Kapitel 10

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Mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen versuche ich ein lautes Lachen zu unterdrücken. Wenn man Volstagg und Fandral beim Kämpfen zusieht muss man sich totlachen. Sie sind zwar gute Kämpfer, doch wie die beiden sich gerade anstellen ist einfach zum Schießen. Ich würde mich vermutlich kaum besser anstellen, aber wie sie auf dem freien Feld herumspringen und versuchen den anderen zu erwischen ist einfach zu komisch. Thor und Hogun im Gegensatz kämpfen, als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht.
„Ich glaube nicht, dass ausgerechnet du das Recht zu lachen hast ", murmelt plötzlich eine kalte Stimme neben mir. Erschrocken drehe ich mich zur Seite und blicke direkt in Sifs eisige Augen. Finster sieht sie mich von oben herab an. Ihr strenger Blick lässt mich erschaudern.
„Ich meine es nicht böse", stelle ich klar. Mein Lächeln und meine einigermaßen gute Stimmung ist wie verflogen.
„Ich glaube du weißt was ich von dir halte", beginnt sie, doch ich lasse sie nicht ausreden, das werde ich mir sicher nicht bieten lassen.
„Das ist wohl kaum zu übersehen, auch wenn ich nicht weiß wieso?", gehe ich sie an. Meine Geduld reißt bald, wenn sie alle nicht endlich damit aufhören.
„Du bist eine Sirene, das ist der Grund." Um unser Gespräch möglichst unauffällig zu halten, dreht sie sich zu Thor und den anderen nach vorne und beginnt sogar leicht zu lächeln, als wäre alles in bester Ordnung.
„Deine Art hat tausende von Leben genommen, weshalb sie schließlich den Tod fanden. Doch nun bist du aufgetaucht und das ganze Spielchen geht wieder von vorne los." Ihre Stimme klingt kühl und emotionslos. Sag mal was soll das denn alles? Jeder stellt mich da als wäre ich ein Monster, dass nur darauf bedacht ist andere zu manipulieren oder zu töten.
„Ich werde nicht zulassen, dass du auch nur einem etwas antust", sagte sie und wirft mir kurz einen verachtenden Blick zu. Hat sie mir etwa gerade gedroht?
„Hör zu, du kennst mich nicht und hast keine Ahnung von dem was du sagst", beginne ich mit lauter Stimme. „Wenn du meinst, du kannst mir drohen, dann liegst du falsch. Ich habe sicher nicht vor irgendjemandem etwas zu Leide zu tun, also hör damit auf mir etwas dergleichen zu unterstellen!" Meine ganze Wut, die ich mühsam zurück hielt, platzt aus mir heraus und lässt meine Worte lauter erklingen, als ich es vorhatte. Thor scheint es nicht überhört zu haben, denn er und die anderen drei sehen fragend zu uns rüber.
„Du kannst sagen was du willst, Sirene, aber ich weiß, dass du genauso verlogen wie der Rest deiner Art bist", faucht sie mir entgegen und kommt einen Schritt näher. Ihre Augen bohren sich tief in meine, sodass ich erzittern würde wenn ich nicht so unfassbar wütend wäre. Damit sie meine Worte auch sicher versteht, komme ich ihr noch näher und blicke sie mit demselben scharfen Blick an, wie sie mich.
„Du solltest froh sein, dass ich nicht so bin wie du denkst, denn ansonsten wärst du die erste, die ich töten würde", knurre ich beinahe. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Thor und seine Freunde näher kommen. Bevor sie uns erreicht haben raffe ich mein fliederfarbenes Kleid hoch, das Thor mir vorhin gegeben hat, und verschwinde von dort. So schnell es mir möglich ist laufe ich über den riesigen Trainingsplatz. Heiße Tränen schleichen sich hinaus und laufen meine Wangen hinunter. Asgard ist eindeutig ein Ort, an dem ich nicht willkommen bin. Es ist womöglich wirklich besser, wenn ich von hier verschwinde und mich nie wieder blicken lasse. Sif wird wahrscheinlich nicht mit ihren Stichellein und strafenden Blicken aufhören, genauso wenig wie Odin mit seinem Hass, deshalb ist es das Beste zu gehen. Ich will einfach nur wieder zurück auf die Erde, zu Steve und meinem „normalen" Leben. Auf der Erde werde ich weder verachtet noch mit hasserfüllten Worten beworfen. Es tut mir zwar für Thor leid, aber ich werde mich gewiss nicht mehr so behandeln lassen, nicht einmal ihm zuliebe. Hinter mir nehme ich seine Stimme wahr, wie er mir hinterher ruft, aber ich reagiere nicht darauf. Ich laufe einfach weiter meinen Weg entlang, darauf achtend nicht hinzufallen. Meine tränenverschleierten Augen sind starr auf den Boden gerichtet. Ich will nicht schon wieder weinen, aber in diesem Moment kann ich es einfach nicht mehr zurückhalten. Ich lasse meinen Gefühlen einfach freien Lauf, auch wenn ich dadurch nur noch wütender werde. Da ich mich hier immer noch nicht auskenne, werde ich mich vermutlich erneut verlaufen, doch wenn ich so darüber nachdenke würde mich das nicht stören, solange ich dabei allein wäre. Irgendwann finde ich schon einen Weg nach draußen und zurück nach Hause. Ich glaube ich werde Steve erst mal in die Arme fallen, wenn ich zurück bin. Und danach werde ich das gleiche mit Nick machen, selbst wenn er mich anschreien sollte. Die letzten Stunden und der gestrige Tag haben mir klar gemacht, dass die beiden die Menschen sind, die mir am wichtigsten sind. Nick gleicht einem Vater und Steve ist mein bester Freund geworden. Natürlich sind mir Maria und Clint genauso wichtig, aber da die beiden immer so viel zu tun haben, sehe ich sie weniger als Steve und Nick. Auch wenn die Situation zwischen mir und Steve gerade etwas merkwürdig ist, sehne ich mich nach ihm und unserer Wohnung. Ich will einfach nur mit ihm gemütlich auf der Couch sitzen und eine Pizza essen, während wir uns einen Film ansehen. Dafür würde ich gerade alles geben. So gesehen wäre mir gerade jeder Ort lieber als dieser hier. Asgard ist nicht meine Welt und wird es auch niemals sein. Sobald ich wieder auf meinem geliebten Planeten bin, werde ich versuchen alles hier zu vergessen und sicher nicht mehr zurückkehren. Eher lasse ich mich einsperren, als jemals wieder nach Asgrad zu kommen. Loki werde ich auch nicht besuchen - dazu fehlt mir Kraft. Abgesehen davon will ich auch nicht, dass er mich so verheult und verzweifelt sieht. Ich bete nur, dass mir jetzt keiner über den Weg läuft, den ich bereits kennengelernt habe. Odin ist das letzte, was ich in meinem Zustand gebrauchen kann. Und einer weiteren Attacke halte ich sicher nicht mehr stand.
Ich laufe rein in den Palast und gehe wahllos irgendwelche Gänge entlang - irgendeiner wird mich schon hier raus bringen.

Die letzte Sirene - The Dark WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt