Wow, ich habe den Anfang hiervon mindestens vier mal geändert.
Kennen Sie das, wenn Sie so viel im Kopf haben, dass schon gar nicht mehr davon erzählen? Weil es so viel ist und so durcheinander? Nicht, weil Sie sich alleine fühlen oder weil Sie denken, keiner würde es verstehen. Viel mehr, weil sie es selbst nicht verstehen?
Wenn ja, dann fühlen Sie sich umarmt... oder nein, fühlen Sie sich kräftig auf die Schulter geklopft, vielleicht ist das angebrachter. Jedenfalls habe ich das Problem auch.Gestern ging es mir ziemlich schlecht und aus genau diesem Grund habe ich mit niemandem darüber geredet. Hab mich in 'nem Klo eingeschlossen, 'nen Fleier als Fächer benutzt wegen der Luft, hab da auf dem Boden gesessen. Hab danach gesagt: "Ist okay." Immer wieder, war fast schon unheimlich. Ich sage das zu oft. Und es ist gelogen und das ärgert mich mehr als alles andere.
Hey, nebenbei bemerkt, ich weiß genau, dass ich hier keine Ausnahme bin. Nichts besonderes. Sie kennen diese Art Lüge sicher alle. Und den Kompliziert-Überfordert-Mist sicher auch. Eine Freundin sagt oft, alles ist halb so schlimm, man muss nur herausfinden, weshalb es einem schlecht geht, das macht alles gleich besser und man kann daran arbeiten.
Ich wünschte, ich könnte es so sehen wie sie. Ich weiß, warum es mir schlecht geht. Zumindest weiß ich es oft. Das bringt mir aber nichts.Aber, meine Damen und Herren, ich weiß, was ich, was wir alle mehr brauchen! Dankbarkeitsmomente.
Wenn es einem schlecht geht, hilft es, dankbar zu sein. Ich kann das nicht immer. Aber ich habe diese Momente, da überfällt es mich regelrecht. Dann denke ich, ich habe noch nie ein schöneres Lied gehört. Noch nie einen schöneren Menschen gesehen. Und noch nie so schön ausgesehen. Noch nie etwas schöneres gedacht. Noch nie ein so schönes Gespräch geführt.
Dann wird mir gewusst, wie kostbar alles ist. Wie kostbar ich selbst bin.
Dann frage ich mich, wieso sollten wir uns hassen? Wir sind das schönste, was es gibt. Das Mädchen mit den Dreadlocks und den Grübchen. Der Junge, Gitarre spielen kann. Eine verschwitzte Umarmung nach einer langen Autofahrt. Ein letztes Gute Nacht bevor man das Licht ausschaltet. Eine halbe Stunde über einen Haken in der Decke lachen. Geteilter Wein. Sterne anschauen. Unter einem Baum sitzen.
Wir vergessen immer wieder, wie viel Liebe um uns herum ist. Und in uns. So viel, wir ersticken förmlich, wenn wir sie nicht rauslassen. So viel, ich weiß manchmal gar nicht, wohin damit.
Wir sind in der Lage, so unfassbar glücklich zu sein. Und so unfassbar traurig, wenn es uns nicht gelingt. Ich weiß, Dankbarkeit braucht viele Anläufe.Aber vielleicht, wenn wir alles weniger verfluchen. Vielleicht können wir uns dann öfter erinnern. Sie wissen schon. Daran, wie kostbar wir sind. Jeder einzelne. Genau so, wie wir sind. Das Mädchen mit den Dreadlocks und den Grübchen. Über das ich eigentlich nichts weiß. Ich hab sie nur von weitem gesehen und ein paar Minuten lang für das schönste Mädchen der Welt gehalten. Der Junge, der Gitarre spielen kann. Den ich eigentlich nicht besonders mag, weil er sich mal über meine Haare lustig gemacht und nie entschuldigt hat. Dem ich aber gerne zuhöre.
Mir geht es öfter nicht besonders gut. Ob ich Ihrer Meinung nach irgendeine Ahnung von schlechten Zeiten habe oder nicht, können Sie gern für sich selbst entscheiden.
Wie dem auch sei, ich glaube, irgendwas da draußen möchte mir zeigen, dass ich ein guter Mensch bin. Möchte mir die Gelegenheit dazu geben. Aber ich muss mitmachen. Wir müssen alle mitmachen. Sonst funktioniert es nicht.Alle meine Freunde, meine Familie... ich liebe euch. Ich liebe euch so sehr, ich kann es manchmal gar nicht glauben. Und ich bin euch so dankbar. Ich könnte es nie beschreiben.
Ich wünsche Ihnen, sehr geehrtes imaginäres Publikum, dass auch Sie dankbar sind. Ich wünsche es Ihnen von ganzem Herzen. Denn dann können Sie vielleicht glücklich sein. Wenn auch nur ein kleines bisschen.

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LOGBOOK
Novela JuvenilHaben die Kapitäne von Schiffen nicht Logbücher geschrieben? In dem Falle wäre ich der Kapitän, das Schiff wäre mein Leben und das Meer wäre die Welt. Klingt poetisch. Und da steh ich drauf!