Kapitel 2

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Nachdem unsere Pizzen nach gefühlten Stunden endlich den Weg zu uns gefunden hatten, hauten wir ordentlich rein. Kein Wunder, seit dem Frühstück um Acht hatten wir beide nichts mehr gegessen. Wir machten es uns auf der Couch gemütlich und sahen neben dem Essen eine Sendung an. Wirklich interessieren tut sie mich nicht, aber Steve findet sie ganz interessant. Draußen begann es zu regen und ein Gewitter entwickelte sich schön langsam daraus. Hoffentlich ist es bis wir schlafen gehen wieder weg. Panik habe ich zwar keine vor Blitzen, aber wirklich wohl fühle ich mich nun auch nicht, wenn die Dinger vor meiner Nase aufblitzen.

„Nick wollte morgen vorbeikommen", informiere ich Steve, der vollgefuttert auf der Couch liegt.

„Er hält es nicht mal einen Tag aus", gibt er zurück und lacht.

„Er will sich nur die Wohnung ansehen und kontrollieren ob alles okay ist", verteidige ich Nick. Natürlich gebe ich Steve recht, aber Nick ist nun mal sehr... wie soll ich sagen? Er hat halt einfach alles gerne unter Kontrolle.

„Gut, ich mach mich mal fertig und gehe dann schlafen", sagt er und steht auf. Sein enges weißes Shirt schmiegt sich perfekt an seine herausstechenden Bauchmuskeln. Gebannt betrachte ich ihn von oben bis unten, während er seinen und meinen Pizzakarton aufräumt. Als ich wieder zu Sinnen komme schüttle ich entsetzt den Kopf. Sag mal bin ich jetzt verrückt geworden, oder was? Steve ist nur ein sehr guter Freund, mehr nicht. Obwohl mir klar ist wie falsch es ist mich an seinem Anblick zu ergötzen kann ich nicht aufhören ihm nachzusehen. Zu meinem Glück verschwindet er ins Bad und schließt die Tür hinter sich. Ich sollte mir wirklich mal ein Hobby zulegen, damit ich auf andere Gedanken komme. Ich verbanne jegliche Gedanken aus meinem Kopf und gehe in mein Zimmer, um mich schön langsam auch mal umzuziehen. Die Zeit ist relativ schnell vergangen, dafür dass wir nicht mehr viel gemacht haben. Nach einem kurzen Blick auf mein Handy stelle ich fest, dass es sogar später ist als ich dachte. Wie ist es denn so schnell Mitternacht geworden? Aus einem der vielen Kartons ziehe ich eine seidene Schlafshorty und ein passendes seidenes Oberteil mit dünnen Trägern und Spitze am Saum raus. Ich verschließe die Tür und ziehe mich schnell um. Danach gehe ich in das mittlerweile wieder freie Badezimmer und putze mir die Zähne. Während ich kräftig meine Zähne schrubbe betrachte ich mich im Spiegel. Mein Körper hat sich wirklich gut erholt nach all dem was passiert ist. Mein Haut Ton hat sich wieder normalisiert, genauso wie mein Gesicht, das wieder frisch und erhellend aussieht. Ein Glück ist so gesehen alles wieder beim alten. Nachdem ich mit allem Drum und Dran fertig bin gehe ich noch in die Küche um Steve eine gute Nacht zu wünschen. Doch als ich in der Küche angekommen bin verstumme ich augenblicklich und stehe mit weit geöffneten Augen da. Steve steht mit freiem Oberkörper am Kühlschrank und schenkt sich ein Glas Wasser ein. Verdammt, ohne sein weißes Shirt sieht er ja noch besser aus! Als er bemerkt, dass ich stocksteif dastehe sieht er zu mir rüber. In seinen Augen spiegelt sich dieselbe Reaktion wieder. Er sieht einmal von meinen nackten Beinen bis zu meinen Augen hoch. Beide werden wir gleichzeitig knallrot. Peinlich berührt sehe ich zu Boden und kratze mich verlegen am Kopf. Wie soll das bitte weitergehen wenn ich jetzt schon eine Krise kriege?

„Ich wollte nur gute Nacht sagen", durchbreche ich die peinliche Stille und sehe ihn wieder an.

„Ja, dir auch eine gute Nacht", sagt er verlegen und sieht immer noch zu Boden. Also das ertrage ich auf keinen Fall für den Rest meines Lebens. Ich werfe ihm noch einen kurzen Blick zu und verschwinde dann in mein Zimmer. In letzter Zeit gab es viele solcher Momente, aber heute war definitiv der schlimmste. Ich weiß nicht warum mir das immer passieren muss. Ich weiß nicht warum ich ihn ständig ansehen muss und nicht mehr damit aufhören kann. Ich empfinde schließlich nichts außer Freundschaft für ihn. Na ja, das glaube ich zu mindestens. Um mich abzulenken schnappe ich mir einen Karton und fange an ihn auszuräumen. Schlafen könnte ich jetzt so oder so nicht, also ist das eine ganz gut Ablenkung. Glücklicherweise habe ich die Kiste mit dem Krimskrams erwischt, so dass ich ihn einfach ganz entspannt auf meinem Bett ausleeren kann. Ich leere den Karton vorsichtig aus und beginne. Dass ich so viel Zeugs habe hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Irgendwie muss Nick die Sachen für mich aufbewahrt haben, denn anders kann ich mir das nicht erklären. Gerade als ich ein paar Sachen aufräumen will springt mir eine ganz bestimmte Sache in die Augen. Mein Schmuckkästchen liegt unter einem meiner Seidentücher. Ich lege die Sachen in meiner Hand zur Seite und schnappe mir das Kästchen. Mein Herz beginnt zu flattern. Ich wünsche ich wüsste nicht was da drin ist und ich es ignorieren könnte, aber es klappt nicht, ich muss sie mir einfach ansehen. Mit diesem bestimmten Kribbeln in den Fingern öffne ich das Kästchen. Sofort springt mir der Smaragd ins Auge. Mit einem ungewollten Lächeln auf den Lippen nehme ich die Kette in die Hand. Seit dem er gegangen war, hatte ich sie nicht mehr getragen. Als ich sie im Spiegel sah kam es mir falsch vor, doch jetzt ist es irgendwie anders. Ich habe plötzlich das Verlangen sie zu tragen. Ohne groß mit mir selbst zu diskutieren stelle ich mich vor den Spiegel und mache sie mir um. Meine Lippen bilden sich zu einem Lächeln. Diese Kette um meinen Hals ist wie ein Teil, das die letzte Zeit gefehlt hat. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber ich will sie in diesem Moment einfach nicht abnehmen. Ich streiche einmal kurz über den Smaragd und denke an diesen einen Tag. Der Anfang dieses Tages war mehr als perfekt gewesen. Noch nie hatte ich mich so sehr auf etwas gefreut, wie auf das Treffen mit Loki. Ich würde gerne sagen, dass ich ihn hasse und alles bereue, doch ich würde mich nur selbst belügen. Natürlich hasse ich was er getan hat, aber ihn selbst kann ich nicht hassen. Ich muss nur einmal daran denken, wie seine Finger über meine Haut streichen und schon gehöre ich wieder ganz ihm. Ich werde niemals vergessen können was für ein Gefühl es war seine Nähe zu spüren, seine Lippen auf den meinen, während seine Hände meinen Körper entlang fahren. Oh wie gern ich ihn jetzt neben mir haben würde. Wie gern ich ihn hinter mir spüren würde, seine Lippen meinen Hals küssend und ich ohne Bedenken alles genießen könnte. An manchen Tagen bereue ich es Thors Angebot abgelehnt zu haben. Ich hätte gerne noch ein letztes Mal mit ihm gesprochen, aber die anderen standen hinter uns und ich hatte einfach Angst sie würden mich verurteilen, denn ich wäre Loki sicher um den Hals gefallen. Oh ja, das wäre ich ganz gewiss. Ich konnte zwar nicht verstehen was er getan hatte, aber wie er da stand wäre einfach zu viel gewesen. Ich hätte niemals hart bleiben können. Nie hätte ich ihm die Blicke zuwerfen können, die ihm die anderen zugeworfen hatten. Als er meine Reaktion gehört hatte, sah er ein klein wenig verletzt aus. Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber in meinen Augen kam es so rüber. Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken zusammen. Ich hatte nicht vor ihn zu verletzten, sollte das wirklich der Fall gewesen sein. Der Gedanke ihn nie wieder zu sehen ist schlimmer als alles andere. Ich weiß was er getan hat ist unverzeihlich, aber ich kann ihn nicht vergessen, nicht nachdem was passiert ist. Abgesehen davon will ich ihn auch gar nicht vergessen. Ich will mich genau daran erinnern können, wie seine Lippen jede Stelle meines Körpers geküsst hatten, seine Hände unverfroren jeden Bereich erkundet hatten und seine Augen mich fasziniert anblickten. Nein, ich will ihn ganz gewiss nicht vergessen. Eine einzelne Träne erkämpft sich den Weg in die Freiheit und kullert meine Wange hinab. Als wäre es das wertvollste auf der Welt umklammere ich den Stein und denke an Lokis wunderschöne Augen.

Hey meine Lieben,
ich weiß das Kapitel ist jetzt womöglich nicht gerade das Spannenste, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen
P.s. ich glaube meine Updatetage werden jetzt immer Montag und Freitag sein ;)

Die letzte Sirene - The Dark WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt