone für diese Welt geben würde? Oder keine Welt für Elaine Brookstone? 

Ja, verdammt, wäre es. Und das wird vielleicht keinen Kontinenten bewegen, aber es wird mich bewegen. In die richtige Richtung hoffentlich. 



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