C h a p t e r - t h r e e

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Z W E I

Es gibt nichts Friedvolleres als die Stille einer Samstagnacht - oder eines sehr frühen Sonntag-morgens. Dads gedämpftes Schnarchen grollte leise vom anderen Ende des Flurs, aber der Rest des Hauses war in vollkommenes Schweigen gehüllt, als ich um kurz nach eins durch die Tür schlich.

Vielleicht war ich von den wummenden Bässen auf der Party in Lenths Hill auch nur taub geworden. Aber ehrlich gesagt beunruhigte mich die Vorstellung, mein Gehör verloren zu haben, nicht besonders. Wenn es bedeutete, dass ich nie wieder Techno hören musste - umso besser. Ich drückte leise die Eingangstür hinter mir zu und schlich durch den Flur.

Auf der Komode entdeckte ich eine Postkarte von Mom. Ich machte mir nicht die Mühe nachzusehen, von wo sie abgeschickt worden war - was weiß ich, in welcher Stadt sie gerade steckte-, oder sie zu lesen. Ich war einfach zu müde, und sie würde morgen auch noch da liegen, also schleppte ich mich stattdessen die Stufen zu meinem Zimmer hoch.

Ein Gähnen unterdrückend hängte ich meinen Mantel über die Lehne des Schreibtischstuhls und ging zu meinem Bett. Während ich meine Converse auszog und quer durchs Zimmer kickte, begannen die Kopfschmerzen allmählich nachzulassen. Dafür nötigte mich meine Zwangsneurose, den Berg sauberer Wäsche am Fußende meines Bettes zusammenzufalten. Ich konnte zwar kaum die Augen offen halten, aber vorher würde ich sowieso nicht schlafen können.

Konzentriert legte ich jedes einzelne Kleidungsstück mit peinlicher Genauigkeit zusammen, bevor ich T-Shirts, Jeans und Unterwäsche fein säuberlich voneinander getrennt auf dem Boden stapelte. Es beruhigte mich irgendwie, alles ordentlich glatt zu streichen und zu falten. Während ich perfekt kleine Stapel machte, ordneten sich meine Gedanken, mein Körper entspannte sich und meine von der dröhnenden Musik und den fiesen, sexbessesenen Bonzensöhnchen ausgelöste schlechte Laune besserte sich zusehends. Mit jeder geglätteten Knitterfalte erlebte ich eine kleiner Wiedergeburt.

Als ich fertig war, stand ich auf und ließ die Stapel auf dem Boden liegen. Ich zog meine nach Party müffelden Sachen aus und warf sie in den Wäschekorb neben meinem Kleiderschrank. Duschen konnte ich auch morgen noch. Bevor ich unter die Bettdecke kroch, warf ich einen Blick in den Ganzkörperspiegel auf der anderen Seite des Zimmers. Ich betrachtete mich mit neuen Augen, mit neuer Erkenntnis.

Unzähmbare, wellige kastanienbraune Haare. Eine lange Nase. Kräftigere Schenkel. Winzig kleine Brüste. Jep. Definitiv der Stoff aus dem DUFF's gemacht sind. Wieso war mir das nicht schon längst klar geworden? Ich meine, ich habe mich nie für umwerfend hübsch gehalten, und man musste schon blind sein, um nicht zu sehen, dass Ashley und Emily, beide superschlank und wunderschön waren. Aber trotzdem. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass ich in unserem Trio die Rolle des hässlichen Entleins hatte. Dank Zayn Malik war dieser Irrtum jetzt aufgeklärt.

Manchmal ist es besser, ahnungslos zu sein. Ich zog mir die Decke bis unters Kinn, um meinen nackten Körper vor der Schonungslosigkeit des Spiegels zu verstecken. Zayn war der lebende Beweis dafür, dass äußere Schönheit nichts mit inneren Werten zu tun hatte.

Warum hatten dann seine Worte mich getroffen? Ich war intelligent. Ich war ein guter Mensch. Wen interessierte es also, dass ich eine DUFF wäre? Wäre ich attraktiv gewesen, hätte ich ständig Annäherungsversuche von Typen wie Zayn abwehren müssen. Allein die Vorstellung! Dennoch hatte es auch Vorteile, eine DUFF, spricht unattraktiv zu sein, oder? Zur Hölle mit Zayn Malik. Da machte ich mir doch tatsächlich Gedanken über so einen total bescheuerten, sinnlosen, oberflächlichen Mist.

Ich schloss meine Augen. Wenn ich morgen aufwachte, würde ich nicht mehr daran denken. Ich würde nie wieder über DUFF's nachdenken.

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Duff - hast du keine, bist du eineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt