Kapitel 10-Yade

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Wir hatten das Portal zum Krankenflügel endlich erreicht. James war noch nicht wieder ganz fit, was auch der Grund war, weshalb wir uns erst jetzt an Jaimes Bett blicken ließen. Ich hatte ihm schon mehrmals angeboten sich von mir stützen zu lassen, doch natürlich lehnte er ab.

Er hatte sich gestern selber aus dem Krankenflügel entlassen. Das würde schon irgendwie gehen, meinte er. Offensichtlich tat es das aber nicht. Sein Gesicht verzog sich bei jedem Schritt und seine Stirn zierte ein schneeweißes Pflaster.

Ich legte meine Hand auf den Türknauf, drückte ihn aber nicht herunter. James sah mich fragend an. Ich konnte sie nicht so sehen. So voller Schmerz.

"Du bist nicht allein", sagte er, so als hätte ich den Gedanke laut ausgesprochen. Ich nickte. Mehr zur mir selber als als Antwort auf seine Frage.

Die Tür öffnete sich mit einem leisen Ächzen und das Licht des hellen Raumes fiel auf den Korridor, von dem wir gekommen waren.

Ich wagte zaghaft einen Schritt in den Saal. Dort lag sie also. Jaime. Sie war sehr blass und strahlte extreme Müdigkeit aus. Im selben Moment in dem sie und ich uns einfach nur musterten, betrat James den Raum. Sie fixierte ihn mit einem vielsagenden Blick, bevor sie das Wort an mich richtete: "Hey."

Ihre Begrüßung hallte in meinem Kopf wie ein Echo. Niemand sagte etwas. Alle warteten auf eine Antwort, eine Bewegung oder einfach nur auf eine Reaktion meinerseits.

"Hey? Ich will doch nur sehen, ob du überhaupt noch lebst."

Ein Grinsen erkämpfte sich auf ihre Lippen.

"Bist du jetzt enttäuscht, dass ich es bin?"

"Wie könnte ich, ohne dich würde es doch nicht mehr ganz so viel Spaß machen!"

Ich fasste mir ein Herz und kam an ihr Bett und flüsterte erneut ein einfaches 'Hey'.

Jaime lachte: "Hatten wir das nicht schon?"  Ich sah sie nur an. Sie nahm meine Hand.

"Ich freue mich, dass du hier bist Yade."

"Ich freue mich auch."

"Setz dich doch."

Ich drehte mich herum, um einen Stuhl an ihr Bett zu ziehen, als ich auf diesem Scorpius mit einem hochnäsigen Grinsen sitzen sah. Er war die ganze Zeit da gewesen und ich hatte ihn nicht gesehen. Vielleicht wollte ich ihn auch nicht sehen. Er saß an Jaimes Krankenbett, als wäre er ein guter Mensch. Von dem Gedanken wurde mir ganz schlecht.

"Malfoy, du kannst jetzt von deinem Anstands-Wau-Wau-Posten verschwinden!"

James war nun hinter mich getreten.

"Was willst du machen wenn ich das nicht tue, Potter?"

"Ich kann dir eins sagen egal was ich machen werde, du wirst es bereuen nicht gleich aufgestanden zu sein!"

Scorpius stand auf und war nun auf Augenhöhe mit James. So langsam fühlte ich mich wirklich unwohl zwischen den Beiden zu stehen.

"Ich kann mir auch einfach einen anderen Stuhl holen James."

Sie überhörten es beide.

"Setz dich ruhig, ich zeig deinem kleinen Aufpasser lieber die Konsequenzen, wenn man sich mit dem Falschen an-"

Albus unterbrach ihn.

"Ich denke wir sollten jetzt mal gehen, ist doch so Scorp?"

Ohne auf seine Antwort zu warten, zerrte er ihn aus dem Raum. Der Rest de Slytherin Teams folgte, nachdem sie sich kurz noch verabschiedeten. Jedoch wechselten Malfoy und James noch einen kurzen Blick, den ich nicht so recht deuten konnte.

Albus kam noch einmal zurück zu uns und fragte mich und James:,, Hunger? Würde jetzt nämlich was geben." Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich bleibe bei dir Jaime", antwortete ich, während ich mich nun auf den harterkämpften Stuhl fallen ließ.

 ,,Versprech mir, dass du nachkommst." Ich nickte und Beide verließen den Krankenflügel. Nun waren wir allein. Sie hielt immer noch mit ihrer Hand meine Hand, als ich sie nun endlich fragte, worüber ich mir schon die ganze Zeit das Hirn zermarterte: ,,Was ist den eigentlich dort oben passiert, bei dem Spiel meine ich?"

Meine gute alte Neugier!

,,Ich....ich weiß nicht genau", erwiderte sie und sah aus einem der Fenster ,,ich hatte bisher einen Traum, aber das muss ja nicht wahr sein, das wird voralldem eh nicht gefall....",,Was ist in dem Traum geschehen?" Sie sollte mir nun nicht die Details verschweigen. Auch wenn ich in Kauf nehmen müsste, dass mir die Wahrheit nicht gefallen würde.

 ,,James hat mich vom Besen gestoßen!" Sagte sie und fixierte die Wand. Sie wollte mir offensichtlich nicht in die Augen sehen, wenn ich vor lauter Überraschung ausrief: ,,Das würde er nie tun! Warum hätte er dich denn vom Besen stoßen sollen? Er spielt fair! Er ist Kaptain!" ,,Das ist es doch. Es war nur ein Traum ich habe keinerlei wirkliche Erinnerungen!" Jetzt sah sie mir in die Augen. Wir schwiegen.

James spielt immer fair! Er ist hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend. Er ist ein guter Mensch! Das Einzige was vielleicht etwas nervig sein kann, ist seine Angeberei. Aber die würde ihn keinesfalls dazu bringen jemand in einen tödlichen Unfall zu verwickeln!

Das wusste ich oder zumindest hoffte ich es.

,,Ich gehe jetzt auch mal zum Essen!" sagte ich schnell. Ich musste diese Idee , diesen Gendanken in meinem Kopf, der sich so schnell verbreitete, erst einmal verarbeiten. 

,,Ok, aber lass dich von mir, was James angeht, nicht beeinflussen!" bat sie mich und ließ meine Hand los. Ich nickte, obwohl es mich schon längst beeinflusst hatte, und verließ den Krankenflügel.

Die große Holztür schloss sich hinter mir. Ich atmete tief durch und lehnte mich gegen das Holz.

Ein Traum nur ein Traum! Nichts weiter. Er ist wahrscheinlich gar kein kaltblütiger Mörder. Nur ein ganz normaler Typ.

Es waren schon fast alle fertig und wieder in ihren Zimmern verschwunden, als ich mich beim Essen einfand. Ich setzte mich neben Rose und irgendwie mit Absicht nicht neben James, dem das zum Glück nicht auffiel.

,,Weißt du eigentlich noch was beim Spiel passiert ist?" Jetzt lehnte ich mich doch zu ihm. War Jaimes Verdacht vielleicht doch berechtigt. ,,Nichts! Ich erinnere mich nur bruchartig ." erwiderte unschuldig und musterte meine Reaktion mit seinen mandelbraunen Augen.

Ich glaube es wäre besser, wenn ich ihn später unter vier Augen nochmal darauf anspreche. Dabei wäre die Wahrscheinlichkeit höher Genaueres zu erfahren.

Nach einer Weile stand er auf und verließ den großen Saal. Ich wartete einige Sekunden ab und folgte ihm. Als ich ihn endlich erreicht hatte, tippte ich ihm auf die Schulter und er drehte sich so schnell um, dass er  mich fast mit dem Buch in seiner Hand am Kopf erwischte.

,,Was..." fragte er überrascht. ,,An was genau erinnerst du dich und bitte die komplette Wahrheit!" Antwortete ich und fixierte ihn mit einem festen Blick. ,,Alles was du willst." Flüsterte er, sah sich kurz um und zog mich in die nächst Nische, in der wir ungestört reden konnten. Wir setzten uns und er senkte seinen Kopf, während er erzählte:,, Ich denke es ist eh nicht wahr oder mehr hoffe ich es, aber ok, wenn du es unbedingt wissen willst. Sag aber später nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte." ich nickte langsam, bevor er weiter redete.

 "Also ich bin dem Schnatz nachgeflogen, ist ja mein Job, Jaime dicht hinter mir. Als ich ihn gerade umfasst hatte, hat deine Freundin mich vom Besen gestoßen. Das war alles!" Das hatte gesessen.

Wem sollte ich glauben?

James sah mir tief in die Augen. So als wusste er selber nicht wirklich, was die Wahrheit ist.

,,Ich weiß nicht genau was passiert ist! Keiner weiß das. Aber ich bitte dich darum mir jetzt zu vertrauen.

Ich bekam kein Wort über die Lippen. Beide genossen mein Vertrauen. Beide hatten eine andere Geschichte erzählt. Und ich wollte keinen von ihnen verlieren!

The secret life of Hogwarts Teenagers //Harry Potter Next Generation FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt