Kapitel 3

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Rrrriiiinnng! "Scheisse, mein Wecker -.-", dachte ich zuerst, doch beinahe im selben Moment erschien ein grinsen auf meinem Gesicht. Denn ich erinnerte mich wieder an den Chatverlauf von gestern Abend! Ich hatte keine Ahnung, ob ich Les etwas davon erzählen sollte, denn eines war klar: Sie würde ausflippen und bald würde es die ganze Schule durch ihr Geschrei erfahren haben. Und das wollte ich natürlich nicht! Sonst könnte Josh noch denken, ich sei irgendwie voll aufdringlich. Das wollte ich auf keinen Fall! Andererseits wollte ich Les um Rat bitten. Sie hatte viel mehr Erfahrung in Sachen Jungs als ich. Deshalb beschloss ich, nach der Schule zu ihr nach Hause zu gehen, mit der Ausrede, Hausaufgaben zu erledigen. Schnell schlüpfte ich aus meinem Bett und machte mich bereit für die Schule. Aber der heutige Tag war echt anders als all die anderen zuvor: Normalerweise musste ich immer auf den Bus stressen und ich habe ihn schon unzählige Male verpasst! Normalerweise hatte ich einen riesen Anschiss auf die Schule, heute nicht! Normalerweise konnte ich Mathe nicht ausstehen, vor allem nicht in der Frühstunde, heute war es mir egal. Normalerweise ass ich mein Pausenbrot lustlos in der Pause auf, während Les mich vollredete mit irgendeinem unnützen Gelaber. Heute nicht! Keine Ahnung, was los war. aber ich war einfach viel zu gut gelaunt! Und Les heute anscheinend ausnahmsweise nicht! Aber ich gab mir grosse Mühe, dass ich nicht grinsend durch die Schulgänge lief, denn das wäre wahrscheinlich schon etwas auffällig gewesen!

Rrrrriiinng! Schon wieder dieses Rrrriiinng. Und schon wieder freute ich mich darüber. Klar, ich freue mich jedes Mal darüber, wenn die Schulglocke verkündete, dass wir die letzte Schulstunde des Tages hinter uns gebracht hatten, doch heute war ich nicht nur glücklich, heute war ich auch etwas aufgeregt. Ich hatte wirklich keine Ahnung wie Les reagiert, wenn sie gut drauf ist. Und das ist sie normalerweise. Aber heute schien ihr irgendeine Laus über die Leber gelaufen zu sein. Und jetzt war ich noch mehr verunsichert über ihre Reaktion. Aber ich hatte es mir vorgenommen, ihr die ganze Geschichte zu erzählen und sie um Rat zu bitten, deshalb würde ich das jetzt auch durchziehen!

Die letzte Schulstunde hatte Les nicht im selben Zimmer wie ich. Deshalb trafen wir uns wie jede Woche an meinem Spind, der sich beinahe am Ausgang der Schule befand. Das war irgendwie nervig, aber manchmal war es auch gut so. Auf jeden Fall quetschte ich mich zwishen den Schülern hindurch und konnte Les schon erkennen, als ich um die relativ weit entfernt liegende Ecke des Schulhauses zum Ausgang hin bot. Sie war an meinen Spind gelehnt und schaute irgendwie traurig zu Boden. Okay. Langsam begann ich mir echt Sorgen um sie zu machen und irgendwie vergass ich auch mein Problem! Ich musste sie zuerst zur Rede stellen und sie wieder aufheitern, sonst würde meine Geschichte in einem Desaster enden. Jedenfalls würde es sie nicht verkraften, vermute ich. Ich näherte mich Les und als ich kurz vor ihr stand, blickte sie auf und sah mir direkt in die Augen. Wow, ich war schon ein wenig überrascht - ihr schien es echt mies zu gehen. Ohne zu überlegen schloss ich sie in eine Umarmung, die sie sofort erwiederte. Wir bliben eine Weile so stehen, bis ich mich von ihr löste und meinen Spind öffnete, um die Schulbücher des heutigen Tages rauszuholen. Dann verliessen Les und ich das Schulgebäude. 

Als wir einen genügend grossen Abstand von der Schul hatten und sich gerade kiene Person in unserer Nähe befand, fragte ich Les: "Hey, Les, was ist denn los mit dir?". Les liess sich Zeit, um zu antworten und sagte schliesslich: "Hmm... Ich weiss doch auch nicht. Willst du-" Ich liess sie nicht ausreden, denn ich wusste genau, was sie sagen wollte. "Jap, ich komme jetzt zu dir nach Hause und dort kannst du dir deinen Kummer von der Seele reden." "können wir nicht lieber zu dir gehen? Dann können wir uns auf den Dachboden zurückziehen, wo uns niemand hört. Bei mir zu Hause werden wir sowieso nur belauscht!" Oh, irgendetwas ist mit ihren beiden Schwestern oder ihren Elter vorgefallen. Ich legte ihr einen Arm um die Schulter und sagte: "Natürlich können wir zu mir gehen, wenn du das willst! Aber ich kann nicht garantieren, dass wir dort nciht belauscht werden!" "jaja, aber dort ist es nicht so schlimm, als wenn es eine meiner Schwestern oder meine Mutter hören würde!" Ja, da hat sie wohl recht. Ich kenne ihre Schwestern und die konnten in solchen Dingen echt mies sein und alles der ganzen Schule erzählen. Und wenn ihre Mutter etwas von ihren Problemen mitbekommt, will sie immer mit ihr darüber diskutieren, damit sie sich wieder besser fühlt. Doch normalerweise macht das alles nur noch schlimmer. Deshalb hat Les auch keinen guten Kontakt mit ihrer Familie. Genau wie ich. Das ist übrigens auch der Grund warum wie uns gefunden haben - aber dazu ein andermal!

Wenige Minuten später hielten Les und ich vor unserer Haustür. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Hosentasche und öffnete die Tür, dann liess ich Les ein und ging ihr hinterher. Zuerst ging ich in die Küche und holte uns eine Tafel Schokolade - Schokolade macht schliesslich glücklich! Da entdeckte ich einen Zettel auf dem Tisch. "Les, Mum ist arbeiten und kommt spät nach Hause. Der kleine Bruder übernachtet bei einem Freund und der grosse wird lange im Ausgang sein. Du hast das ganze Haus für dich, also benimm dich!" Wow, ich hatte sturmfrei! Das hätte ich niemals für möglich gehalten. ich grinste Les an und hielt ihr den Zettel hin. Auch ihr Gesicht erhellte sich ein wenig, als sie ihn las, denn auch sie hatte zu hause NIE sturmfrei! So gingen wir ins Wohnzimmer, wo wir es uns auf der Couch gemütlich machten, anstatt uns in den niedrigen Dachboden zu quetschen. Dann begann Les sich ihren Kummer von der Seele zu reden....

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