"Wann wolltest du mir sagen, dass sie heute wieder kommt?" Erschrocken sah Maik mich an: "Wie? Wer ist heute wieder gekommen?" Er wusste es selbst nicht? Gerade als beginnen wollte zu reden kam sie die Treppe herunter stolziert. Mit ihren High-Heels stöckelte sie eingebildet an mir vorbei und umarmte Maik. Genervt drehte ich mich weg, was Annabeth bemerkte: "Was denn? Weinst du gleich, weil deine Mom ihn nicht mehr haben kann? Sorry Süße, aber ich glaube deine Mom hat ihn einfach nicht verdient und wahrscheinlich sitzt sie die ganze Zeit über, seit der Trennung, zu Hause und zieht sich irgendwelche Drogen rein, deswegen bist du wahrscheinlich auch hier, oder?!" Jetzt war ich richtig sauer. Ich drehte mich langsam um, jeden Muskel angespannt und meine Hände zu Fäusten geballt. "Niemand, absolut niemand, redet in meiner Anwesenheit so über meine Mutter. Kannst Alex fragen, der weiß wie es sich anfühlt, wenn man meine tote Mutter beleidigt!", ich musste mich anstrengen nicht zu schreien. Unbeeindruckt sah sie mich immer noch hochnäsig, an: "Soll ich jetzt Angst haben, Kleine?" Warscheinlich hatte sie den Teil mit "tot" überhört, denn anders konnte ich es mir nicht erklären, wie man es sich trauen kann diese Frage mir gegenüber zu stellen, wenn ich wütend bin."Vor mir schon!" "Josi, es reicht!", mischte sich jetzt auch Maik ein. Ich beachtete ihn gar nicht erst und ging auf Annabeth zu. Diese schluckte, als ich wenige Zentimeter vor ihr stehen blieb und ihr direkt in die Augen sah.
Wie eine Katze, die erst mit ihrer Beute spielt, sah ich Annabeth an und drehte den Kopf dabei ein Stück zur Seite. Das hatte Steffan mir beigebracht. Meistens verwirrt das den Gegner und jagt ihm zusätzlich ein kleinen Schrecken ein, sollte man dann noch schief grinsen. Er nannte es den Psycho.
Bei Annabeth schien es zu wirken, denn in ihren Augen machte sich langsam Panik und Angst breit. Ich schnaufte verächtlich: "Du hast so ein verbranntes Glück, dass du meine Dad an deiner Seite hast. Wär er jetzt nicht hier, würdest du am Boden liegen. Aber anstatt ihn zu schätzen lässt du ihn hauptsächlich allein und betrügst ihn warscheinlich auch noch. Ganz ehrlich, ich würde an deiner Stelle froh sein meinen Dad als Mann zu haben." Als ich die Treppe hochging wollte sie Maik küssen, doch er versteifte sich und lies sie einfach stehen, um mir hinterher zu laufen."Josi? Hey, ich ähm", stammelte er, als er in meinem Wohnzimmer stand. "Schon okay", ich lächelte ihn an und kam auf ihn zu. Ich umarmte ihn und er entspannte sich. "Du bist echt der beste Dad aller Zeiten!" Plötzlich tropfte etwas auf meine Schulter und verwirrt sah ich Maik an. Ihm liefen auf jeder Seite jeweils eine Träne über die Wange. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen, wirklich nich, selbst als ihm am Telefon, beim Training, gesagt wurde, dass seine Schwester, mit der er ein enges Verhältnis hatte, bei einem Unfall auf der Autobahn gestorben war.
Ich wusste ja, dass er sich große Mühe gab ein besserer Dad für mich zu sein, aber, dass er deswegen so emotional werden konnte . Ich war echt verblüfft und merkte, dass sogar mir eine Träne die Wange herunterkullerte und vom Kinn aus auf Maik's Arm tropfte. Jetzt sah auch Maik mich an und wir beide fingen an zu lachen.
Wir saßen gemeinsam auf meiner Couch und sahen fern. Nach einer Weile sagte Maik plötzlich: "Ich glaub, ich lasse mich von Annabeth scheiden, ich mein, sie weiß nichts von mir. Sie denkt ich sei nur Makler für Villen und so. Von meinem zweiten Job als euer Trainer weiß sie absolut nichts. Nicht mal, dass ich überhaupt Kampfsport mache." Schockiert sah ich ihn an. Innerlich war ich froh über den ersten Satz und hoffte, dass er das auch wirklich umsetzten würde."Annabeth, morgen kommt mein Anwalt her und wird unsere Scheidungspapiere dabei haben. Ich lasse mich von dir scheiden!", erwähnte Maik, als wir drei am Tisch saßen und Abendbrot aßen. Ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimase: "Gut, dann kann ich dir ja endlich sagen, dass ich ein Verhältniss mit dem Sohn der Nachbarn angefangen habe. Keine Sorge, ich werde ohne zu zögern unterschreiben und die Hälfte unseres Vermögens bekommen." Maik und ich grinsten. Ich zog mein Handy hervor und stellte die Aufnahme aus. "So Annabeth, danke für das einwandfreie Geständnis und den Hauptpreis für Maik", ich spielte die Aufnahme vor in der sie zweifelsfrei gestand, dass sie Maik fremdgeht, "Und das spielen wir dann morgen schön dem Anwalt vor."
"Behalt ALLES! Ich werde nie wieder kommen und etwas abholen, kannst dich selbst darum kümmern wo das Zeug hinkommen soll!", brüllte Annabeth, als sie mit ihrem Anwalt aus dem Haus stolzierte. Wir hatten zweifelsohne gewonnen und sie hatte nichts vom gemeinsamen Vermögen erhalten. "Sicher? Was ist mit deinen Klamotten?", scherzte Maik, doch Annabeth zeigte ihm den Mittelfinger, als sie in ihr Auto stieg. Wir lachten alle beide und selbst Maik's Anwalt hatte Mühe es sich zu verkneifen. "Hey, immerhin müssen wir dann nicht mehr so viel beim Shoppen ausgeben. Annabeth müsste eigentlich deine Größe haben." "Wetten die hat bloß total die langweiligen Büroklamotten in ihrem Schrank?" Maik sah mich ironisch an: "Glaubst du echt, dass sie nen Schrank für ihre Garderobe gehabt hatte? Mach die Augen zu!" Ich ließ mich blind von Maik durch die zweite Etage führen, bis er mich in einem Raum abstellte und die Hände wegnahm. Selbst als ich meine Augen öffnete sah ich noch nichts, bis Maik das Licht einschaltete. Ich traute meinen Augen nicht. Das hier war der Traum eines jeden Mädchens: ein Raum so groß wie ein Klassenzimmer gefüllt nur mit Klamotten aller Art. Sie hatte eine gut erkennbare Struktur in ihrem "Kleiderschrank": eine Wandseite mit Abendkleidern, sortiert nach Farben, eine weitere Wand mit allerhand Oberteilen und Hosen für Winter und Herbst, ebenfalls nach Farben sortiert, die nächste Seite Sommer- und Frühlingsmode, natürlich auch in Farblicher Struktur, allein die letzte halbe Wand war voller Spießerklamotten. Ich konnte es nicht fassen! Diese Klamotten entsprachen denen eines Mädchen mit meinem Alter und Stil. Maik führte mich weiter in einen anschließenden Raum. Es wurde ja echt immer besser! Ein Raum voll mit SCHUHEN! High-Heels, Boots, Sneaker, Overknies und und und. Alle möglichen Arten von Schuhen und dann auch noch sortiert und in meiner Größe?! Langsam wurde es schon fast unheimlich, vor allem im nächsten Raum, in dem Maik sich echt penlich berührt fühlte und sich zur anderen Hälfte des Raumes umdrehte. Verständlich, denn die eine Hälfte des Zimmers beherbergte Unterwäsche? Alles in exakt meiner Größe sogar die BHs! Die andere Seite war natürlich noch besser! Allerhand Schminke und Assecoirs meiner Lieblingsmarke und die Schminke in genau meinen Tönen.
"Sag mal Maik, kann es sein, dass das hier nicht der "Schrank" von Annabeth war?", fragte ich misstrauisch, als wir wieder im ersten Raum standen. Er biss sich auf die Lippe: "Ja okay, du hättest es eh in spätestens ner Minute gecheckt. Wir sind in deiner Wohnung und in deinem "Schrank". Ich war vor ein paar Tagen mit Laura für dich shoppen. Sie war erst misstrauisch und damit sie die Klappe hält hab ich ihr auch ein bisschen was ausgegeben." "Ein bisschen? Ihr müsst die ganzen Läden leer geshoppt haben!" Wieder lachten wir.
Wieder umarmte ich ihn.
"Du bist wirklich der beste Dad der Welt!", flüsterte ich ihm mit Tränen in den Augen zu.
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love a fighter - #Wattys2020
Подростковая литератураJosi ist 16 und MMA-Fighterin aus Leidenschaft. Sie wächst allein bei ihrer Mutter auf, die so gut wie nie da ist. Ihr Leben ist der Sport und damit verbunden ihre engsten Freunde, die für sie eigentlich schon wie eine Familie sind. Doch auch in...