Kapitel 5

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Schnell dränge ich mich an Steve vorbei und trete einen Schritt in unsere Wohnung. Tatsächlich. Seelenruhig sitzt er still da und sieht zum Fenster hinaus.

„Thor?", frage ich unglaubwürdig. Wenn Steve ihn nicht auch sehen würde, würde ich denken ich halluziniere. Thors Kopf dreht sich in unsere Richtung. Ein freundliches Lächeln erscheint und er steht auf. Steve taucht neben mir auf, während Thor auf uns zugesteuert kommt. Er steht noch nicht einmal vor mir, da zieht er mich schon in eine feste Umarmung. So überrascht wie ich bin kann ich sie leider nicht erwidern. Was macht er denn hier? Seine starken Arme lösen sich von mir. Er gibt Steve kurz die Hand und schenkt ihm ebenfalls ein freundliches Lächeln. Wie ein Blitz schlägt ein furchtbarer Gedanke in meinen Kopf ein. Was ist wenn er hier ist weil etwas mit Loki geschehen ist? Wenn er vielleicht tot ist!

„Warum bist du hier?", frage ich mit leicht aufgeschreckten Augen. Wenn Loki etwas zugestoßen ist weiß ich nicht wie ich reagieren soll. Sollte ich weinen oder so tun als würde es mich nicht interessieren? Natürlich würde mich das nicht kalt lassen! Ich würde heulen wie ein Schlosshund. Ich halte es kaum aus von ihm getrennt zu sein, da werde ich seinen Tod sicher nicht verkraften.

„Ich bin wegen dir hier", antwortet er und sieht mich wieder an. Bitte lass ihn nicht tot sein.

„Wegen mir?" Meine Stimme zittert etwas während diesen zwei Wörtern.

„Ja, mein Vater will dich sehen", sagt er. In diesem Moment fällt mir wahrlich der Mount Everest vom Herzen. Gott sei Dank, nur das. Aber warte mal, wieso?

„Warum will er mich sehen, soweit ich alles verstanden habe ist dein Vater ein Gott?" Noch verwirrter als gerade eben sehe ihn in an. Was sollte denn so jemand wichtiges von mir wollen?

„Ich habe ihm erzählt was du bist, deshalb ist er ein bisschen besorgt", entgegnet er.

„Besorgt?" Warum sollte man wegen mir besorgt sein? Ich kann mich nicht einmal selbstverteidigen wie sollte ich dann anderen Sorgen bereiten? Thor sieht von mir einmal kurz zu Steve und dann wieder zurück zu mir.

„Könnten wir uns allein unterhalten?", fragt er und sieht entschuldigend zu Steve.

„Ich muss eh noch etwas einkaufen", sagt Steve bevor ich antworten kann und nimmt seinen Schlüssel. „Bis später."

„Danke", sagt Thor und konzentriert sich wieder auf mich.

„Bis später." Hoffentlich ist er jetzt nicht sauer oder sowas, schließlich haben wir uns gerade erst wieder vertragen.

„Ist es okay wenn ich mich kurz umziehe, ich bin noch in Sportklamotten", frage ich.

„Ja natürlich, ich warte hier." Das ist alles irgendwie seltsam. Thor erzählte mir zwar die Geschichte meiner Art, aber ich bin doch keine Bedrohung. Ich werde niemals jemandes Seele fressen, oder gar jemandem etwas antun. Ich bin doch kein Monster! Ich gehe mit schnellen Schritten in mein Zimmer und ziehe mir dort eine lockere, schwarze Shorty mit einem weißen Shirt an. Meinen Zopf löse ich und lasse meine Haare offen. Im Spiegel entdecke ich wieder Lokis Kette. Soll ich sie verstecken? Loki ist zwar Thors Bruder aber- Nein, ich sollte sie lieber nicht so offen präsentieren. Ich stecke den Anhänger unter mein Shirt und verlasse wieder mein Zimmer. Thor hat es sich derweil auf unserer Couch bequem gemacht und sieht sich ein paar Bilder auf dem Regal neben ihm an.

„Ihr beide wohnt nun zusammen?", fragt er, lässt seine Augen aber nicht von dem Bild in seiner Hand. Ich setze mich zu ihm auf die Couch und sehe auf das Bild.

„Ja, wir sind ziemlich gute Freunde geworden und ich wollte auch nicht ewig bei Nick wohnen", antworte ich. Das Bild in seiner Hand zeigt mich mit sieben oder acht Jahren draußen auf unseren Feldern. Nick bestand darauf, dass ich es hier in die Wohnung stelle, also tat ich ihm den Gefallen. Ein paar Kompromisse musste ich dann doch eingehen.

Die letzte Sirene - The Dark WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt