"Started from an unknown nobody..."

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Wie jeden Tag verließ ich mein Zuhause um in die Innenstadt Seoul zu fahren. Zu Fuß machte ich mich also auf den Weg zur Bahn, was nicht besonders lange dauerte da die Station direkt ein paar Häuser weiter war. Das vertraute Piepen der sich langsam schließenden Türen schrillte in meinen Ohren, bis ich realisierte, dass das MEIN Zug war, welcher sich soeben zur Abfahrt bereit machte.
Ich ignorierte mein Handy auf das ich bis jetzt gestarrt hatte und rannte mit meiner Tasche unterm Arm los. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es den Bauch einzuziehen und mich zwischen den sich schließenden Türen in die leere Bahn zu quetschen. Das war knapp, aber jetzt begann die entspannende Phase: 20 Minuten in Ruhe meinen Kaffee trinken und wach werden. Ich liebte es. Man konnte gemütlich aus dem Fenster sehen und alles beobachten. Die Häuser und Menschen, auch die eher weniger vorhandene Natur. Denkste. Nach vier Stationen hieß es aussteigen. "Endstation. Wegen Bauarbeiten bitte umsteigen."
Verdammt. Dann war das auch noch eine dieser düsteren Stellen, an denen ein Mädchen nicht alleine sein sollte.
Andere Fahrgäste denen ich hätte folgen können gab es anscheinend nicht. Ich stand also an einem düsteren Ort an dem Wände mit Graffiti beschmiert waren und überall Kippen und Bierflaschen herumlagen, ohne die leiseste Ahnung wo ich hin musste. Zum Glück war hier alles so gut ausgeschildert! - Nämlich garnicht.

"Mist..." knurrte ich und ging mit vorsichtigen Schritten in Richtung eines Ganges. Alle paar Meter stand eine Gruppe von "Gang Mitgliedern", oder wie such immer Andere sie nannten, welche mich anstarrten und dreckig lachten.
"Nette Beine!" rief einer von ihnen und seine Kumpels begannen laut sich über mich lustig zu machen. Hätte ich doch bloß keine kurze Hose angezogen, dann hätte ich mir das erspart...
Ein Mann mit kurz rasierten Haaren und dunkler Kleidung stellte sich vor mich. Mit der Hand in der Hosentasche und einer Zigarrette im Mundwinkel gaffte er mich drohend an. Aprupt blieb ich stehen und wagte es kaum auch nur einen Finger zu rühren. "Na?" von Kopf bis Fuß musterte er mich wobei seine Augen kurz an meinen unbedeckten Beinen hängen blieben, jedoch wieder zu meinen Augen fanden. "Was macht so eine unschuldige Schönheit denn hier?"
Er ging ein paar Schritte auf mich zu und wollte gerade seine Hand anlegen, als sich ein Arm um meine Schulter legte und mich an dem Typen vorbei weiter den Gang entlang zog.
"Jemand wie du sollte hier nicht alleine sein." zischte der Unbekannte und führte mich immer weiter voraus. Bist jetzt hatte ich kein Wort heraus bekommen und das änderte sich wohl so schnell auch nicht. Verängstigt wagte ich es gar nicht dem Fremden einen Blick zu widmen, also liefen wir schweigend weiter bis wir an einem anderen Gleis ankamen, an der schon ein weiterer Zug stand. Rasch zog er mich auch dort hinein und nahm seinen Arm wieder zurück. Total verpeilt suchte ich erstmal einen Platz auf dem ich mich nieder ließ. Der Unbekannte, den ich jetzt erst richtig sah, setzte sich mir gegenüber und blickte mich vorwurfsvoll an. Er hatte blonde Haare unter einer Snapback eingeklemmt, schmale Augen, eine große Nase, voluminöse Lippen und war etwas schicker als die Männer von gerade eben gekleidet, jedoch im selben Stil.
"Du solltest hier nicht einfach so rumlaufen. Schon garnicht so." Seine Augen deuteten auf meine Beine, musterten mich einmal und fanden dann wieder zu meinen.
Wie versteinert starrte ich ihn an, ich musste erstmal klar kommen.
"Oh, ich hab mich ja noch garnicht vorgestellt." stellte er überrascht fest. "Ich bin Woo Jiho, du kannst mich aber Zico nennen." ergänzte er dann freundlich lächelnd und reichte mir die Hand. "L-Lee Yumin... o-oder auch Min..." stotterte ich leise und besiegelte das Kennenlernen mit einem kurzen Händedruck. "Die Strecke wird die nächsten Tage noch gesperrt sein." meinte er murmelnd, nahm mir das Handy aus der Hand und tippte darauf herum. "Du wirst mich brauchen... Ruf mich an wenn du zwei Stationen vor der hier bist." Ein leichtes Nicken meinerseits sollte als Antwort genügen.
"Am Besten ziehst du eine Lederjacke an und lässt die unschuldigen Klamotten im Schrank." Zico gab mir mein Handy wieder und richtete den Blick auf mich.
Eine Lederjacke? "Ich hab sowas nicht..."
Sprachlos sah mich der Blonde an. "Okay, okay vergiss die scheiß Lederjacke. Meld dich einfach. Ich muss jetzt auch raus. Bis morgen..." Emotionslos stand er auf und verließ die Bahn, ohne mir noch einen Blick zu widmen.
"Äh... bis dann..." meinte ich noch leise und begann langsam zu realisieren, was da gerade passiert war. Da hat mich also ein... Badboy oder sowas in der Art vor anderen seinesgleichen "gerettet", mir einfach seine Nummer gegeben und will mich ab jetzt jeden Tag an dieser Station von der einen Bahn zur anderen bringen, nur damit mir nichts passiert? Hm... Interessant.
Den restlichen Tag war jedenfalls an nichts anderes mehr zu denken. Auch Abends ging mir Zico nicht aus dem Kopf und ich hatte ein bisschen Angst, was diese Begegnung noch mit sich bringen würde.

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