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"Which came first? The music or the misery?"

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Michaels P.O.V.

Meine Schritte waren noch nie so sicher und fest gewesen, als ich zur Schule gelaufen bin.
Doch heute hatte ich mir etwas in den Kopf gesetzt und dass wollte ich auch durchziehen.
Zum ersten Mal glaubte ich an mich und an meine Überzeugung.

Vielleicht hatte Lil recht. Vielleicht war all das nicht umsonst gewesen.
Ich hatte vieles aus meinem Leben gelernt. Jede Sache, egal ob gut oder schlecht, hat sich in mir festgesetzt, hat Fragen aufgeworfen und seine Spuren hinterlassen. Wie Narben, die einen immer wieder daran erinnern werden was passiert ist. Und warum es passiert ist. Nämlich um daraus zu lernen, um daran zu wachsen und um es im Herzen bei sich zu tragen um es eines Tages vielleicht weitergeben zu können.
Ich wollte meine neu gewonnene Stärke nutzen und endlich alles klarstellen.
Luke und ich hatten schließlich noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen.

Es war nicht schwer Luke zu finden. Eigentlich fand er mich sogar zuerst.

"Michael!"

Stieß er erstaunt hervor.

Nach all den Tagen, an denen ich nicht in die Schule gekommen bin war es jetzt wahrscheinlich überraschend, dass ich dort plötzlich auftauchte.
Aber hatte er wirklich gedacht ich würde mich nach dem was er getan hatte, was wir getan hatten, für immer verstecken?
Niemals mehr wollte ich mich verstecken.

Ohne seinen erschrockenen Blick zu achten packte ich ihn am Unterarm und schleifte ihn mit mir ins nächstbeste Klassenzimmer.

Ein leerer Klassenraum hatte immer etwas seltsam gruseliges an sich. Normalerweise war dieser Ort voller lauter und rücksichtsloser Teenager und einem verzweifelten Erwachsenen. Jetzt aber, fast eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn, herrschte gespenstische Stille.

"Autsch! Lass los Michael. Bitte lass los!"

Ich erfüllte Luke seine Bitte und ließ ihn, nach dem ich die Tür hinter uns zugezogen hatte, los.
Mit verschränkten Armen stand ich nun vor ihm. Er rieb sich leise fluchend sein Handgelenk und blitzte mich böse an.

"Du tauchst nach Tagen einfach so wieder auf und zerrst mich dann, ohne mich auch nur zu fragen, irgendwo hin! Was soll das?!"

Ich konnte seine Wut spüren. Doch ich hatte keine Angst mehr vor ihm. Auf eine traurige Weise wirkte er nämlich verzweifelt.

"Wir müssen reden."

Stellte ich klar.

Er blickte mir fest in die Augen. Natürlich wusste er dass wir uns einander aussprechen sollten. Nur wollen tat er es nicht. Nicht wirklich zumindest.

"Setz dich hin."

Orderte ich und er folgte meiner Aufforderung und setzte sich auf einen der so verlassen aussehenden Stühle.
Ich ließ mich auf einem ihm gegenüber nieder.
Zwischen uns lag nur der schmale Gang, der vom Pult bis zu den Schränken an der hinteren Wand des Zimmers reichte.

"Wir hätten uns nicht küssen dürfen. All das hätte nicht passieren dürfen! Und ich weiß, dass ich daran genauso beteiligt bin wie du, aber das ändert nichts daran, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will."

You Hurt Me | muke Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt