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Ich stieß einen kleinen leisen Freudenschrei aus, als ich sie erblickte. Ich hatte erwartet, sie würde nicht kommen, nicht kommen können.
Doch sie war hier und auch wenn sie jünger war als ich, mochte ich sie. Sie erinnerte mich an mich selbst als ich klein war. Sie war so unschuldig, so...einfach unschuldig.
"Jasmin.", sagte ich als Mary und ich bei ihr angekommen waren. Sie strahlte und erwiderte den Gruß freudestrahlend, während die kleine Kutsche auf uns zu fuhr. Ich winkte dem Fahrer und als sie neben uns stand, half ich zuerst Mary und Jasmin hinein, bevor ich mein Kleid abhob und über die Stufe ins Innere der Holzkutsche stieg. Mit großen Augen sahen die beiden sich die kunstvoll geschnitzten Verzierungen an, die überall zu stehen waren.
Lachend schaute ich aus dem Fenster, an dem die Bäume, Felder und Seen nur an uns vorbei wischten. Vollkommen darin versunken bemerkte ich zwar, dass wir in der Stadt angekommen waren, jedoch nicht dass wir gehalten hatten. Erst als Mary mich antippte und ich meinen Kopf zu ihr dreht, sah ich wie James die Tür öffnete und uns seine Hand hin hielt.
Lächelnd stieg ich als Erste aus und sah mich bekommen um. Hier wusste niemand, wer ich war, oder eher niemand erwartete dass ich hier her kam, weshalb mich auch niemand erkenne würde. Doch das machte mir Angst, denn ich hatte keinen Leibwächter oder Begleitung eines Mannes. Also war ich verwundbar.
Langsam ging ich einen Schritt von der sicheren Kutsche weg und sah die Menschen. Die Menschen, die in der Matsche lebten und damit zufrieden waren. Ich hatte einen...nein sogar viele Paläste und sie?! Man konnte es nicht fassen. Ich konnte es nicht fassen.
Und von diesem Elend sollte ich Königin werden, darüber sollte ich regieren, doch würden diese Menschen mich überhaupt wollen? Alle hatten immer gesagt, die wichtigen lebten im Parlament und die anderen waren egal. Doch diese Menschen waren mir nicht egal. Jetzt wo ich das Elend sah, wurde ich mir erst richtig von dem Ausmaß dessen bewusst, was sie jeden Tag durchmachen mussten.
Ein Mädchen kam auf mich zu und zog leicht an meinem Rock, sodass ich zu ihr herunter sah.
"Hast du meinen Bruder gesehn? Johnny. Du musst ihn gesehen haben.", schluchzte es und sah mich mit großen Augen an, doch ich schüttelte nur leicht den Kopf. Als das Mädchen noch mehr anfing zu weinen, fasste ich in meine Tasche und holte ein wenig Geld heraus um es ihr zu geben. Als sie es sah, machte sie noch größere Augen und sah mich entgeistert an.
"Das...das ist viel Geld.", stotterte sie und nahm es dennoch an sich.
"Pass gut darauf auf.", flüsterte ich ihr zu, sie nickte und rannte dann davon.

Jasmin lotste uns durch die Menschenmengen und schaute sich die ganze Zeit hektisch um. Gierige Blicke folgten uns Dreien und ein Schauer fuhr mir den Rücken herunter als  die schmierigen Hände eines Arbeiters mich streiften und senkte den Blick. Mary immer noch an der Hand rannte ich ein kurzes Stück um zu der Ecke zu kommen, an der Jasmin wartete. Ungeduldig schaute sie sich um und als sie uns entdeckte, lächelte sie kurz. Sie stand vor der verwitterten Tür einer alten Kaserne. The old Sail. 

"Und du bist dir sicher, dass er hier wohnt, Jasmin?", fragte ich schlotternd. Es war kälter geworden und zu allem Überfluss wehte auch noch ein starker eiskalter Wind. Das kleine Mädchen nickte eifrig und stieß die Tür zu dem stinkenden Pub auf. Alle Augen lagen auf uns. In dem dämmrigen Licht konnte man nur Männer erkennen, eine Barfrau, die uns verdattert anstarrte, und die Vorhänge einer kleinen Bühne waren zugezogen. "Ganz sicher?", knurrte ich und zog die Zwei noch näher an mich heran.

Prinzessin Nein DankeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt