Kapitel 3.

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Lautes Knarren weckte mich. Es hörte sich in etwa an wie das einer Tür. Ich richtete mich auf und sah, dass jemand meine Tür öffnete. Helles Licht drang in mein Zimmer und ich wusste, dass es nur Kyla sein konnte.
"Kyla?", fragte ich lachend. Eine verschlafene Kyla trat in mein Zimmer.
"Ich konnte ja nicht wissen, dass deine Tür so sehr knarrt...", murrte sie und legte sich zu mir. Eine Weile lang sagten wir garnichts und ich schaute auf die Uhr. Gegen Mitternacht waren wir angekommen. Ich hatte ganz vergessen, die Jalousien runter zumachen, weshalb jetzt der Mond sein silbernes Licht auf den Teppich meines Zimmers schienen ließ.

Ich kuschelte mich in eine dünne Decke, die ich von Zuhause mitgenommen hatte und lief ans Fenster, um hinaus zuschauen. Es dauerte nicht lange, bis auch Kyla neben mir stand und ich ihr einen Teil der Decke über die Schultern warf. Zusammen schauten wir nach draußen in die schwarze Nacht. Der Ausblick war wunderschön. Hell erleuchtete Fenster und Strasenlaternen waren zusehen. In den Scheiben der Autos und Fenster spiegelte sich der Mond und ein paar Leute liefen durch die Straßen. Hier in der Gegend war lange nicht soviel los wie mitten in der Stadt.

"Gefällt es dir hier, Kyla?", fragte ich irgendwann in die Stille hinein.
"Es ist wunderschön...", murmelte sie verträumt.

Wieder schauten wir nur nach draußen. Ein schwarzes Auto fuhr durch die breite Straße und hinterließ eine leichte Reifenspur, die man im Mondlicht gut erkennen konnte. Dann entdeckte ich ein riesiges Gebäude, das von einem Eisengatter umgeben war. Das war sicher die Schule. Jedoch schien es mir, als sei das eine Privatschule. Grayson war sicher schon immer auf eine Privatschule gegangen, Kyla und ich jedoch nie. Mussten wir dann auch Schuluniformen tragen?

Ich legte die Decke nun ganz um Kyla, die immernoch verträumt nach Draußen sah, und lief zu der Tür, die rechts von meinen Bett war. Dahinter befand sich wie erwartet ein begehbarer Kleiderschrank. Zwei meiner Kartons standen hier und an einem Kleiderbügel an der Seite hingen gleich zwei frisch gebügelte Schuluniformen.

"Sky...?", hörte ich Kyla aus meinen Zimmer fragen. "Was machst du?" Ich schnappte mir den Kleiderbügel mit den zwei Schuluniformen und ging zurück zu Kyla. Sie stand immer noch am Fenster. Der Mond schien in ihr Gesicht. Ihre gold-gelben Haare schienen Silber im Mondlicht. Als sie die Schuluniformen sah, grinste sie.

"Ich wollte schon immer Mal Schuluniformen tragen", meinte sie lächelnd.
"Ich nicht...", erwiderte ich stumpf. Ich schmiss die Schuluniformen aufs Bett und kuschelte mich wieder zu ihr unter die Decke.
"Woher wusstest du eigentlich, dass hier mein Zimmer ist?", fragte ich.
"Das wusste ich gar nicht.", sie kicherte. "Wenn du wüsstest, wie lange ich gebraucht hab, um jede Tür so langsam zu öffnen, dass keiner aufwacht." Ich lachte leise.
"Und ich wette mit dir, jetzt ist das ganze Haus wach, bei deinen Anschleichkünsten". Sie stämmte die Arme in die Seiten und wollte grade etwas erwidern, als die Decke, die bis eben noch über unseren Schultern gehangen hatte, auf den Boden fiel. Jetzt mussten wir beide lachen.

"Kyla, ich glaube, du gehst jetzt besser schlafen...", meinte ich nach einer Weile. "Sonst bist du morgen noch müde". Sie nickte und schlich aus meinem Zimmer.

Ich legte die Decke zusammen und kuschelte mich wieder unter meine Bettdecke. Direkt neben mir lagen die Schuluniformen, doch ich schlief einfach ein ohne sie zu beachten.

"Rrrriiiingg", der Wecker klingelte laut. Verschlafen schlug ich mit der Hand in die Richtung aus der das Geräusch kam. Als ich irgendwann den Wecker getroffen hatte, öffnete ich die Augen und schälte mich aus meiner Bettdecke. Ich hatte tatsächlich gut geschlafen. Viel besser als in meinem alten Bett. Ich lief ins Bad um zu duschen. Das heiße Wasser war angenehm, doch machte es mich noch müder. Ich trocknete meine Haare und steckte sie mir zu einem Dutt hoch. Dabei fielen mir ständig wieder einige blonde Strähnen ins Gesicht und irgendwann gab ich es auf, sie zurückzustecken. In Schuluniform machte ich mich auf den Weg nach unten.

Als ich die Treppe hinter mir gelassen hatte, stand ich wieder vor dem langen Korridor und wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Dann kam Kyla die Treppe hinunter gepoltert.
"Wohin?", fragte sie müde. Sie trug auch die Schuluniform und sie stand ihr gut. Ich grinste. "Keine Ahnung".

Dann kam meine Mutter aus der Tür direkt neben der Treppe. "Hier ist die Küche", sie lächelte, als sie uns genauer sah. "Ihr seht bezaubernd aus, meine Mäuse!"
"Danke", Kyla drückte Mama einen Kuss auf die Wange und huschte an ihr vorbei in die Küche.
"Soll ich dir später die Haare flechten, Sky?", fragte sie mich und ich nickte.

Die Küche war ebenfalls riesig. Sie war in zwei Teile getrennt. Einmal den mit Herd, Backofen und allen wichtigen Geräten. Dann noch den mit dem Esstisch und einer Frühstückstheke. Die beiden Teile wurden durch eine weiße Wand mit Durchgang getrennt. Der Essbereich war hell erleuchtet, da die Sonne durch die riesigen Fenster gegenüber der Tür schien.

Grayson und Calab saßen am Tisch und frühstückten. Während Calab uns überschwänglich begrüßte und meinte, wir sollen doch Platz nehmen, richtete Grayson seine Augen nicht vom Teller.

Nach dem Frühstück meinte Calab, wir sollen in einer Stunde fertig sein, da er uns heute an unserem ersten Tag fahren würde.
"Ich laufe...", meinte Grayson sofort, dann verließen Kyla und ich die Küche.

In meinem Zimmer stellte ich mich erstmal vor den großen Spiegel an meiner Wand. Die Schuluniform bestand aus einem blauen Rock und einer weißen, engen Bluse. Dazu trug ich schwarze Schuhe, wie mir gesagt wurde.

Nach einer Weile klopfte es an der Tür. "Ja?", fragte ich und die Tür öffnete sich. Meine Mutter trat herein.
"Ich wollte dir doch die Haare flechten. Calab meinte, es wäre besser, wenn ihr Zöpfe tragen würdet." Ich nickte und holte meine Haargummis. Nachdem sie mir einen Fischgrätenzopf geflochten hatte, verließ sie mein Zimmer wieder und ging zu Kyla. Wieder betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Mutter hatte es tatsächlich geschafft, dass die Strähnen, die aus dem Zopf heraushingen, gut aussahen.

Wieder klopfte es an der Tür.
"Ja?", fragte ich wieder, diesmal etwas genervter. Grayson steckte den Kopf zur Tür herein.
"Du sollst jetzt runter gehen...", damit verschwand er wieder. Seine Schuluniform bestand aus einer schwarzen Hose und einem blauen Pullover. Trotz Schuluniform sah er attraktiv aus und bei dieser Kleidung war das schon wirklich schwer.

Ich lief nach unten, wo Kyla und Calab schon auf mich warteten. Wir fuhren gemeinsam mit dem Auto zur Schule und ich prägte mir den Weg gut ein, da wir morgen zu Fuß gehen mussten. Calab hielt direkt vor dem großen Tor und wir verabschiedeten uns.
"Ach ja. Ich hätte es fast vergessen: Angemeldet seid ihr. Geht einfach vor eure Klassenräume", rief uns Calab noch hinterher, dann fuhr er wieder und ließ uns alleine vor dieser riesigen Schule zurück. Bei den ganzen Schülern hier fühlte ich mich wie eine Ameise. Kyla ging gradewegs durch das Tor auf die Schule zu und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

Auf in die Höhle des Löwen.

Verrückt nach dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt