Prolog

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Verängstigt lief sie samt ihrem Baby in den Armen durch den Wald. Sie lief um ihr Leben und das ihrer kleinen Tochter. Hilfesuchend blickte sie durch die Äste und Büsche hindurch. Sie hoffte eine kleine Höhle oder ein Loch zu finden, wo sie sich verstecken und ausruhen konnte, doch es gab nichts. Weit und breit waren nur Bäume und Laub. Halb ausgehungert rannte die Frau weiter. Die Spitzen der Tannen stachen in ihre nackten Füße. Ihre Tochter presste sie fest an sich, damit sie keine Angst bekam und nicht anfing zu schreien, denn das wäre ihr sicheres Todesurteil gewesen. Sachte, aber dennoch schnell kletterte sie über Baumstämme, ohne ihr Baby fallen zu lassen. Ihre kleine unschuldige Tochter war das einzige, das sie noch hatte. Sie wollte es nicht riskieren auch noch sie zu verlieren, geschweige denn ihren Tod mit ansehen zu müssen. Die Frau hatte bereits zu viele Leichen gesehen. Eine weitere würde sie nicht mehr ertragen. Also rannte sie tapfer weiter, egal wie sehr ihr Körper sich nach einer Pause sehnte. Hinter sich konnte sie immer noch die schnellen Schritte des Mannes hören, der ihr bereits dicht auf den Fersen war. Seltsamerweise wusste er was sie war. Sie konnte es sich nicht erklären woher er es wusste, doch er tat es, was ihr nur noch mehr Angst einjagte. Sie wusste, dass wenn er sie erreichen würde, er nicht zögern würde sie beide zu töten. Durch Angst und Panik angetrieben lief sie weiter und immer weiter. Nach ein paar Metern vernahm sie das Geräusch von plätscherndem Wasser. Sofort blieb sie stehen und änderte die Richtung. Aus dem Wasser könnte sie neue Kraft schöpfen und vielleicht auch ihren Verfolger besiegen. Entschlossen rannte sie dem Geräusch nach und kam nach etlichen Metern endlich bei einem kleinen Bach an. Sofort legte sich ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen der Frau. Sie hatte gedacht und gehofft, dass das Wasser ihre Rettung sei. Wachsam blickte sie sich einmal rundherum um und suchte nach ihrem Verfolger. Als sie ein paar Sekunden später nichts vernahm legte sie ihre Tochter vorsichtig auf einem Stein neben dem Bach ab. Mit einem freudigen Lächeln im Gesicht nahm die Frau ihren Umhang ab und lies ihn auf den Boden fallen. Ihr Kleid behielt sie an, krempelte es aber ein Stück hoch, damit es nicht allzu nass wurde. Mit ihren bereits nackten Füßen ging sie dann ein paar Schritte in den Bach hinein. Sie atmete einmal tief ein und aus. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich sicher. Seit die Asen, Eisriesen, Feuerriesen und noch viele mehr Kreaturen der neun Welten begonnen hatten ihre Art zu jagen und zu töten war sie auf der Flucht. Ihre kleine Tochter wurde mitten in alles hineingeboren. Sie war unschuldig und konnte nichts für die Taten ihrer Vorfahren. Ihre Mutter wollte ihr ein schönes Leben ermöglichen, weshalb sie dank der Hilfe eines Halbgottes auf die Erde fliehen konnte um sich und ihre Tochter zu retten, doch dass sie auch hier gejagt werden würde konnte sie nicht ahnen. Sie dachte die Menschen seien unwissend und wüssten nicht einmal von ihrer Existenz, doch da hatte sie sich bitter getäuscht. Bereits kurz nachdem sie einen Fuß auf Midgard gesetzt hatte wurde sie von diesem Mann gejagt. Er hatte ihr versprochen, dass sie und ihre Tochter dort sicher seien, doch der Halbgott hatte sich geirrt. Für seine Hilfe hatte sie einen großen Preis gezahlt. Sie versprach ihm ihre Tochter. Zu dieser Zeit war sie natürlich noch zu klein, aber sobald sie alt genug sein würde, hatte er versprochen sie sich zu holen. Erst wollte die Frau sein Angebot ausschlagen, doch irgendetwas an ihm brachte sie dazu ihm zu glauben. Denn der Gott versprach nicht nur sich ihre Tochter zu holen, sondern sie zu seiner Königin zu machen. Erst verstand sie nicht wie er das anstellen wollte, doch sie glaubte ihm trotzdem. Was hatte sie schließlich für eine andere Wahl gehabt? Der Halbgott brachte sie durch versteckte Portale nach Midgard, lies sie allerdings von da an allein. Sie wusste, dass er sein Versprechen halten würde, aber das galt schließlich nur ihrer Tochter. Sie wusste nicht wieso, doch vom ersten Moment an, als er die beiden erblickte hatte er sie als einziger nicht töten wollen. Sie waren mitten auf Asgard und rannten wie auf Midgard um ihr Leben. Die Frau, ihre Tochter und die Schwester der Frau rannten zusammen vor den asischen Kriegern davon. Sie kletterten über Steine und Felsen, doch es gab keinen Ort den sie nicht fanden. Sie entdeckten eine kleine Spalte in die sie alle drei reinpassen würden und vorerst in Sicherheit wären. Allerdings spürten die Asen auch dieses Versteck auf. Ihre Schwester rannte weiter davon, doch die Frau blieb mit ihrer Tochter verängstigt in der Spalte. Durch ihre Schwester abgelenkt entdeckten die Asen sie nicht sofort. Nur einer, dank seiner wachsamen Augen, entdeckte sie zusammengekauert mit ihrer Tochter fest an sich gepresst in der Spalte hocken. Er trat näher an sie rann und blieb dicht vor ihnen stehen. Er zog sein Schwert hervor und war gerade daran es in sie zu stoßen, als das ängstliche Geschrei des kleinen Babys sein Gehör betäubte. Schockiert und überrascht rissen sich seine Augen weit auf, als er die funkelnden Augen des Mädchens sah. Sein Schwert senkte sich langsam und er ließ es schließlich fallen. Die Frau hob langsam ihren Kopf und sah voller Angst in die Augen des Halbgottes. Ihre Tochter hielt sie immer noch fest gegen ihre Brust, damit er ihr nichts zuleide tun konnte.

„Ich werde euch nichts tun", flüsterte er und streckte die Arme nach dem kleinen Mädchen aus. Widerwillig reichte sie ihm ihr Baby, denn sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Mit äußerster Vorsicht nahm der Halbgott sie in seine Arme und lächelte sie überwältigt an. Sofort begann das Mädchen zu lächeln, was dazu führt, dass er nur noch mehr verzaubert von ihr war. Es lag nicht daran was sie war, sondern an ihr. Er wusste vom ersten Augenblick an, dass sie nur für ihn allein bestimmt war und er alles dafür tun würde um sie zu beschützen. Er ging mit dem Mädchen in den Armen und der Mutter hinter sich zu einem der geheimen Portale von denen nur er wusste und drehte sich wieder zu ihr.

„Ich werde euch an einen sicheren Ort schicken, wenn du mir mit deinem Leben versprichst, dass sie mir gehören wird." Schockiert sah sie den Halbgott an. „Versprich mir, dass du sie von niemand anderen als von mir berühren lassen wirst, dass sie niemals wahres Leid erfahren muss und dass du sie niemals verlässt", sprach er weiter und ließ den Mund von der Frau aufklappen. Er war einer der Prinzen von Asgard, wieso hatte er Interesse an ihrer Tochter? Starr sah sie ihn an. „Sie wird meine Königin werden, wenn sie alt genug ist." Sein Kopf richtete sich hoch auf zu ihr. „Achtest du nicht auf sie, oder lässt ihr irgendetwas zustoßen, Sirene, dann werde ich kommen und dich mit eigenen Händen töten", drohte er ihr und verzog keine Miene. Die Frau nickte nur still.

„Wie ist ihr Name?", fragte er nun weicher und wieder mit dem Blick auf das kleine Geschöpf in seinen Armen gerichtet.

„Zoe, ihr Name ist Zoe", verkündete sie ihm zittrig. Überrascht sah er zu ihr hoch.

„Ich habe diesen Namen noch nie zuvor gehört. Woher stammt er?", fragte er neugierig.

„Er stammt von Midgard, meine Schwester nannte ihn mir einst", antwortete sie. Abgelenkt von dem süßesten Lächeln das er jemals erblickt hatte nickte er abwesend. Mit einem letzten Blick auf sie löste er sich unfreiwillig von dem kleinen Mädchen und überreichte sie wieder ihrer Mutter. Der Halbgott brachte sie bis zu einen Schritt vor das Portal und hielt die Frau dann an ihren Schultern fest.

„Achte auf sie", befahl er und schickte sie dann durch das Portal. So waren sie vor den asischen Kriegern gerettet worden, doch die von Midgard warteten schon. Die strahlende Sonne schien der Frau den Rücken runter, als sie sich bückte um ihr Gesicht zu waschen. Ungeachtet durch das laut fließende Wasser und dem Gezwitscher der Vögel bemerkte die Frau nicht wie sich ihr langsam der Mann, vor dem sie seit ihrer Ankunft floh, bis auf wenige Schritte Abstand näherte. Durch ein seltsames klicken schreckte sie auf und viel auf die Knie. Etwas lag in den Händen des Mannes und streng auf sie gerichtet. Sofort schnellte ihr Blickt zu ihrer Tochter, die seelenruhig auf dem Stein hinter dem Mann schlief.

„Du hast hier nichts verloren Bestie", zischte der Mann ihr harsch entgegen. Die Frau hatte nur die Sicherheit ihrer Tochter im Sinn und begann einen derben Fehler. Sie richtete sich schnell auf und zischte den Mann gefährlich an. Der Mann machte kurzen Prozess und schoss der Frau mit einer Kugel in den Kopf. Sofort fiel die Frau zu Boden, während ihre Tochter begann fürchterlich zu schreien. Die Aufmerksamkeit des Mannes richtete sich auf das weinende Baby auf dem Stein. Hoch in seine Arme nahm er sie, nachdem er seine Waffe weggesteckt hatte und versuchte ihr Weinen zu beenden. Als er ihr dann zum ersten Mal in die Augen sah wurde auch er verzaubert von dem Antlitz des Mädchens. Er wusste, er könnte ihr niemals etwas zu leide tun und nahm sie mit.

Hello kleine Sirenchen,
ich freu mich so nun den zweiten Teil zu veröffentlich, nachdem der erste so gut bei euch angekommem ist. Ich hoffe sehr, dass euch der Prolog schon mal gefallen hat ♥

Die letzte Sirene - The Dark WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt