Mitternacht

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Ich lief den schmalen Weg, der in den Waldführte entlang.
Es regnete wasserfallartig, es war eisig kalt. Ich war von zu Hause geflohen, ohne Jacke, ohne Schuhe, auf der Suche nach Ruhe und Abstand von Menschen. Es war spät in der Nacht, es war bald Mitternacht. Meine Klamotten klebten an meiner Haut, genauso wie meine durchnässten Haare in meinem Gesicht klebten. Die Regentropfen peitschten wie Nadeln auf mein Gesicht ein, das ich geweint hatte viel nun nicht mehr auf.
Langsam betrat ich das Waldgebiet, meine dumpfen Schritte hallten umher. Die mächtigen Bäume warfen gespentische Schatten auf den nassen Boden. Ich lief immer tiefer in den düsteren Wald hinein, mit jedem Schritt war ich weiter weg von den oberflächigen Menschen.
Das sanfte Rauschen der Bäume, die sich im Wind rhythmisch hin und her wogen, tönte in meine Ohren. Ich hörte wie der Uhu durch den Wald schrie, wie die Insektem im Unterholz leise anfingen zu zirpen. Alle nachtaktiven Tiere schlichen durch die Gegend um dann in einem plötzlichen Moment ihre Beute zu schnappen. Der Specht fing an Löcher in die Bäume zu hämmern. Ich sah wie die Glühwürmchen ihr wunderschönes Licht in der Dunkelheit präsentierten.
Es hörte auf zu regnen, die grauen Wolken verschwanden vom Himmel.
Ich kam auf eine Lichtung und legte mich dort in das weiche Moos. Einige Blätter vielen lautlos, fast schwebend zu Boden. Die Helligkeit des gleißenden Mondlichtes überflutete die Lichtung und Blümchen, die zuvor unter dem Würgegriff des Tages litten, blühten nun auf und entfalteten ihre wahre Schönheit.
Im Hintergrund hörte ich wie einige Wölfe den Vollmond anheulten. Eine Aura der Friedlichkeit umwarb diesen Ort wie ein Spinnennetz. Endlich hatte ich Frieden für Heute mit mir geschlossen, wie ich sie liebte, die Stille des Waldes.

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