Show me how to love (Harry Styles)

ernste Gespräche ✔

Ich saß stocksteif da, während Harrys Blick wieder trauriger wurde. Aber was hatte er erwartet? Dass ich die letzten 17 Jahre meines Lebens vergessen und mich in seine Arme werfen würde? Denn wenn man von meinen Vorsätzen, Einträgen und den ganzen abschreckenden Erinnerungen absah, dann befand sich immer noch ein klares Problem im Raum: meine Berührungsangst. Das ist nicht etwas, was man über Nacht ablegen konnte oder einfach abstellen, weil man sie nicht mehr haben wollte. 

Wenn ich ehrlich bin, dann war ich immer ziemlich zufrieden mit allem an mir gewesen. Ich wusste zwar, dass ich Probleme mit Berührungen hatte, es störte mich aber nie. Ich war immer vollauf damit zufrieden alleine zu sein und jeglichen körperlichen Kontakt zu vermeiden. Ich isolierte mich sozusagen von allem, meistens sprach ich das ganze Wochenende über kein Wort, erst wieder in der Schule, wo man mich mehr oder weniger dazu zwang. 

Doch heute war es anders. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir, dass das beengende Gefühl in meinem Magen und in meiner Brust weggehen würde und dass ich mich ganz einfach von Harry umarmen lassen könnte. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich nicht alleine sein. 

>Ich werde jetzt wohl gehen. < flüsterte Harry und stand langsam auf. 

>Nicht! < rutschte es mir heraus, bevor ich mich zurückhalten konnte. Es war eigenartig. Selbst, wenn ich keine Berührungen ertrug, war die bloße Anwesenheit einer Person in diesem Augenblick unverzichtbar. 

Ich blickte schüchtern zu Harry hoch und sah, wie sich ein kleines Lächeln in seinem Gesicht ausbreitete. Er streckte mir eine Hand hin, um mir hoch zu helfen. Ich verzog das Gesicht. Ware es sehr unhöflich jetzt abzulehnen? Mit einem entschuldigendem Blick sah ich an seiner Hand vorbei und stand ohne seine Hilfe auf. Harry sah mich verwirrt an.

Oh nein, es war wohl Zeit zu reden. Mit etwas wackligen Beinen steuerte ich Harrys Bett an und ließ mich darauf sinken. Ich schnappte mir ein Kissen und lehnte es gegen die Wand, dann setzte ich mich im Schneidersitz hin und lehnte mich zurück. Abwartend sah ich Harry an. Dieser ließ sich einen Meter vor mir nieder. Ich seufzte. 

>Ich glaube wir müssen reden. < murmelte ich dann. Es war bizarr so einen Satz zu seinem Entführer zu sagen, aber man konnte nicht mehr von einer normalen Entführung reden nach dem, was Harry mir vorhin gestanden hatte und da ich nicht vor hatte mir mein Leben hier schwerer zu machen, als es unbedingt sein musste, würde ich mich diesem Gespräch stellen. Harry nickte und wartete anscheinend darauf, dass ich anfing. 

>Okay. < begann ich, das war schwerer, als ich dachte. >Die Sache ist die. Ich verstehe jetzt... mehr oder weniger, warum du mich... ähm gekidnappt hast. Aber ich hab noch eine Frage: Besteht die Chance, dass ich wieder nach Hause darf? < Ich sah ihn mit dem hoffnungsvollsten Blick an, den ich bieten konnte, obwohl ich ganzgenau wusste, wie seine Antwort ausfallen würde. Wieder verzog Harry das Gesicht.

>Tut mir leid... ich kann dich nicht gehen lassen. < murmelte er und senkte beschämt den Kopf. Ich nickte, meine Mine blieb unbewegt, es war nicht so als hätte ich mir wirklich Hoffnungen gemacht, ich wollte diesen Punkt nur geklärt haben. 

>Also gut. < erwiderte ich, meine Stimme zitterte doch etwas, da der Gedanke auf unbestimmte Zeit festgehalten zu werden nicht gerade beruhigend ist. Harrys Kopf schoss bei dem Klang meiner Stimme sofort nach oben, weshalb ich mich beeilte schnell weiter zu sprechen. Dieses Thema musste geklärt werden. Ich holte noch einmal tief Luft und schloss die Augen, bevor ich zu sprechen begann.

>Ich kann dir versprechen, dass ich nie wieder versuchen werde zu flüchten oder dir sonst irgendwelche Unannehmlichkeiten zu machen, wenn du dafür versprichst, dass du mich nie wieder küssen wirst. < Als ich seinen Blick sah, wurde mir klar, dass ich gerade gesprochen hatte, als wären wir gleichgestellt, was natürlich Blödsinn war, da er noch immer viel stärker war als ich und machen konnte, was er wollte.