"I follow you around anxiously."

1.7K 98 5
                                    

Mit einem Tuch, das ich mir an die Lippe drückte, saß ich auf einer Bank, pissed, aber sowas von. Neben mir, nicht weniger wütend, Sungjoon, der sich ebenso ein Tuch an die Nase drückte. Diese Bank wäre eine normale gewesen, wäre sie nicht in der Polizeistation. Zico kam gerade mit einem Beamten zurück, nahm meine Hand und zog mich auf. "Okay. Yumin, sie gehen bitte nach Hause. Ruhen Sie sich aus und Jiho, danke für Ihre Aussage." "Kein Problem." "Sungjoon, Sie sind verhaftet wegen Körperverletzung, der Verfolgung wehrloser Frauen und unerlaubte Video und Bildaufnahme."
Das Einzige, an das ich mich noch erinnern konnte, war der Schlag von meinem Stalker, der mir somit das Licht ausgeschaltet hatte, und einen Teil der Fahrt in Polizeiwagen, mit dem Kopf auf Zico's Schoß. Das war nicht gerade gut gelaufen, denn mittlerweile war es Donnerstag und früh morgens.
"Danke... Tut mir Leid, dass ich dich da mit rein gezogen hab..." Mittlerweile fuhren wir in Zico's Wagen, ich sehr kleinlaut auf dem Beifahrersitz, immernoch mit einem Tuch an meiner inzwischen mehr als geschwollenen Lippe. Zico lachte leicht auf. "Eey, ich helf dir doch gern. Auch wenn's etwas besser hätte ausgehen können. Aber du sahst so cool aus wie du ihn verprügelt hast." Jetzt musste auch ich lachen. "Zu blöd nur, dass er nicht liegen geblieben ist." kicherte ich selbstironisch über meine Dummheit.

"Min, aufwachen. Wir sind da." Verpeilt öffnete ich die Augen und sah einem liebevoll lächelnden Zico ins Gesicht. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich eingeschlafen war. Als der Blonde Anstalten machte auszusteigen, schnallte ich mich rasch ab und tat es ihm gleich. Wo waren wir? Achja, er hatte mich zum Atelier gebracht. "Wollten wir nich noch meine Klamotten...?" frage ich erschöpft doch mein Kumpel winkte ab. "Hab ich schon alles gemacht. Komm, gehen wir erst mal rein." Er hatte eine kleine Umhängetasche, die nach meiner aussah, um die Schulter geworfen, nahm mich an der Hand und zog mich zu meinem Arbeitsplatz. Als wir die Glastüre rein kamen, stand da auch schon mein Chef und das nicht gerade erfreut. "Da bist du ja." zischte er streng und musterte Zico. "Und wer ist das wenn ich fragen darf?" Ich blickte zu dem Blonden und sah, wie er misstrauisch eine Augenbraue nach oben zog und starren Blickkontakt mit meinem Arbeitgeber hielt. "Songwoon, das ist Zico, mein... Kumpel. Zico, mein Chef." Immernoch suspekt starrten sich die Beiden an. "Aha, der Zico, wegen dem du deine Arbeit vernachlässigst?" Nervös blickte ich auf den Boden und ergriff Zico's Oberarm. "Geh schon mal in mein Büro. Ich klär das hier. Gleich links." Offensichtlich nicht so begeistert von der Idee, folgte er zum Glück meinen Anweisungen. "Wann habe ich meine Arbeit bitte vernachlässigt?" Demonstrativ verschränkte ich meine Arme und sah Songwoon herausvordernd an. "Andauernd. Du verwschwindest einfach so aus dem Atelier und das seit dem du den Typen da kennst!" "Pah! Also bitte." jetzt wurde ich lauter, ich ließ mir nicht alles gefallen. "Erstens, ist das nicht irgendein Typ, das ist einer meiner besten Freunde. Zweitens, habe ich noch nie ein Bild zu spät oder in schlechter Qualität geliefert und DRITTENS, ist es toll zu sehen, wie sehr du dich einen Scheißdreck um mich sorgst. Falls es dich interessiert, habe ich heute Nacht mit Zico's Hilfe meinen Stalker, der dich ja nichts anging, in den Knast gebracht und bin dabei verprügelt worden. Wir haben die Nacht KEIN Auge zu gemacht und jetzt komm DU mir bitte nicht noch mit deinem Klugscheißer getue an. DANKEschön!" Es war keine gute Idee, so mit seinem Vorgesetzten zu reden, aber das war mir so egal. Der nervte mich schon von Anfang an. Ausgekozt ging ich an ihm Vorbei in mein Büro und schloss entladen die Tür. "Wow." Zico hatte es sich an meinem Schreibtisch bequem gemacht und die ganze Zeit über gelauscht. "Nicht schlecht. Ich mag dein Temperament." Das typische Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit und ich liebte es, wie es seine ohnehin schon schmalen Augen noch kleiner machte. Auch ich musste kichern. "Ist nicht so, als wärst du nicht dran Schuld, dass ich mich mal wehren kann." Er zuckte mit den Schultern, blickte mich intensiv an und sah sich dann im Raum um. "Die ganzen Zeichnungen hier sind deine?" Nickend beobachtete ich, wie er interessiert ein Bild nach dem anderen betrachtete. Es hingen einige Entwürfe an den Wänden und Studien des menschlichen Körpers, damit ich mir die Proportionen manchmal etwas abschauen konnte. Dann hatte ich eine Art Wäscheleine, an der Bilder hingen, bei denen das Preperationsspray trocknen musste, damit auch ja nichts verschmiert wurde. Schlagartig wendete sich Zico wieder zu mir und sah mich entschlossen an. "Setzt sich mal hin, das hört ja garnicht auf zu bluten." Er wollte mich schon vorsichtig zum Stuhl befördern, als ich ablehnte. "Nicht hier drin. Die Bilder könnten schmutzig werden." "Na gut. Dann gehen wir jetzt raus zu deinem Chef. Aber erst mal ziehst du dich um." schlug er dann vor. Ich nickte und so wurde es dann auch gemacht. Ich musste sagen, Zico hatte einen guten Klamottengeschmack, von dem, was er da aus meinem Schrank gezogen hatte. "So, setz dich hin, lass mich das mal anschaun." Brav wie ich war, hockte ich mich also auf die kleine Ledercouch im Eingangsbereich und nahm das Tuch von meiner Lippe, damit Zico, der vor mir in die Hocke gegangen war, einen Blick drauf werfen konnte. Vorsichtig legte er zwei Finger an mein Kinn, um meinen Kopf ins richtige Licht zu drehen. Dann verzog er das Gesicht. "Ou sieht das übel aus. Äähm, Kleine ich glaub das müssen wir vom Arzt anschauen lassen." "Was?!" vernahmen wir scharf von der anderen Seite des Raumes, "Noch weniger Arbeiten wegen einem kleinen Kratzer?! Das kann ich nicht dulden." Genervt verdrehte der Blonde die Augen, stand auf und richtete sich an meinen schwarzhaarigen Chef. "So du Vogel, ich weiß ja nicht wer dir den Stock in den Arsch geschoben hat, aber bevor du das Maul aufreißt, solltest du dir vielleicht mal Min's Verletzung anschauen. Immerhin ist sie deine Angestellte." Um Unterlassung flehend hatte ich die Hand meines Kumpels genommen und daran gerüttelt, doch er hatte einfach weiter geredet. Wie eine kleine Tusse starrte Songwoon zwischen ihm und mir hin und her, bevor er mit schnellen Schritten zur Couch kam, sich vor mir klein machte und genauer auf die Wunden in meinem Gesicht sah. Schlagartig wurde er blass und räusperte sich. "Okay, geht ruhig. Lass dich für heute und Morgen krank schreiben. Ich hab heute wohl nen blinden Tag." meinte er dann ruhig und tappte zu seinem Schreibtisch. "Ein bisschen blöd so als Maler, oder?" kicherte Zico und nachdem ich mich ebenfalls erhoben hatte, bekam er dafür auch einen Schlag auf die Brust. "Schon." Hörte man von hinten und sogar ein Lächeln sah man auf seinen Lippen. So hatte ich ihn ja noch nie gesehn.

"Der is Schwul oder?" Lachte Zico, als wir auf der Fahrt ins Krankenhaus waren. "Was?" kicherte ich überrascht. "Komm schon, das sieht man doch." Ungläubig starrte ich ihn an und war dabei, ihn abzuwehren. "Was?! Nei-" "Ich wette mit dir, dass ich ihn dazu bringe mich küssen zu wollen." Jetzt verschränkte ich die Arme und sah herausvordernd auf die Straße. "Fein. Und wenn du das hinkriegst, dann... dann..." "Dann darf ich dich ein Mal küssen wann ich will, und zwar so richtig. Und wenn ich versage, darfst du mir einmal eine klatschen wann du willst." Beendete er meinen Satz. "Okay, aber so richtig, Deal." Wir gaben uns die Hand drauf und es dauerte schon nicht mehr lange, da kamen wir in der Notaufnahme an. Da kaum etwas los war, kamen wir auch gleich dran und es hieß Nähen. Und so lag ich in einem Behandlungsraum, der Arzt alles vorbereitend und mit mir scherzend, während Zico es sich auf einen Stuhl neben mir bequem gemacht hatte und den Kopf an meinen Bauch gelegt hatte. Er war unglaublich müde. "Jaa, das war eine lange Nacht." fügte ich noch hinzu, nachdem ich erzählt hatte, wie es zur Verletzung gekommen war. Kichernd nickte der ältere Mann im Arztkittel und brachte mich auch gleich zum Schweigen, da meine Lippe ja nicht ewig bluten konnte. Mit fünf Stichen flickte er den tiefen Riss, der nicht gerade gut aussah und verpackte die Wunde dann in einem dünnen Pflaster. Auch, wenn es nur ein paar Stiche waren, hatte es seine Zeit gedauert, bis ich fertig war. "Jiho.. aufwachen..." Jetzt sitzend stupste ich den Blonden an, der die ganze Zeit über meine Hand gehalten hatte und teils an mir lag. Langsam erhob dieser seinen Kopf und blickte mit noch kleineren Augen als sonst verpeilt zwischen den Schwestern, dem Artzt und mir hin und her. Nach einer kurzen Selbstfindungsphase hatte er es wohl geschafft zu realisieren, was hier abging und stand vorsichtig auf. Ich tat es ihm gleich und ließ mich mit Schwung von der Liege nieder, während Zico verschlafen seine Klamotten und die Haare richtete. Wie auch vorher scherzend verabschiedete ich mich von dem netten Arzt und ging vor dem blonden Rapper aus dem Raum in einen Flur und weiter zum Ausgang, er immer hinter mir. "Wie lange war ich weg?" fragte dieser, immer noch völlig neben der Spur. "Vielleicht eine halbe Stunde." antwortete ich aufgeweckt und fröhlich über die Betäubung an meiner Lippe. Den weiteren Weg zum Wagen gestalteten wir mit einem kleinen Austausch über die Nacht, die für uns ewig war und als wir dann auch noch im Auto waren, wurden wir endgültig von der Erschöpfung niedergeschlagen. Gerade die paar Kilometer zu meiner Wohnung schafften wir im Wachzustand und wir beschlossen Beide erst einmal bei mir ein Nickerchen zu machen, was natürlich in einigen Stunden Tiefschlaf in normalen Klamotten ausartete.

》Good to Bad《 ZICO 》Bad to good《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt