Kapitel 15-Jaime

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Als ich Schritte hörte, ließ ich schlagartig Yades Hals los. Sie fiel ohnmächtig zu Boden und ich wich keuchend ein paar Schritte zurück. Was hatte ich getan? Wie dumm war ich eigentlich? Warum hatte ich mich nicht beherrschen können?

Die Schritte kamen näher und plötzlich riss jemand die Tür auf. Es war James. Hinter ihm betraten Albus und Rose mit geschockten Minen die Bibliothek.

,,Was ist hier passiert?" James' Stimme war schneidend.

,,Ein Buch hat sie angegriffen", sagte ich, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich war schon immer eine gute Lügnerin gewesen. James hob fragend die Augenbrauen.,,Eines dieser Monsterbücher", sagte ich schnell,,Sie ist draufgetreten, und dann hat es sie angefallen. Ich konnte es gerade noch von ihrem Hals reißen."

Ich sah zu James, der mittlerweile neben Yade kniete. Als ich in seine Augen blickte erkannte ich, dass er mir Glauben schenkte. Gott sei Dank.

,,Helft mir mal", sagte James an Albus und Rose gewandt,,wir müssen sie in den Krankenflügel bringen.",,Ja", ich nickte. Um die Lüge perfekt zu machen, ließ ich auch noch ein paar Tränen in meine Augen steigen. Ich war auch eine gute Schauspielerin.

Albus drückte im Vorbeigehen freundschaftlich meine Hand.,,Das wird schon wieder", murmelte er mir zu,,du musst jetzt stark sein." Ich lächelte ihn erleichtert an. Die Lüge hatte also gewirkt.

Ich fragte mich jedoch, was Yade sagen würde, wenn sie aufwachte. Würde sie sich erinnern? Würde sie den anderen die Wahrheit erzählen? Würde sie überhaupt glauben, was sie gesehen hatte?

Ich sah zu, wie Albus, James und Rose mit Yade den Raum verließen und sank erschöpft zu Boden. Erst jetzt realisierte ich richtig, was ich soeben getan hatte. Wie blöd war ich eigentlich? Ich hatte gerade versucht meine (ehemals) beste Freundin umzubringen! Ich musste wirklich den Verstand verloren haben.


Als ich am nächsten Tag die große Halle betrat, fürchtete ich, dass Yade alles erzählt hatte, denn ALLE starrten mich an. Jedoch wirkten ihre Minen nicht unfreundlich, eher im Gegenteil. Sie schauten mich an, als ob ich ein Engel wäre, der geradewegs vom Himmel hinabgestiegen war. Vor allem Scorpius. Als ich mich mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck gegenüber von ihm und Albus am Slytherin-Tisch niederließ, grinste er mich an und sagte:,,Na, wie fühlt es sich an, gerade jemandem das Leben gerettet zu haben?"

Mir kippte fast die Kinnlade herunter. Yade hatte also NICHTS erzählt??? Und das musste ich mir ausgerechnet aus Scorpius Mund anhören? Wo ER doch die Wahrheit kannte? Und plötzlich wurde ich von einem Gefühl ergriffen, das ich gar nicht von mir kannte. Es war ein schlechtes Gewissen. Diese ganzen Leute hier dachten, dass ich Yade das Leben gerettet hatte, dabei war ich es in Wirklichkeit gewesen, die versucht hatte, sie umzubringen! Ich versuchte zu lächeln.,,Eigentlich habe ich gar keinen Hunger", sagte ich, stand wieder auf und fügte dann mit einem Blick auf den Gryffindor Tisch an der anderen Seite des Raumes hinzu:,,Ist Yade schon wieder da?",,Ja, denk schon. Sie ist ja ziemlich tough", sagte Albus. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also nickte ich einfach nur und schritt dann erhobenen Hauptes zum Gryffindor Tisch herüber.

Yade saß neben Rose und unterhielt sich mit ihr. Mein Blick fiel auf ihren Hals. ER war umringt von blauen Würgemalen. Wie konnte ich das nur getan haben?

Als sie mich sah, stand sie sofort auf und kam langsam auf mich zu.

,,Kann ich dich kurz sprechen?", zischte ich ihr zu. Sie nickte nur und ich zog sie in einen verlassenen Korridor. Ich beschloss, den direkten Weg zu wählen.,,Warum hast du ihnen nichts erzählt?", fragte ich. Diesmal wich Yade nicht zurück. ,,Ich glaube, dass noch Gutes in dir ist", sagte sie. ,,Du musst es nur finden."

The secret life of Hogwarts Teenagers //Harry Potter Next Generation FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt