Für mein allergrößtes Glück. Du hast mein Leben gerettet.
Als sie sich unter dem schwarz-gelben Flatterband hindurch duckte, um die kleine Seitenstraße zu betreten, bereitete sich ihr ein Bild, was sie nur zu gut kannte. Das Blaulicht der vielen Wagen der Polizia blitzten an den Wänden der Backsteinhäuser. In der Gasse tummelten sich junge Männer und weniger Frauen, die sich gedämpft unterhielten oder in ihren Empfänger sprachen, aus denen ihnen kurze Antworten zurück genuschelt wurden. Alle in ihren schwarzen uniformi, die machten sie alle gleich. Und sie mit ihnen, dachte Chiara.
"Calussi?!" der Gerichtsmediziner rief sie zu sich und der Leiche, die vor ihm auf dem noch morgenfeuchten Boden lag. Ja eigentlich war es viel zu früh für so einen Anblick, doch Chiara hatte sich bereits an die großen Lachen des edlen Körpersafts und die klaffenden Wunden, aus denen er entweichte gewöhnt. Auch unter dem Körper dieser jungen Frau hatte sich ihr Sangue ausgebreitet, als es herausströmte. Doch die Wunden waren auf den ersten Blick nicht erkennbar. Erst als der schon etwas ältere Doktor das Mädchen umdrehte, sah man vier Stichwunden, die mehr als nur ihre Lederjacke durchbohrt haben mussten.
"Morgen" sagte sie laut, um ihre Übelkeit zu vertreiben.
"Jaa ein guter Morgen ist es wohl nicht Poliziotta..." antwortete er und zog das Thermometer aus ihrem Corpus. "Der Lebertemperatur nach zu urteilen starb sie vor etwas 6-7 Stunden."
"Also gegen Mitternacht" murmelte sie "Todesursache?"
"An den Malen an ihrem Hals sehe ich, dass sie wohl gewürgt wurde, bevor man sie verschandelte wie das erste Opfer" antwortete der ältere Mann über den Rand seiner Brille starrend. "Genaueres kann ich Ihnen erst nach der Obduktion sagen." Er rief einen der Ermittler: "He, einpacken und abtransportieren!"
Chiara erhob sich, um die Umgebung genauer zu erkunden. Ihr Blick streifte die vielen Schaulustigen, denen die anderen Polizisten nur schwer Herr wurden.
Und dort stand er wieder. Ganz in schwarz. Der Blick ausdruckslos, eiskalt, und trotzdem umwerfend schön. Er hatte eine wahnsinns Ausstrahlung dachte Sie.
Als sie bemerkte, dass sie ihn anstarrte, fiel ihr etwas sehr seltsames auf. Er starrte sie an. Und es nahm ihr die Luft zum atmen.
"Du bist zum arbeiten hier Calussi!" ermahnte sie sich, um sich wieder konzentrieren zu können. Zielsicher ging sie auf einige Beamte der Spurensicherung zu.
"Ciao ragazzi, gibt es irgendetwas in dieser Gasse, das noch nicht stinkt?"
Sich in dieser von Männern dominierten Branche durchzuschlagen war ein endloser Kampf. Dessen war sich Chiara auch bewusst, als sie den aufflammenden Wunsch, die Welt von Übel zu befreien, verfolgte. Aber das war ihr nicht Herausforderung genug, sie wollte sich beweisen.
Sie wanderte diesen schmalen Grad zwischen Unterwürfigkeit und maßloser Arroganz, der sie in ihrem Beruf sehr weit bringen wird.
Doch sie ahnte nicht, wie sehr alles aus den Bahnen geraten wird in den nächsten Wochen.
Ein letztes Mal suchten ihre aufmerksamen Augen die Menschenmenge ab, doch er war bereits gegangen. Weg.