Langsam gewöhnten sich meine Augen an die schwere Dunkelheit und ich entdeckte noch andere Menschen, Menschen, wie ich sie nicht kannte. Nichts von alledem konnte ich einschätzen. Und auch Jasmin und Mary war unwohl, die Beiden drängten sich immer mehr an meinen Körper heran und versteckten sich in den Rüschen meines Kleides. Doch als ich eine ruckartige Bewegung schräg neben mir vernahm, ein stämmiger, dreckig grinsender Mann der sich erhoben hatte und mit lauten Schritten auf uns zulief.
Jasmin erwachte zum Leben. Ein leises, beinahe schon süßes Räuspern entsprang ihrer Kehle und sie machte einen unsicheren Schritt in Richtung Bar. Der nahende Mann machte ihr schließlich wohl eher Angst als Mut, aber trotzdem setzte sie ihren Weg zur Barfrau fort. Und ich folgte ihr schnell, zog Mary an der Hand mit und stellte mich mit gerecktem Kinn neben das kleine Mädchen.
,,Ich suche meinen Bruder. Bill heißt er.", krächzte sie heiser und blickte erwartungsvoll zu der großbusigen Frau hinauf, die innehielt. Ein kleines, unscheinbares Lächeln erschien auf ihren wulstigen Lippen. Sie nickte.
,,Ja, er lebt hier. John wird euch das Zimmer zeigen. Und Prinzessin, Ihr seid sehr mutig, wenn Ihr hier her kommt.", flüsterte sie und zwinkerte ihr verstohlen zu. ,,JOHN! Zeig ihnen Billys Zimmer. SOFORT!", schrie sie einen gebückt alten Mann, der schon all seine Haare verloren hatte an und schrubbte dann weiter den Tresen.
Ich hauchte schnell ein ,,Danke", legte drei Pfund in ihre Reichweite und eilte dann John hinterher.
Er lief ohne auf uns zu achten einen engen, schäbigen Flur entlang. Ratten flüchteten vor dem Licht und ihren schnellen Schritten doch es gab auch die ein oder andere tote Ratte.
Mir angeekeltem Blick und angehaltenem Atem folgte sie dem großen Mann immer weiter, der schließlich vor eine Tür stehen blieb und gespielt höflich darauf weiste.
,,Danke.", zischte ich und schickte ihn mit einer Handbewegung weg.
Dann klopfte ich fest gegen die Tür, die einfach auf schwang und ein kleines, dreckiges Zimmer offenbarte. Drei Männer hatten sich um den Körper eines vierten geschart und wühlen in seinen Taschen herum.
,,Schert euch weg!", schrie ich und funkelte die Drei an, die schnell türmten, wohl eher vor Schreck als Respekt, aber sie verschwanden.
Der junge Mann, der dort verschmutzt, geschändet und ausgeraubt auf dem Bett lag, hatte die Augen geschlossen und sah eher tot als lebendig aus, doch trotzdem nahm ich meinen Mut zusammen und stupste ihn mit meiner Hand an. Als er sich immernoch nicht rührte, rüttelte ich an ihm und schließlich, holte ich aus und schlug ihm einmal auf die Wange.
Erschrocken sog Jasmin die Luft ein und kleine Tränen bildeten sich in ihren großen Augen.
Doch bevor ich mich wieder zu ihnen stellen konnte, packte mich eine Hand und zog mich zurück.
So nah, dass ich den stinkenden Atem des Mannes riechen konnte.
Seine Hand hielt mich fest, sodass es weh tat und seine walnussförmigen schwarzen Augen musterten mich. Letztendlich ließ er mich wieder los und starrte mich ausdruckslos an.
,,Prinzessin.", sagte Bill mit einer melodischen, tiefen Stimme und beugte seinen Kopf ein wenig vor. Schmunzelnd trat ich zurück und machte Jasmin Platz, die sich überglücklich an seinen Hals warf und einen Kuss auf die Wange drückte.
,,Ich bin so froh dass du lebst! Liz hat mich und Jasmin hierher gebracht und ich hatte schon Angst du würdest tot sein und Liz war so mutig und hat die Diebe verscheucht und...", zählte sie alles auf und ich lachte leise auf, während Bill mich interessiert und schmunzelnd musterte. Sein Lächeln bracht kleine Grübchen auf seinen Wangen zum Vorschein und entblößte eine Reihe verblüffend guter Zähne.
,,Ihr habt meiner Schwester geholfen? Interessant. Aber es gehört sich für eine Prinzessin nicht hier herum zu spazieren. Es ist gefährlich.", sagte er und ich sah den Schalk in seinen Augen aufblitzen.
,,HA! Gefährlich...selbst wenn, mein Leben ist sowieso bald vorbei. Und nennt mich nicht 'Prinzessin'. Es reicht mir schon wenn die ganze Welt das tut und mich behandelt wie zerbrechliches Porzellan!", knurrte ich leicht verärgert und sah mich genauer in dem Raum um.
An der Wand hingen nur noch Fetzen von einer hellen Blümchentapete, der Rest zeigte die graue, kalte Mauer. Die Gardinen vor den zwei Fenstern waren schmutzig und alles in allem stank es in diesem Raum so als wäre die letzten zehn Jahre nicht mehr gelüftet worden.
,,Okay, Liz. Aber dann bin ich Bill.", entgegnete Bill und erhob sich aus dem 'Bett' , oder eher dem Sack voll Stroh.
Bills Haare hingen in filzigen Strähnen in sein Gesicht und seine Wangen und die Stirn waren Ruß bedeckt.
,,Ich denke es ist das beste wenn wir erstmal hier verschwinden. Ich lege keine großen Wert darauf, dass die Diebe wiederkommen.", sagte ich und ging schon voraus zur Tür.
,,Ja, aber lasst mich voraus gehen. Ich kenne mich besser aus.", widersprach Bill und überholte mich mit ein paar langen Schritten. Belustigt schüttelte ich den Kopf. Auf dem Weg hinaus betrachtete ich seinen breiten Rücken und die muskulösen Oberarme, seine schlanken Beine und seine Erscheinung an sich. Er war ein schöner Mann, denen konnte man sagen und groß war er auch noch, zwei Kopf größer als ich.
Als Bill abrupt stehen blieb, schreckte ich zusammen und prallte an seinem Rücken ab; da die zwei Mädchen ebenfalls unmittelbar hinter mir liefen und gegen mich fielen, spürte ich das leichte Vibrieren als er leise lachte.
Es war eine schönes, melodisches Lachen. □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□
,,Und, Eure Hoheit, wo stellt Ihr Euch vor, wo wir hingehen sollen? Wo sollen wir wohnen?", fragte Bill spöttisch als wir bei der Kutsche angekommen waren. Amüsiert zog ich eine Augenbraue hoch und betrachtete sein viel attraktiveres Bild. Eben noch hatte er sich im Tweed gewaschen und sich die gekauften neuen Kleider angezogen. Mit funkelnden Augen hatte Jasmin ihn angesehen und gesagt: ,,Du siehst aus wie ein Earl."
Das tat er wirklich aber Bill hatte nur gelacht und abgewinkt.
,,Ich hatte mir eigentlich vorgestellt dass ihr in mein kleines Landhaus nicht weit von hier zieht. Natürlich nicht für immer, aber für eine Weile. Ich werde euch so oft es geht besuchen und Geld geben, damit ihr euch versorgen könnt.", sagte ich und richtete meinen Blick wieder auf den Tweed.
,,Das ist nicht dein Ernst.", entgegnete Bill und lachte trocken auf.
,,Doch. Das ist mein voller Ernst, Mylord.", erwiderte ich und blickte ihm und die entsetzten Augen.
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Prinzessin Nein Danke
أدب المراهقينIch weiß es klingt komisch. Aber Prinzessin zu sein, ist scheiße. Jeder denkt dass man nur rum hängen kann aber das stimmt nicht. Ich bin ein lebendes Beispiel dafür. ich bin Alice Elisabeth Charlotte 4. von Irland und mein Vater ist der König. ...