C h a p t e r - f o u r t e e n

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B a i l e e

Ich dachte, der letzte Gong würde nie ertönen. Die Mathestunde zog sich unerträglich in die Länge und Englisch war nervenzerfetzend. Ich erschwischte mich dabei, wie ich mehrmals zu Zayn hinüberschaute, begierig darauf, wieder in den Rausch des Nichtdenkens zu fallen, den seine Arme, Hände und Lippen bei mir auslösten.

Ich betete nur, dass meine Freundinnen nichts davon mitbekamen. Emily würde mir sofort glauben, wenn ich ihr sagte, dass sie Gespenster sah; aber Ashley... Ashley konzentrierte sich hoffentlich so auf Mrs Parkers Grammatikerklärungen, dass sie nicht zu mir rüberschaute. Sonst würde sie mich bestimmt so lange verhören, bis ihr alles gestand oder sie meine Ausflüchte durchschaute. Ich musste dringend hier raus, bevor ich entlarvt werde.

Aber als es endlich gongte, hatte ich es plötzlich doch nicht mehr so eilig.

Emily hüpfte aufgeregt Richtung Cafeteria. „Ich freue mich so, ihn zu sehen!"

„Wir haben's verstanden, Em", meinte Ashley. „Du liebst deinen großen Bruder. Das ist wirklich süß, aber du hast diese Satz heute schon ungefähr... zwanzigmal?, dreißigmal? von dir gegeben."

Emily wurde rot. „Na ja, wenn ich mich eben so freue."

„Ist doch klar, Em." Ashley lächelte sie an. „Ich bin mir sicher, er ist genauso glücklich, dich zu sehen, aber vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn du ein klitzekleines bisschen runterfährst, hm?"

Ein paar Meter vor dem Ausgang zum Parkplatz blieb sie stehen und schaute zu mir zurück. „Kommst du, B?"

„Gleich." Ich ging in die Knie und fummelte an meinen Schnürsenkeln herum. „Ich... ich muss erst noch kurz meine Schuhe zubinden. Geht schon mal vor. Kein Grund, wegen mir die Wiedervereinigung zu zerstören."

Ashley verstand sofort. Sie nickte, schob Emily weiter und plapperte munter drauflos um sie von meiner lahmen Entschuldigung abzulenken. „Erzähl mal von seiner Verlobten. Wie ist sie so? Hübsch? Dumm wie ein Sack Kartoffeln? Ich will alles über sie erfahren."

Ich drückte mich noch ungefähr zwanzig Minuten in der Cafeteria herum, um ihm auf keinen Fall auf dem Parkplatz zu begegnen. Schon seltsam. Vor ungefähr sieben Stunden war ich noch einem komplett anderen Typ aus dem Weg gegangen... den zu sehen ich jetzt kaum erwarten konnte. So krank es auch war, ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder in Zayns Zimmer zu sein. Auf meiner kleinen Insel. Meiner Zuflucht. Aber erst musste ich warten, dass Liam Fields vom Parkplatz fuhr.

Als ich sicher sein konnte, dass er weg war, trat ich nach draußen und zog meinen Mantel eng um mich. Der Februarwind zerrte an meinen Haaren, als ich den leeren Parkplatz überquerte, und der Anblick meines heizungsbehinderten Wagens war alles andere als tröstlich. Ich stieg ein, zitterte wie Espenlaub und ließ den Motor an. Die Fahrt nach Hause schien Stunden zu dauern, obwohl die Hamilton High nur ungefähr sechs Kilometer von mir entfernt war.

Ich überlegte gerade, ob ich vielleicht schon ein paar Stunden früher zu Zayn könnte, als mir mein Dad einfiel. Sein Auto stand in der Auffahrt, obwohl er eigentlich noch nicht von der Arbeit hätte zu Hause sein sollen.

„Verdammt!" Ich hämmerte auf das Lenkrad ein und fuhr erschrocken zusammen, als die Hupe losging. „Verdammt! Verdammt!"

Ich kam mir so schlecht vor. Wie hatte ich meinen Dad vergessen können? Meinen armen, einsamen, von seiner Frau verlassenen Vater? Während ich ausstieg und die Verandastufen hochging, fragte ich mich besorgt, ob er wohl immer noch in seinem Zimmer war. Wenn ja, würde ich dann die Tür aufbrechen müssen? Und dann? Ihn anschreihen? Mit ihm zusammen weinen? Ihm sagen, dass Mom ihn nicht verdient hatte? Wie sollte ich mich verhalten?

Duff - hast du keine, bist du eineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt