Heute geht die Schule wieder los. Es ist und bleibt der Horror. Ich war die ganze Nacht wach und habe nachgedacht. Über Chris und Matt.
Als um 6 der Wecker klingelt habe ich tatsächlich 20 Minuten geschlafen. Das ist doch was.
Ich stehe auf und zieh mich an, frühstücke mit meinem Vater und mache mich fertig. Mit dem Schlüssel und den Kopfhörern in der einen, und meinem Handy und den Zigaretten in der anderen Jackentasche gehe ich vor die Tür. Wir leben in einem Mehrfamilienhaus in Sheffield. Es ist eine ganz nette Siedlung hier aber es beengt mich. Überall ragen die Häuser wie gestapelte Legosteine aus dem Boden. An vielen Fenstern sind die Jalousien noch unten und ich würde jetzt auch gern noch schlafen.
Ich ziehe die Kopfhörer aus meiner Tasche und natürlich haben sie sich mit meinem Schlüssel in eine Art intime Beziehung gestürzt.
Ich brauche keine 5 Minuten zur Bushaltestelle und niemand außer mir steigt hier ein. Zum Glück. Ich brauche morgens nur eine Zigarette und meine Ruhe.
Als der Bus vorfährt durchdringt mich der Gedanke mich einfach umzudrehen und weg zu laufen. Zu spät. Die Türen sind schon offen und der Busfahrer würdigt mich nicht mal eines Blickes.
Ich steige ein und gehe direkt nach ganz hinten. In der hintersten Reihe setze ich mich immer ans Fenster. So habe ich das Gefühl, alles im Blick zu haben. Und die vorbeiziehende Welt faszinierend mich.
Nach 20 Minuten und ein paar zwischen Stops hält der Bus ein letztes Mal. An der Schule.
Ich steige zu letzt aus und genieße den bösen Blick des Busfahrers.
'Eine rauchen und dann schnell rein' denke ich. Doch mein Plan geht nicht ganz auf. Eine meiner alten Lehrer kommt auf mich zu und fragt "Wie geht's uns denn heute?" mit einem komisch fröhlichem Lächeln.
Ich will doch nur meine Ruhe haben. Ist das denn so schwer? "Wie es ihnen geht weiß ich nicht. Aber mir geht's gut." Antworte ich, ohne eine Miene zu verziehen. "Oh, jaja. Es ist ein schöner Morgen nicht wahr?" 'Was hat der bitte genommen?' "Hannah" setzt er wieder an "ich brauche deine Unterstützung." "Wozu?" Jetzt hat er doch etwas mein Interesse geweckt. "Wir haben eine neue Schülerin. Melany. Sie kommt aus, sagen wir, schwierigen Verhältnissen." Man sieht ihm an, dass er überlegt, ob diese Formulierung die Richtige war. "Und was soll ich daran ändern?" Sage ich so gleichgültig es nur geht. "Du sollst sie hier einführen. Danke." Er dreht sich rum und geht. 'WAS WAR DAS GRADE' brüllen meine Gedanken hinterher. Jedoch kann und will mein Mund das nicht umsetzen, weil ich einfach noch zu müde bin.Über die Treppe des Oberstufengebäudes gehe ich zu deutsch. Vor den anderen Räumen stehen 12er und als ich durch die Tür komme, werde ich von allen komisch angesehen. Es ist eine Mischung aus Ekel und Furcht. So deute ich es zumindest.
Gradewegs kommen Anton und seine breiten Kollegen auf mich zu. Statt aus dem Weg zu gehen, steuere ich gradewegs auf die drei zu. Sie könnten mir genauso aus dem Weg gehen. Ich gucke grade auf mein Handy, als ich mit einem Ruck auf dem Hintern sitze. Anton hat mich grade allen ernstes weggeschupst. Statt irgendwas zu sagen gehen diese Prollo-Ärsche einfach weiter. Ich weiß ehrlich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Aber beides vor Wut. Ich entscheide mich gegen beide Optionen, stehe einfach wieder auf und gehe zu deutsch.
Nach zwei Stunden Analysenqual habe ich endlich Pause. Mit Mary und ein paar anderen stehe ich vorne an der Brücke und rauche. Von dem Vorfall mit Anton erzähle ich nichts. Wir reden über banale Dinge, wie Bands, Zigarrten und warum Gulluar blau mit miesen Bands zu vergleichen ist.
Auch das Prollo Gestirn kommt zur Brücke und ihr Anführer Anton guckt mich lächelnd an. Jetzt bin vollkommen verwirrt, tue aber so, als hätte ich nichts gesehen.
Plötzlich kommen seine Prollo Spacken auf mich zu und gucken beide mehr als ernst. Einer Packt mich an den Schultern und brüllt mich an. "Wo ist das Portemonnaie?" Fragend gucke ich ihn an. "Wo ist das Portemonnaie du Schlampe?" Er wirs noch lauter als zuvor. "Hey, fahr dich runter!" Wirft Mary ein und versucht mich aus seinem Griff zu lösen. Ich stehe wie versteinert da und mein Gehirn versucht noch das alles hier irgendwie zu sortieren. "Ich habe kein Portemonnaie." Sage ich im ruhigen Ton und mit einem ernsten Blick. Wieder brüllt er mich mit irgendetwas unverständlichem an und erhebt die Hand. In dem Moment klingen bei mir die Alarmglocken und ich balle die Fäuste.
"Hey Nico, hab's gefunden!" Ruft Anton und lacht. "Na dann is ja gut." Ruft der Spacke, dessen Name anscheinend Nico ist, zurück.
Während Anton mit seiner Brieftasche wedelt und mich dämlich angrinst ahne ich schon, dass das alles hier noch kritisch werden kann.
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Wenn alles schief geht, dann zumindest mein Eyeliner nicht.
Teen FictionHannah ist ein Teenager, wie alle anderen auch. Ihre Noten stimmen, in der Familie läuft es gut und auch die Liebe kommt nicht zu kurz, bis ein Ereigniss das andere übertrifft und Hannah aus der Bahn wirft.