Kapitel 14

33 1 0
                                    

Ich gehe mit Matt auf sein Zimmer. Wir reden kein Wort. Diese Stille macht mich nervös. Er teilt sein Zimmer mit zwei weiteren Jungen. Einer ist so um die 25 und der andere etwa 15 oder 16. Beide verlassen gleichzeitig den Raum. Sie lächeln Matt mitleidig zu.
"Also, was ist passiert?" Frage ich Matt.
Er schaut auf den Boden. Dann zu mir. Dann wieder auf den Boden.
"Sag schon" fordere ich ihn auf. Er ballt die Hände in den Taschen und er sieht aus, als würde er gleich weinen.
"Matt?" Ich lege eine Hand auf seine Schulter. "Ich halte das einfach nicht mehr aus.." eine Träne rollt ihm übers Gesicht. Ich kann nicht anders, als ihn in den Arm nehmen. Die Zeit zieht sich wie Stunden. Nach einer Minute nimmt er die Hände aus den Taschen und nimmt auch mich in die Arme.
Wir bleiben eine Weile so stehen, bis ich mich aus seinem Griff löse und ihm tief in die Augen sehe.
"Setz dich" bitte ich ihn. Ruhig, aber drängend. Er setzt sich tatsächlich.
Ich setze mich auf das gegenüber stehende Bett und warte einen Moment. "Was ist passiert?" frage ich erneut.
"Ich hab was gekocht. Und 'ausversehen' ist mir das kochende Wasser über die Hände gelaufen."
Ich bin geschockt. Geschockt und sprachlos. "Wieso? Wieso hast du das getan?" Mein Blick scheint Bände zu sprechen. Wieder rollen ihm Tränen über's Gesicht. "Ich kann das einfach nicht mehr." Bei jedem Wort bricht seine Stimme mehr. Ich weiß garnicht, was ich denken soll. Einerseits tut er mir unglaublich leid. Andererseits kann ich ihn verstehen. Ich kann nicht sagen, dass ich das nicht getan hätte.
Ich setze mich mit auf sein Bett. Er schaut mich nicht mal an. Ich lege meinen Arm um ihn und Matt lehnt sich an mich. Ich umarme ihn jetzt mit beiden Armen. Und auch er umklammert mich. Wie ein kleiner Junge, der Angst vor einem Hund hat. Ein kleiner Junge, der sich in den Schutz seiner Mutter begibt. Als ich so drüber nachdenke laufen auch mir die Tränen das Gesicht runter. Er sieht mich an, schaut mir tief in die Augen. Mit dem Daumen seiner linken Hand wischt er mir die Tränen weg und hält mein Gesicht in seinen Händen. "Warum weinst du?" er schaut mich wirklich besorgt an. Ich lege meine Hände sacht um seine, die noch immer mein Gesicht halten. "Ich kann dich so nicht sehen. Mir tut das alles so unglaublich leid." Danach senke ich meinen Blick, lasse seine Hände aber nicht los. "Dir brauch garnichts leid tun. Wirklich nicht." Er legt seine Stirn an meine. Mein Blick ist immernoch gesenkt. Als ich hoch blicke sieht er mir direkt in die Augen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein.
Ich kann nicht anders und komme ihm noch einen Zentimeter näher, bis unsere Lippen sich fast berühren. Er macht es. Er küsst mich. Unsere Lippen berühren sich. Seine warmen Lippen liegen auf meinen. Es ist ein angenehmes Gefühl. Dieses leichte Kribbeln im Bauch. Mein ganzer Körper scheint sich zu entspannen. Die Zeit vergeht nicht. Und ich bin froh darum. Nach und nach zieht er mich zu ihm, bis ich auf ihm liege. Seine Hände auf meinem Rücken. Ich spühre die Verbände. Und da rinnen mir wieder die Tränen über die Augen. Ich unterbreche den Kuss, um mir die Tränen wegzuwischen. Er sieht mich wieder mit diesem besorgten Blick an. Ich setze mich auf und sitze auf ihm. Auch er richtet sich auf und wir sehen uns in die Augen. Ich nehme seine Hände vorsichtig von meinen Hüften und schaue mir die Verbände an. Jetzt weiß er, was ich denke. "Es tut mir leid" er sieht mich mit solch einer Trauer an.

"Ich liebe Dich Hannah."

Wenn alles schief geht, dann zumindest mein Eyeliner nicht.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt