Kapitel 8

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Spencer stand auf, steckte seine Hand in seine linke Hosentasche, schien darin etwas zu suchen und hielt dann einen zusammengefalteten Zettel in die Höhe. Langsam öffnete er und grinste Les mit einem hämischen Grinsen an. Sie platze fast vor Wut, das konnte man ihr ansehen, denn sie wurde ganz rot im Gesicht. Spencer öffnete theateralisch seinen Mund, holte tief Luft und wollte dann zu sprechen beginnen. Einige Köpfe drehten sich sogar schon verwundert zu ihm um – anscheinend hatte die ganze Sache schon einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen, denn auch die Lärmpegel im Essenssaal sank beträchtlich. Les hat sich anscheinend gegen Spencer und somit auch gegen ihre Schwester entschieden. War das wirklich richtig von ihr? Doch das, was sich im nächsten Augenblick abspielte, konnte ich wirklich kaum fassen. Bevor Spencer auch nur ein Wort über seine Lippen bringen konnte, landeten Les‘ auf seinen und brachten ihn somit zum Schweigen. Nun schaute jeder, wirklich jeder zu den beiden und es war absolut ruhig. Die Köchinnen hatten sogar extra die Abwaschmaschine abgestellt – so schien es mir auf jeden Fall, denn bekanntlich war diese immer in Betrieb. Wenige Sekunden später  löste sich Les mit einem etwas angeekelten Gesicht von Spencers Lippen, der nun mit einem stolzen Blick den ganzen Essenssaal überblickte, als würde er jemanden suchen. Langsam meldeten sich die ersten Stimmen wieder zu Wort. Doch zuerst nur flüsternd und mit Worten wie „Oh mein Gott“ oder „Das hätte ich jetzt niemals erwartet.“. Jedoch wurde diese Stille plötzlich von einem Stuhl unterbrochen, dessen Lehne gegen einen Tisch geknallt wurde. Und dann sah man nur noch Les‘ blonde Mähne, die durch die Tür den Essenssaal verliess. Das war ihr jetzt bestimmt mehr als nur peinlich. Deshalb suchte ich kurz meine Siebensachen zusammen um ihr so schnell als möglich zu folgen und sie etwas zu beruhigen.

„Miaaa!! Bitte lass mich sterben! Das war so peinlich!“, Les hatte sich wieder einmal bei den Toiletten Schutz gesucht und schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Sie befand sich wirklich in einer etwas dummen Situation und ich hatte keine Ahnung, wie ich sie etwas beruhigen konnte. „Hey, mach dir keinen zu grossen Kopf darüber. Das wird sich schon alles legen. Aber ich bin echt froh, dass du dich für deine Schwester entschieden hast. Du kennst sie besser als ich und weisst, dass sie sehr hinterhältig sein kann und so wäre es vielleicht noch viel peinlicher geworden.“ Les schien sich langsam wieder etwas zu beruhigen und atmete einmal tief durch. „Jetzt warten wir einmal, bis die Mittagspause vorüber ist. Dann werden wir auf dem Schulgang sowieso niemanden mehr antreffen und dann können wir und zu dir nach Hause schleichen. Es wäre keine so gute Idee, bei mir zu Hause aufzukreuzen, denn wenn meine Mum das mitbekommen würde, wäre ich echt geliefert.“ „Ok…“, Les nickte mir kurz zu und liess sich dann auf eine der Schüsseln fallen.

- Am nächsten Tag –

Zum Glück konnte ich Les ein wenig beruhigen! Ich kann sie ja schon verstehen, dass sie einen totalen Anschiss darauf hat, mit dem wohl hässlichsten und unbeliebtesten Jungen der Schule zu führen, doch mittlerweile wird auch sie eingesehen haben, dass es so besser ist als umgekehrt. Doch momentan befindet sie sich immer noch in der schwierigsten Situation. Einerseits das ganze Getuschel hinter ihrem Rücken, andererseits will ihr Spencer anscheinend das Leben wirklich schwer machen! Sie sind jetzt knapp einen Tag lang „ein Paar“ und er hat schon begonnen, Gerüchte zu verbreiten, wie zum Beispiel, dass sie es schon zweimal getrieben hätten und einmal sogar noch vor dieser Beziehung! Das ist wirklich viel, meiner Meinung nach zu viel. Doch sie wusste, auf was sie sich einlassen würde, denn es war vorhersehbar. Aber das Schlimmste an der ganzen Sache ist immer noch, dass sie jetzt von einigen dummen Typen – und teilweise auch von Mädchen – gehatet wird, nur weil sie anscheinend etwas vom unbeliebtesten Jungen der Schule will. Ich kann echt nur hoffen, dass es sich bald wieder legt. Doch das, was mich wirklich am meisten beunruhigt ist die Tatsache, dass viele Schüler gar nicht genug Gerüchte über die beiden hören wollen. Ich wurde heute den ganzen Tag lang immer wieder von Schülern angesprochen, die irgendetwas über Les und Spencer wissen wollten! Teilweise kannte ich diese Schüler gar nicht. Das fand ich echt ein wenig strange.

Als ich dann um halb sechs von der Schule nach Hause gekommen bin, lasse ich mich aufs Bett fallen, denn heute war es echt anstrengend gewesen. Ich schloss kurz die Augen und wollte mich etwas entspannen, doch beinahe im selben Moment, hörte ich eine Stimme aus dem unteren Stock irgendetwas unverständliches schreien. Ich wusste sofort, dass es meine Mum war, die mir wahrscheinlich sagen wollte, dass ich das Abendessen zubereiten soll, da sie sich wieder einmal voll zugedröhnt hat und zu nichts mehr fähig ist. Mühsam setze ich mich auf und gähne einmal herzhaft – jap, ich war wirklich etwas müde – dann machte ich mich auf den Weg in die Küche. Auf dem Weg dort hin kam mir meine Mum entgegen. Sie rannte wohl eher, sollte man vielleicht sagen, denn so wie es aussah, musste sie gleich kotzen. Sie hielt sich beide Hände vor ihren Mund und rannte mich fast zu Boden – ich konnte im letzten Moment noch ausweichen, schlug mir jedoch meinen Kopf etwas an der Wand an. Wenige Sekunden später konnte ich ein übles Kotzgeräusch aus dem Klo wahrnehmen und noch einmal einige Sekunden später hörte ich, wie jemand die Spülung bedient hat. Zum Glück hatte sie die Toilette noch rechtzeitig erreicht, denn ich hatte wirklich keine Lust mehr darauf, das Erbrochene von jemandem aufzuwischen. Ich hielt mir meine Hand an den Hinterkopf um zu fühlen, ob ich mich verletzt hatte, doch er fühlte sich an wie sonst :P. In der Küche angekommen machte ich zuerst den Teig für Crèpes und deckte dann den Tisch, während ich den Teig noch etwas im Kühlschrank kühlte. Dann schaltete ich die Herdplatte an und begann die Crèpes zu backen. Kurze Zeit später hatte ich den ganzen Teig aufgebraucht und rief meine beiden Brüder an den Tisch. Schweigend kamen sie rein – sie dachten wohl nicht einmal daran, irgendein Gespräch mit mir zu beginnen, denn sie verschlangen gierig ihre Crèpes und gingen dann wortlos wieder aus der Küche. Ich kümmerte mich anschliessend um den Abwasch, holte ein Kühlkissen aus dem Gefrierfach und brachte es meiner Mutter, die sich inzwischen in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatte und dort auf ihrem Bett lag. Als sie sah, was ich ihr bringen wollte, streckte sie eine Hand nach mir aus und lächelte mir dankend zu. Dann verliess ich ihr Schlafzimmer wieder wortlos und machte mich auf nach oben, in mein Zimmer. Der heutige Tag war echt ein wenig strange. Meine Mum, die mich gerade eben so freundlich wie schon lange nicht mehr behandelt hat, und all die komischen Leute, die mich einfach so auf die Gerüchte über Spencer und Les ansprechen, als würden sie die beiden schon Jahre kennen und dann noch die Lehrer, die uns heute glücklicherweise keine Hausaufgaben aufgebrummt hatten!

Ich setzte mich ans Pult und fuhr den Laptop hoch. Mal sehen, vielleicht war Josh online, ich musste unbedingt mehr darüber herausfinden, wie er über Les dachte und der beste Weg hatte sich mir soeben gezeigt: Ich wollte ihn fragen, was er alles über Les und Spencer wusste!

SoulmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt