Familiäres Feeling

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Mittlerweile war eine Woche vergangen und zwischen Sirius und mir war es wieder so wie früher, auch wenn ich ein komisches Gefühl hatte. Ich wusste nicht, was es war und machte mir nicht all zu viele Gedanken darüber. Alle waren froh und glücklich darüber, dass ich nun nicht mehr so fies zu Sirius und Harmonie eingekehrt war. Die Neckereien bestimmten wieder unseren Alltag und brachte mir so manche gute Laune. Dennoch fiel mir immer mehr auf, dass Sirius' Zeit in Askaban ihn geprägt hatte. Er hatte sich verändert und manchmal wirkte er so, als könnte er nachts nicht richtig schlafen. Man sah dann am Morgen seine tiefen Augenringe. Ich wollte ihn dann am liebsten in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wird und er nicht alleine war. Er hatte ja uns und wir würden ihn immer unterstützen. Doch irgendwie tauchte dieses komische Gefühl immer auf, wenn wir in irgendeiner Weise Körperkontakt hatten, also ließ ich es am besten sein.

Wir saßen gerade am Frühstückstisch und auch wenn ich mich in diesem Haus noch nicht ganz wohl fühlte, genoss ich die familiäre Atmosphäre, die die Weasleys jedes Mal schafften, aber besonders, weil ich mehr Zeit mit Remus verbrachte. Als ich noch meinen Job hatte verbrachten wir nicht sonderlich viel Zeit miteinander, denn wir hatten beide genug zu tun. Ich freute mich aber auch, weil ich Bill wieder um mich hatte, denn auch er hatte mir wahnsinnig gefehlt.

„Remus können wir heute mal raus?", fragte ich ihn, denn langsam wuchs mir hier die Decke auf den Kopf.

„Wohin möchtest du denn gerne?", wollte er wissen und klang dabei wieder so liebevoll, wie er halt war. Remus könnte nie jemandem weh tun, er war schrecklich nett. Manchmal zu nett für meinen Geschmack, denn so manches Mal wünschte ich mir er würde mal so richtig aus der Haut fahren, was er viel zu selten tat. Er wollte es einfach jedem Recht machen und war stets freundlich.

„Einfach woanders hin. Ich gehe hier noch ein", seufzte ich sehnsüchtig. Ich brauchte mal einen Tapetenwechsel und so leid mir Sirius auch tat, weil er nicht einfach das Haus verlassen durfte, aber ich konnte hier nicht Ewigkeiten festhängen. Natürlich fühlte ich mich bei ihm wohl, aber ich musste mal frische Luft schnappen. Und wenn es nur ein Spaziergang durch den Park war.

Mir fiel genau in diesem Moment ein Ort ein, an dem ich ewig nicht mehr war und den Drang verspürte dort wieder hin zu reisen. Allerdings wusste ich nicht genau, ob es richtig war ihn laut auszusprechen.

„Ich würde gerne mal wieder nach Godric's Hollow", murmelte ich so leise, dass ich hoffte nur Remus würde es hören. Doch ich hatte Sirius' guten Gehörsinn vergessen, weshalb dieser mich schwach anlächelte. Wahrscheinlich weckte dieser Ort bei ihm ebenso schlechte Erinnerungen, aber man musste dazu auch sagen, dass es trotzdem gute Erinnerungen gab, wobei die schlechten natürlich überwogen. Aber ich wollte unbedingt das Grab von Lily und James besuchen, wollte Blumen hinterlassen.

„Ich komme mit", kam prompt von Harry und es überraschte mich, dass er es gehört hatte. Ein wenig hatte ich nun doch ein schlechtes Gewissen, da ich etwas angesprochen hatte, was nicht gerade gute Laune verschaffte.

Remus nickte nur zur Bestätigung, dass er mit Harry und mir dort hin reisen würde, und lächelte leicht. Ihm musste sein bester Freund James ebenso fehlen und so schlimm der Tod doch war, es brachte eine gewisse Freude und das Gefühl von Zusammengehörigkeit, wenn man das Grab von Liebenden besuchte. Man konnte den Toten auf eine Arte und Weise Aufmerksamkeit schenken und zum Ausdruck bringen, dass man sie nicht vergessen hatte. Man konnte ihnen zeigen, dass ihr Tod nicht umsonst war.

Nach dem Frühstück ging ich in Remus' und mein Zimmer um ein paar Sachen mit zu nehmen, da ich ungern ohne meine Tasche und persönliche Hilfsmittel aus dem Haus ging. Ich fühlte mich sonst so hilflos und nackt.

Es klopfte plötzlich an der Tür und ein Lockenkopf steckte seinen Kopf dadurch. Er kam rein und schloss die Tür hinter sich. Natürlich hatte er wieder sein charmantes Lächeln im Gesicht, das hatte er immer, denn nur so überdeckte er seine Ängste und Sorgen. Er konnte noch so eine gute Maske aufsetzen und so tun, als ginge es ihm prächtig, aber ich würde immer wieder dahinter blicken können. Dafür kannte ich ihn einfach zu gut.

The Part we choose to act on (Harry Potter FF/Sirius Black)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt