C h a p t e r - s e v e n

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B a i l e e

In Ashleys rießigen Bett war es unglaublich gemütlich und warm. Ich hatte das Gefühl in dem Berg von Kissen und der kuschelweichen Matratze versinken zu können und für immer dort zu bleiben... nur: ich konnte nicht schlafen. Ich warf mich von einer Seite auf die andere und bemühte mich, Ashley dabei nicht zu wecken. Ich zählte Schläfchen. Ich versuchte es mit einer von diesen Übungen, bei denen man vom großen Zeh ausgehend langsam jedes einzelne Körperteil entspannt. Ich stellte mir sogar vor, im Politikkurs von Mr. Chaucer zu sitzen und einem seiner sterbenslangweiligen Vorträge zuzuhören.

Ich war immer noch hellwach.

Meine Gedanken drehten sich im Kreis, aber dieses mal hatte es nichts mit Dad zu tun. Das hatte ich mir von der Seele reden können, nachdem Ashley und ich Emily zu Hause abgesetzt hatten.

„Ich mache mir Sorgen um Dad", hatte ich Ashley erzählt. Ich hatte damit gewartet, bis wir allein waren, weil ich wusste, dass es Emily nicht verstanden hätte. Sie kam aus einer intakten und glücklichen Familie. Ashley dagegen hatte miterlebt, wie die Ehe ihrer Eltern scheiterte. „Er kapiert es einfach nicht. Dabei ist es doch total offensichtlich, dass es nicht funktioniert. Warum bringen sie es dann nicht endlich hinter sich und lassen sich scheiden, verdammt noch mal?"

„Hör auf zu reden, B", gab sie ernst zurück. „So etwas solltest du nicht einmal denken."

Ich zuckte die Achseln. „Die beiden kriegen das schon wieder hin, ganz bestimmt." Sie griff nach meiner Hand und drückte sie, während wir zu ihr nach Hause fuhren.

Es hatte noch nicht angefangen zu schneihen, aber über den ansonsten sternenklaren Nachthimmel fegten dunkle Wolken. „Wenn sie nach Hause kommt, reden sie erst einmal über alles, und dann haben sie Versöhnungssex."

„Ashley! Igitt!"

„... und alles wird wieder gut." Sie hielt kurz inne, als ich in ihre Auffahrt bog. „Und in der Zwischenzeit bin ich für dich da. Wenn du das Bedürfnis hast zu reden – jederzeit, B. Das weißt du."

„Ja."

So oder so ähnlich endete seit zwölf Jahren jeder Versuch Ashleys, mich aufzurichten, wenn ein Problem in meinem Leben auftauchte. Nur dass es diesen Abend nicht wirklich nötig gewesen wäre, denn ehrlich gesagt hatte ich kaum noch an Dad gedacht, seit wir das Night verlassen hatten. Den Stress hatte ich abgebaut, als ich Zayn küsste.

Und genau das raubte mir jetzt den Schlaf. Ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, was ich getan hatte. Meine Haut brannte. Meine Lippen fühlten sich fremd an. Und ich hatte immer noch den Geschmack dieses wiederlichen Weiberhelden im Mund, obwohl ich mir in Ashleys Badezimmer eine gefühlte Ewigkeit (nach einer halben Stunde hatte sie an der Tür geklopft und gefragt, ob alles okay sei) die Zähne geputzt hatte. Bah. Aber das Schlimmste war, ich wusste genau, dass ich mir die Sache selbst eingebrockt hatte.

Ich hatte ihn geküsst. Ja, er hatte den Kuss erwiedert und mich angegrabscht, aber was hatte ich erwartet? Zayn Malik war nicht gerade dafür bekannt ein Gentleman zu sein. Egal was für ein mieser Scheißkerl er war, dass es überhaupt zu dieser Situation gekommen war, war allein meine Schuld. Und dieses Wissen machte mir echt zu schaffen.

„Ashley?", flüsterte ich. Klar, war es nicht besonders nett von mir, sie um drei Uhr morgens aus dem Schlaf zu reißen, aber schließlich war sie diejenige, die mir immer wieder Vorträge darüber hielt, nicht ständig alles in mich reinzufressen, sondern über meine Gefühle zu reden. Sie war also praktisch selbst schuld. „Hey, Ashley?"

„Hmm?"

„Schläfst du?"

„Mhhhm."

„Wenn ich dir etwas erzähle, schwörst du, es für dich zubehalten?", fragte ich. „Und versprichst du, nicht auszurasten?"

„Klar, B", murmelte sie schlaftrunken. „Worum geht's?"

„Ich habe heute Abend jemanden geküsst", sagte ich.

„Das ist doch toll. Und jetzt versuch, wieder zu schlafen."

Ich holte tief Luft. „Ich habe Zayn geküsst, Zayn Malik."

Ashley schoss im Bett hoch. „Was?" Sie schüttelte den Kopf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Okay, jetzt bin ich wach."

Sie drehte sich zu mir um und sah mich an. Ihre kurzen blonden Haare standen in alle Richtungen ab. Wie schaffte sie es nur, selbst jetzt super auszusehen? „Oh mein Gott! Was ist passiert? Ich dachte, du kannst den Typen nicht ausstehen?"

„Daran hat sich nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern. Ich hatte bloß einen schwachen Moment, sonst hätte ich mich nie zu einer so unreifen, gedanklosen, dummen... Dummheit hinreißen lassen." Ich setzte mich auf und schlang die Arme um die Knie. „Ich fühle mich schmutzig."

„Schmutzig kann auch gut sein."

„Ashley..."

„Sorry, B, aber ich verstehe nicht, wo das Problem liegt", sagt sie. „Er sieht wahnsinnig gut aus, seine Eltern haben jede Menge Kohle, und er kann mit Sicherheit traumhaft gut küssen. Kann er doch, oder? Also wenn ich mir vorstelle, was er alles mit diesen Lippen..."

„Ashley!" Ich hielt mir die Ohren zu. „Hör auf! Verstehst du denn nicht? Ich bin alles andere als stolz auf diese Aktion. Ich war schlecht drauf, er saß zufällig neben mir, und dann hab ich einfach... Oh Gott. Ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich getan habe. Bin ich jetzt eine Schlampe?"

„Weil du Zayn geküsst hast? Bestimmt nicht."

„Was soll ich jetzt machen, Ashley?"

„Ihn noch mal küssen?"

Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu, bevor ich mich wieder in die Kissen zurückfallen ließ und ihr den Rücken zudrehte. „Vergiss es", sagte ich. „Ich hätte es dir erst gar nicht erzählen sollen."

„Ach, B, komm schon", murrt Ashley. „Versuch doch auch mal, die gute Seite zu sehen, wenigstens ein Mal. Ich meine, du hattest keinen Freund mehr seit..." Sie verstummte. Es war nicht nötig, dass sie den Namen aussprach,  wir wussten beide, wen sie meinte. „Jedenfalls ist es an der Zeit, dass du aus deinem Dornröschenschlaf aufwachst. Du unterhälst dich immer nur mit Joe, wenn wir im Night sind, und sorry, aber der ist echt viel zu alt für dich. Und jetzt, wo wir wissen, dass Niall vom Mark ist... Was ist so schlimm daran mit Zayn zusammen zu sein?"

„Ich bin nicht mit ihm zusammen!", zischte ich. „Zayn Malik ist mit niemandem zusammen, er hat reine Sexbeziehungen. Ich hab ihn bloß geküsst, und das war sowas von dumm, dumm, dumm! Ein Riesenfehler!"

Ashley kuschelte sich wieder auf ihre Seite des Bettes. „Ehrlich gesagt wusste ich, dass nicht einmal du seinem Charme ewig wiederstehen kannst."

„Entschuldigung?" Ich rollte herum und sah sie empört an. „Und ob ich ihm wiederstehen kann, vielen Dank auch. Und soll ich dir mal was sagen? Es gibt nichts zu wiederstehen. Ich finde ihn abstoßend und die Sache heute Abend war nichts weiter als ein Ausrutscher und wird nie wieder vorkommen."

„Sag niemals nie."

Und dann schlief sie einfach wieder ein und gan leise Schnorchelgeräusche von sich. Ich murrte noch ein paar Minuten vor mich hin, bevor ich ebenfalls einschlief und im Traum Ashley und Zayn mit Flüchen überhäufte. Was seltsamerweiße tröstlich war.

Duff - hast du keine, bist du eineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt