Ich habe beschlossen zur Erklärung ein Extra-Kapitel zu machen, da viele von euch vielleicht nicht ganz verstehen, warum Mel so "überreagiert". Deshalb will ich euch mit diesem Kapitel ihre Denkweise näherlegen :) Ich hoffe danach versteht ihr besser, warum sie wegen "nur einem Kuss" so anders geworden ist, viel Spaß damit ;) x
Ich musste daran denken, was mich dazu brachte jegliche Berührung zu verabscheuen und was mich schließlich dazu gebracht hatte mich nicht mehr dagegen zu wehren. Die Angst war natürlich noch immer da, aber sie wurde gelähmt. Durch Erinnerungen und Gedanken. Harry dachte vielleicht, dass er mit dieser Umarmung alles besser machen würde, dass ich ihm vergeben würde oder, dass er mir damit helfen würde. In Wahrheit tat er nichts von dem allen. Im Gegenteil, er machte es wahrscheinlich noch schlimmer. Für den Moment lenkten mich andere Sachen ab, jedoch wusste ich, dass mich die Erinnerung an diese Umarmung noch lange quälen würde, genauso wie andere Erinnerungen...
Ich lag wieder einmal mit einem Buch auf meinem Bett. Damals war ich etwa vierzehn Jahre alt, wahrscheinlich eher fünfzehn. Der Knall der Haustüre ließ mich hochfahren und ich blickte erschrocken zu meiner Zimmertüre. Nichts regte sich, von unten hörte man ein Rumpeln, das ankündigte, dass Mum mal wieder "Besuch" mitgebracht hatte. Leise stand ich auf und schlich mich zur Türe, die ich vorsichtig öffnete. Dann tapste ich auf Zehenspitzen zum Stiegen Geländer und hockte mich seitlich vor die Gitterstäbe, um nicht entdeckt zu werden.
Wie ich es vermutet hatte, stand dort meine Mutter, mit einem Mann mittleren Alters im Schlepptau. Angewidert beobachtete ich, wie sie ihn gegen die Wand drückte und begann ich ziemlich leidenschaftlich zu küssen. Ich verzog das Gesicht. Konnten sie das nicht wenigstens in ihr Zimmer verlegen? Schließlich hatte sie eine Tochter. Ich war ihr natürlich egal, aber trotzdem, man sollte meinen, dass es einer Mutter peinlich wäre einen fremden Mann vor ihrem eigenen Kind halb aufzuessen.
Es war wie immer, man hörte die Kussgeräusche herauf, egal wie fest ich meine Tür schloss oder wie stark ich versuchte mich auf mein Buch zu konzentrieren und nicht hin zu hören. Doch nicht nur solche Geräusche drangen herauf, sondern auch Wörter. Zwischendurch gab es kleine Unterhaltungen. >Ich liebe dich! < drang es laut in mein Ohr. Bei diesen Worten staute sich Wut in meinem Magen zusammen. Gewaltsam griff ich nach meinem Kissen und presste es mir fest gegen die Ohren. Ich wollte diesen Satz nie wieder hören müssen!
Und doch sagte sie ihn immer wieder, jedes Mal, immer zu einem anderen Mann. Man sollte meinen, dass es etwas Besonderes ist jemandem seine Liebe zu gestehen. Man sollte meinen, dass diese drei Worte eine Bedeutung hatten. Nicht jedoch bei meiner Mum. Ich spürte Abscheu in mir aufsteigen und schwor mir niemals, nie in meinem gesamten Leben so zu werden. Dennoch saß in meinem Kopf die unbestimmte Angst genauso zu werden wie meine Mum. Sagte man nicht, dass Kinder immer nach ihren Eltern kamen? Und dass man sich veränderte, wenn man älter wurde?Wenn das so war, dass ich, wenn ich älter werden würde so werden würde, wie meine Mum, dann würde ich lieber mein Leben lang 13 Jahre alt bleiben. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ich irgendwann selber glauben würde, was sie da machte sei in Ordnung, dass ich alles, was ich jetzt für richtig hielt, meine ganzen Gedanken, einfach alles vergessen würde. Von dieser unbestimmten Angst keine Kontrolle mehr über mein Leben zu haben, griff ich fast panisch nach dem kleinen Büchlein auf meinem Nachttisch. Der Einband war braun und es sah unscheinbar aus und doch war es gleichzeitig meine größte Hilfe.
Denn dort schrieb ich alles auf, was ich niemals vergessen durfte, es waren meine Regeln, an die ich mich halten musste und an die ich mich auch, wenn ich älter werden würde noch erinnern würde. Ich schlug es auf und ließ meinen Blick über die verschiedenen Einträge gleiten.
Schönheit und Gutes gehen, genau wie Hässlichkeit und Böses nicht immer Hand in Hand, man lässt sich nur von der schönen Fassade täuschen, also hüte dich stets vor Schönheit, denn in ihr birgt sich die wahre Hässlichkeit.
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Show me how to love (Harry Styles)
FanfictionMIT TRAILER Mel ist im Gegensatz zu ihrer verhassten Mutter gar nicht der Party-Typ, sie bleibt lieber zuhause, lernt für die Schule und liest. Eine Muster-Tochter sollte man meinen. Doch so sieht ihre Mutter das nicht - sie findet, dass Mel ihr Leb...