Kapitel 13-Jaime

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Ich lag in meinem Bett im Slytherin Schlafsaal. Das Fenster war offen und der Wind ließ die dunkelgrünen Vorhänge meines Himmelbettes flattern. Der Mond schien ins Zimmer und alle schliefen schon. Alle außer mir natürlich. Ich konnte nur an das denken, was Scorpius gesagt hatte. Ich wollte es immer noch nicht glauben, aber ich wusste, dass es stimmte.

Es war gestern Abend nach dem Quidditchtraining (das erste bei dem ich wieder mitmachen durfte) gewesen. Ich war in die Umkleide gegangen, hatte mich umgezogen und wollte zurück zum Schloss gehen, doch vor der Tür wartete bereits jemand auf mich.

,,Scorpius", stieß ich hervor. Ich hatte tatsächlich nicht erwartet, ihn hier zu sehen. Er antwortete nicht sondern packte mich am Arm und zog mich mit sich. Ich schlug ihn, aber er ließ mich nicht los.,,Was soll das?", zischte ich.,,Ich muss dir was erzählen aber wenn du es nicht wissen willst, kannst du auch gerne wieder gehen."

In meinem Kopf rangen Stolz und Neugier miteinander. Schließlich siegte die Neugier.,,Also gut", sagte ich,,was gibt's?",,Nicht hier", antwortete er. Ich verdrehte die Augen. Jetzt hielt er mich nicht mehr fest, da er wusste, dass ich ihm folgte.,,Wo gehen wir hin", fragte ich nach einer Weile. Er gab mir keine Antwort. Schließlich standen vor dem verbotenen Wald. Ich starrte ihn nur an. War das sein Ernst?

,,Warum hier?", fragte ich ziemlich genervt. Zu meiner Überraschung bekam ich eine Antwort:,,Weil hier um diese Uhrzeit niemand herkommt."Da hatte er allerdings recht. Wir gingen noch ein Stück in dem Wald hinein, ehe wir uns schließlich auf einem umgekippten Baumstamm niederließen. Es war schon Oktober, und dementsprechend kalt. Mein Atem gefror in der Luft und ich musste mich anstrengen, nicht dauerhaft mit den Zähnen zu klappern.

,,Kannst du dich vielleicht mal beeilen, mir ist kalt", schnauzte ich Scorpius an, dabei konnte er ja wirklich nichts für diese eisige Kälte.,,Ist ja gut", sagte er und begann zu erzählen.

,,Frag mich jetzt nicht, woher aber ich weiß, dass du einen älteren Bruder hast." Mir stockte der Atem. Wie war es möglich, dass er davon wusste??? Mein Bruder war vor mehr als einem Jahr verschwunden, doch davon wussten nur meine Eltern und meine ältere Schwester und natürlich Yade. Wie um alles in der Welt kam Scorpius Hyperion Malfoy zu dieser Information??? Aber das was er gesagt hatte, stimmte.  Die offizielle Version lautete, dass er ins Ausland gegangen war, und das für einen ziemlich langen Zeitraum, in Wirklichkeit war es so, dass einfach niemand wusste, wo er abgeblieben war.

Da ich ihn nur geschockt anstarrte, fuhr Scorpius fort:,,Und das ist noch nicht alles: Ich habe Hinweise auf seinen Verbleib und wie es zu seinem Verschwinden kam, gefunden."

Was? Das konnte unmöglich sein! NIEMAND wusste etwas von Noel! Vor einem Jahr war er einfach verschwunden, und nie wieder aufgetaucht. Ich hatte ein sehr enges Verhältnis mit meinem Bruder gehabt. Er war so etwas wie mein bester Freund gewesen, und einige hatten uns immer um unser so tolles Geschwisterverhältnis beneidet. Es war ein riesiger Schock für mich gewesen, als ich von seinem Verschwinden erfuhr.

,,Du musst mir glauben, okay?", sagte Scorpius, wartete meine Antwort aber gar nicht ab, sondern fuhr fort:,,Yade war immer eifersüchtig auf ihn, weil ihr wie beste Freunde wart." Aha, davon wusste er also auch.,,Sie hat das Alles organisiert, damit sie deine einzige beste Freundin ist. Sie wollte deinen Bruder aus dem Weg räumen, weil sie dich für sich wollte.",,Was?"In meinem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Yade sollte also dahinterstecken? Aber wie hatte sie das tun können? Oder log Scorpius am Ende doch?

,,Nein", sagte eine Stimme in meinem Kopf,,Er sagt die Wahrheit, du willst sie nur nicht erkennen." Allerdings war das alles sowieso nur zweitrangig. Er hatte Hinweise auf Noels Verbleib? Vielleicht konnte ich ihn wiedersehen?

Und nun sagte Scorpius eine Sache, von der ich niemals erwartet hätte, sie aus seinem Mund zu hören.,,Wenn du möchtest, helfe ich dir, ihn zu finden."

,,Das würdest du tun?",,Unter einer Bedingung", antwortete er.,,Die wäre?",,Dass du mir verzeihst."Ich sah ihn überrascht an. Ich hatte mit etwas wie ein Schuljahr lang seine Hausaufgaben in Zaubertränke machen  zu müssen oder einer Geldsumme (Malfoy war schließlich alles zuzutrauen), doch nicht damit gerechnet.,,Okay", flüsterte ich.,,Das habe ich schon längst", dachte ich.

Scorpius sah erleichtert aus.,,Gut", sagte er.,,Aber was wird jetzt aus meiner Freundschaft mit Yade? Ich kann ihr das einfach nicht verzeihen", sagte ich. Scorpius sah mich mitfühlend an:,,Am Besten du stellst sie erst zur Rede, wenn wir mehr herausgefunden haben. Vorerst würde ich sie ignorieren." Ich nickte.,,Das hatte ich auch vor."

Später wusste ich nicht mehr, wie das passieren konnte, aber meine Augen füllten sich mit Tränen. Und schließlich flossen diese auch. Ich hatte noch nie vor jemand anderem geweint, aber in diesem Moment war mir das egal. Ich weinte, weil ich Yade vertraut hatte. Ich weinte, weil ich Angst um meinen Bruder hatte. Und ich weinte, weil kein Mensch es aushielt, nie zu weinen. Scorpius hielt mich fest, und ich konnte nicht mehr aufhören.

Es kam mir vor wie Stunden später, aber schließlich gingen wir zum Schloss zurück. Ich hielt Scorpius Hand und es kam mir so vor, als könnte ich mich daran immer festhalten, egal was auch passieren würde. Als wir vor dem Slytherin Gemeinschaftsraum standen, beugte er sich noch kurz zu mir hinunter und küsste mich auf den Mund. Dann waren wir beide in unseren jeweiligen Schlafsaal verschwunden.

Das war vor zwei Tagen gewesen. Und jetzt lag ich hier und dachte über uns beide nach. Waren wir jetzt offiziell zusammen oder so? Ich kannte mich mit sowas überhaupt nicht aus. Das heute in der Bibliothek war mir nicht peinlich gewesen, schließlich hatten uns nur Gryffindors (Albus zählte nicht, da er Scorpius bester Freund war) gesehen. Außerdem war es mir grundsätzlich egal, was andere Leute von mir dachten.

Morgen würden wir mit unseren Nachforschungen über Noel beginnen. Ich hatte den ganzen Tag an nichts anderes denken können (weshalb ich mir in Wahrsagen schon wieder Nachsitzen eingehandelt hatte, aber das war jetzt auch egal).

Und Yade war mir mittlerweile vollkommen egal. Wenn ich mehr wusste, würde ich mich an ihr rächen.

Voller Vorfreude auf morgen schlief ich ein.

The secret life of Hogwarts Teenagers //Harry Potter Next Generation FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt