"I will survive as I live."

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Der Kaffee schmekte anders als sonst... bitterer und intensiver, aber das gefiel mir irgendwie. Insgesamt fühlte ich anders, ich wusste nur nicht, was genau es war. Mein Zug fuhr ein und mit einem Seufzen betrat ich ihn und setzte mich auf meinen Stammplatz. Der Schaffner fuhr langsam los und so kam ich auch dieser bedrückenden Haltestelle näher. Sollte ich Zico wirklich anrufen? Eigentlich kam ich doch gut alleine zurecht... Was sollten mir diese Typen schon tun, also bitte. Ich bezweifle, dass man sofort vergewaltigt wird und solange sie nicht handgreiflich werden, würde ich das schon schaffen. Außerdem hatte ich heute eine lange Jeans an und keine Hotpen so wie gestern. Ich beschloss Zico also nicht anzurufen. Zufrieden mit meiner Entscheidung entspannte ich mich und genoss den Ausblick.
Die erste Station nach meiner und wir hielten wieder. Normalerweise stieg hier niemand ein. Wirklich niemand, doch dieses Mal öffnete sich eine Tür. War bestimmt nur ein Mitarbeiter.
"Da bist du ja." Eine mir bekannte Stimme rechts von mir ließ mich zusammen zucken. Und so wie es aussah, auch begründet. Zico ließ sich breitbeinig vor mich auf den Sitz plumpsen und grinste mich verspielt an. "Du hättest mich nicht angerufen."
"Stimmt gar nicht!" protestierte ich lautstark und sah ihn empört an. Wieder lachte er auf, doch sein durchbohrender Blick lag plötzlich auf meinen Beinen. "Nicht schelcht... Weniger ist manchmal mehr. Das steht dir. Du hast schöne Beine..." Er wurde ernster und fand wieder den Kontakt zu meinem Gesicht. "Eeh~ sag sowas nicht. Das ist nur 'ne Jeans." Unsicher versuchte ich die Stimmung aufzulockern, was mein Gegenüber sogleich übernahm. "Jaja, nur ne Jeans. Sag mal, was arbeitest du eigentlich?"
Jetzt hatte er das richtige Thema angesprochen. In meinem Job blühte ich regelrech auf, was auch jetzt mein Lächeln zeigte. Als Zico sah, wie glücklich ich über diese Frage war, strahlte er ebenfalls. "Künstler. Ich zeichne für Auftraggeber Portraits oder was immer sie wollen." erklärte ich dann. "Nicht schlecht." lachte er und klatschte ein paar Mal in die Hände. "Und was machst du?" stellte ich gespannt die Gegenfrage. Zico's Mimik schaltete sofort auf eiskalt um und ich bereute, was ich gesagt hatte. Nach einem Moment Stille, sah er auf die leuchtende Anzeige, die die nächste Station anzeigte und stand auf. "Unwichtig. Komm, wir müssen raus. Bleib nah bei mir."
Verwirrt tat ich es ihm gleich und trottete ihm hinterher aus der Tür, jedoch sah ich mich interessiert um, mir konnte ja nichts passieren. Überall waren wieder diese Gruppen von den Männern in lässigen Klamotten, die verschmitzt in meine Richtung blickten. Erschrocken zuckte ich zusammen als Zico den Arm um meine Schulter legte, mich zu ihm zog, jedoch meinem Blick demontrativ auswich und mit mir los ging. "Ich hab gesagt, bei mir bleiben!" zischte er genervt, "Hör gefälligst auf das, was ich dir sage."
"Ich hab dich nicht gebeten, mir zu helfen." knurrte ich angepisst und sah geradeaus. Also waren wir jetzt beide wütend, na toll.
Noch ein paar Schritte gingen wir so weiter, bis Zico mich plötzlich in einen Seitengang riss und an die Wand drückte. Ganz nah stand er vor mir und sah mich eindringlich an, sein Blick klebte schon fast an meinen Augen. "Du bist ein Schwächling. Du brauchst mich, verdammt!!"
"Du tust mir weh!" Sperrig versuchte ich mich aus seinem starken Griff zu befreien, der mir bis jetzt die Oberarme zerdrückt hatte. "Was stimmt mit dir nicht?!" schrie ich noch und stapfte dann aus dem Gang in Richtung meiner Bahn. "Min!" hörte ich hinter mir, zusammen mit schnellen Schritten. Zico packte meinen Arm und drehte mich ruckartig zu sich. "Jetzt warte doch!" Rasch löste ich mich von ihm und starrte ihn an. "Wer bist du überhaupt, huh?! Du erzählst mir nichts über dich, du verfolgst mich, um mich zu 'beschützen'! Ich weiß noch nicht mal wer du wirklich bist! Ich komm alleine klar, also ver-PISS dich!!"
Fassungslos sah er mir hinterher, als ich gerade ein paar Meter gegangen war. Alle blickten erstaunt zu uns. Zu dem braven Mädchen, das den Badboy gerade in der Öffentlichkeit angeschrien hatte. "GLOTZ nicht so dumm!!" pampte ich einen der anderen Typen an und lief weiter zu meinem Zug, in den ich letztendlich auch einstieg.
Endlich konnte ich mich auf die Arbeit konzentrieren. Jetzt hatte ich ihn los.

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