Am nächsten Morgen stand ich wieder so lustlos wie immer auf, als mich mein Wecker aus den Träumen riss. Die Schule war wirklich nichts anderes als ein dummer Quälgeist! Man bekommt zu wenig schlaf und sie raubt einem auch noch den ganzen wertvollen Tag, den man eigentlich für viel wichtigere und sinnvollere Sachen einsetzen könnte als für unnötiges rumsitzen. Einen Vorteil hatte sie jedoch: Man lernte, einfach mal abzuschalten, auch wenn man eigentlich zuhören müsste und auch, dass einem manches, was die Lehrer sagen, einfach egal ist. Diese beiden Fähigkeiten braucht man jedoch nur in der Schule und somit sind sie wieder unnütz, wenn man gar keine Schule hat! Und schon wieder beim Thema ‚unnütze und überflüssige Gedanken‘.
Etwa eine Stunde später kam ich in der Schule an und sehe schon von weitem Les an meinem Spind stehen. Heute scheint sie um einiges besser drauf zu sein, denn das trarige Gesicht von gestern war verschwunden, stattdessen zierte eine fieses Grinsen ihr Gesicht. Ich zog die Stirn kraus und näherte mich ihr. Sie kam mir auf dem kurzen Stück entgegen und lächelte mich immer noch mit diesem kranken Grinsen an, so wie ich es heimlich getauft hatte :D. Dann begann sie den Grund für ihren Launenwechseln zu erzählen: „Ich hab den Laptop meiner Schwester durchstöbert und sieh mal an, was ich gefunden habe!“ Sie hielt mir ein weissen Blatt entgegen, auf welchem gross ausgedruckt ein farbiges Bild zu sehen war. Es war ein Bild von einem Facebook-Chatverlauf. Ich begann ihn durchzulesen. Darin war ebenfalls ein Chatverlauf mit Josh enthalten. Und was stand darin? Les‘ Schwester war doch ernsthaft in Josh verliebt und hatte ihm ein Liebesgeständnis gemacht – per Facebook. Und er hatte es abelehnt! Aua. Mir wurde immer mulmiger zumute, als ich dann am Schluss des Chatverlaufes ankam, sagte ich zu ihr: „Bitte, Les, stell keinen Scheiss damit an! Zeit es niemandem ausser mir! Du kannst es als Druckmittel gegen sie verwenden. Zum Beispiel kannst du ihr sagen, dass sie ihm alles gestehen soll! Aber wenn du es irgendjemandem erzählst und es dann weitersickert und bald die ganze Schule weiss, dann beginnt ein unnötiger Schwester-Kampf und glaub mir, sie wird dich keineswegs verschonen, sodass es für dich echt ungemütlich werden kann und je nach dem, wie sie ist, kann ich auch noch mit rein gezogen werden – als deine BFF und willst du das?“ Mit dieser ‚Rede‘ schien ich sie wirklich zum Nachdenken gebracht zu haben, denn sie schaute kurz zu Boden. Schlussendlich nickte sie dann doch und grinste. Wow, das war anscheinend knapp gewesen! Ich umarmte sie kurz, dann machten wir uns auf den Weg in die nächste Stunde. Den farbigen Ausdruck des Chatverlaufs faltete sie jedoch zusammen und steckte ihn durch den Luftschlitz meines Spindes, denn dort drinn war er eindeutig sicher! Dann machten wir uns auf den Weg.
Rrrrriiinnng! Endlich mittag! Ich stöhnte auf und Les neben mir machte es mir gleich. Wir verliessen das Schulzimmer und machten uns auf den Weg zu ihrem Spind, anschliessend zu meinem. Bei meinem angelangt, öffnete ich ihn und verstaute meine Tasche darin. Dann wollte ich ihn wieder schliessen, doch Les hielt ihre Hand dazwischen. Sie schaute mich mit einem geschockten Blick an, aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe verschwunden. Sie sah extrem bleich aus! „Les, alles ok-„, wollte ich sei fragen, doch sie unterbrach mich. „Mia! Wo ist dieser f*cking Zettel.“ In diesem Moment verblasste auch mir jeglich Farbe aus dem Gesicht. Scheisse! „Les, bitte sag mir, dass du meinen Spind erwischt hast! Bitte, bitte sag es mir!“. Les hielt sich beide Hände vors Gesicht, als wolle sie die Wahrheit verdecken. Sie hatte den Spind links von meinem erwischt. Zum Glück wusste ich, wem er gehörte! Nämlich Spencer aus unserer Parallelklasse! Er war ein kleiner, etwas rundlicher Junge – nett ausgedrückt. Bis jetzt hatte ich noch nie ein Wort mit ihm gesprochen, doch das würde sich nun wohl ändern. Sofort machten wir uns auf den Weg in die Mensa der Schule, denn dort war die Chance am grössten, dass wir ihn antreffen würden! Und siehe da! Er sass wie immer an seinem gewohnten Platz, gleich neben dem Eingang und futterte gierig das eklige Mensa-Essen. Sofort setzten wir uns zu ihm an den Tisch. Ich gegenüber, Les rechts von ihm. Als er uns bemerkte blickte er überrascht auf. Normalerweise wollte nie jemand mit ihm essen. Und jetzt verstand ich auch wieso. Aber egal. Les begann sofort zu sprechen: „Spencer! Warst du heute vor dem Mittag bereits einmal dein Schliessfach besuchen gegangen? Denn darin befindet sich ein Zettel, den ich aus Versehen in den falschen Spind geworfen habe! Es ist extrem wichtig! Ich brauche den Zettel wieder! Unbedingt!“ Spencer begann zu grinsen und man konnte eine Linse der Linsensuppe zwischen seinen vorderen beiden Schneidezähnen hindurch sehen. Igitt! Les und ich verzogen kaum merklich das Gesicht. Spencers Hand senkte sich nun unter den Tisch, wo er in seiner Hosentasche wühlte, dann zog er einen Zettel hervor. Als Les ihn sah bekam sie grosse Augen und wollte ihn sofort aus Spencers Hand ziehen. Doch dieser war geschickter als erwartet und zog seine Hand sofort zurück. In meine Richtung. Ich dachte, so könnte ich ihn täuschen, doch auch meinen Versuch, ihm den Zettel zu entwenden, durchschaute er. So versteckte er den Zettel sicher in der Brusttasche seiner Jacke, wo ihn garantiert niemand freiwillig berühren würde. „Und was bekomme ich dafür?“. Er lachte hämisch. Les überlegte nicht lange, kramte sich ihr Portemonnaie aus ihrer Tasche und hielt ihm einen Zehn-Euro-Schein entgegen. Spencer lächelte sie gequält an und schüttelte den Kopf. Dann sagte er: „Was soll ich mit Geld? Damit kann ich mir gerade mal ein Menü hier kaufen. Ich will schon mehr!“ „Na gut, dann stell eine Bedingung!“, meldete ich mich mal zu Wort. „EINE Bedingung? Es scheint ein total wichtiger Zettel zu sein. Und ich denke sowieso, dass ihr ihn nicht nur zurückhaben wollt, sondern ihr wollte auch, dass ich euch alle Kopien gebe und niemandem davon erzähle, was darauf zu sehen ist?“. Scheisse. Für so klug hätte ich ihn nicht gehalten! „Du blaffst nur! Vielleicht hast du ihn gelesen, doch du hast niemals Kopien davon gemacht, denn du weisst genau, dass wenn es nicht so wichtig ist, niemand ihn freiwillig von dir holen würde!“ Wow, Les hatte vielleicht Mut. Damit könnte sie alles zerstören. Nervös biss ich mich auf die Unterlippe, wie ich das immer tat, wenn ich nervös war und schaute zwischen den beiden hin und her. Ich sah, wie Spencer langsam seinen Mund öffnete – die Linse in seiner Zahnlücke war zum Glück nicht mehr da. Dann sagte er: „Na gut, eine Bedingung. Ich will…“ er holte tief Luft um etwas Spannung zu erzeugen. Hoffentlich hielt Les jetzt den Mund! Dann sagte Spencer .........
--------------------------------------
Jaaaaap ich weiss, ich bin fies ;)) aber es geht bald weiter, keine Angst ;))
DU LIEST GERADE
Soulmate
Teen FictionMia ist ein Teenager. Doch im Gegensatz zu den meisten Mädchen in ihrem Alter besitzt sie kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter oder den Geschwistern. In ihrer BFF Leslie hat sie eine Seelenverwandte gefunden, die genau mit den selben Problemen zu k...