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Laute Geräusche weckten sie mitten in der Nacht. Das junge Paar in der Wohnung über ihr stritt mal wieder. Chiara lag einen Moment  wach im Bett. Anscheinend hatte die Frau eine Affäre und ihr Mann hatte sie mit ihrer Geliebten erwischt. Das erinnerte Chiara an den italienischen Film Habitación en Roma.  Die herzzerreißende Geschichte zweier Frauen, die sich in einander verliebten. Der Titelsong bereitete ihr jedes mal Gänsehaut. 

Im Moment ärgerte sie sich jedoch lediglich über die beiden, die um diese Zeit, sie wagte einen Blick auf den Wecker, 3.29 Uhr streiten mussten. Warum konnten Menschen nicht treu sein? Warum kommt oder bleibt man mit einer Person zusammen, wenn man jemand anderen liebt? Und warum verdammt konnte man das nicht zu annehmbaren Zeiten ausdiskutieren?

Sie drehte sich um und versuchte, erneut in den Schlaf zu fallen, doch nichts zu machen. Also stand sie auf und ging in die Küche. Sie setzte Kaffee auf und nahm heute einen Löffel voll Pulver mehr als sonst. Sie würde es brauchen. Sie hatte kaum geschlafen. Francesco verließ ihre Wohnung erst gegen halb 1. Nach dem Essen, das äußerst gelungen war, redeten sie noch Stunden, bis Francesco ermüdet und bereits im Halbschlaf vom Sofa rutschte. Sie bot ihm an zu bleiben aber er bestand darauf, nach Hause zu fahren. Sie entschied sich für einen zweiten Löffel mehr Kaffeepulver und schaltete dann die Maschine ein, die sofort damit begann, gemütlich vor sich hin zu blubbern. 

Dann warf sie einen Blick in den Kühlschrank. Frische Eier. Pflanzenmargarine. Joghurt. Nicht sonderlich viel, dachte sie sich. Sie musste wieder mehr auf ihre Ernährung achten. Und mehr Sport machen. Da sie ohnehin nichts mit der Zeit bis sie zur Arbeit musste anfangen konnte, nahm sie sich fest vor, nach dem Frühstück eine Runde laufen zu gehen. 

Mit diesem Plan entschied sie sich jetzt also für den Becher Joghurt und 2 Tassen schwarzen Kaffee.

Sie setzte sich ins Wohnzimmer auf die Couch, wo sie gestern mit Francesco gesessen hatte, und nippte an ihrem Kaffee. Was hatte sie nur dazu gebracht, ihm so schnell zu vertrauen. Er kannte jetzt etwas von ihr, was sonst niemand jemals gesehen hatte. Und sie bereute diese Entscheidung nicht. Es hatte sich richtig angefühlt, darüber zu reden. Sie schaltete ihren Fernseher an, doch um diese Uhrzeit kam irgendwie nichts anständiges. Hier was über Autos. Dort wollen nette Frauen aus deiner Umgebung dich kennen lernen. Letztendlich ein Verkaufssender mit gefälschten Uhren und bizarren Küchenutensilien. Sie blieb an den verschiedenen Musiksendern hängen, doch der 80-er Marathon war nichts für sie. Sie nickte ein.

Als sie wieder aufwachte, war bereits die Sonne aufgegangen, doch es war erst halb sieben. Es brauchte einen Moment, bis sie wieder bei sich war, dann ging sie zurück ins Schlafzimmer, um ihre Sportsachen aus dem Schrank zu sammeln. "Na euch hab ich ja lange nicht gesehen." Draußen war es schon angenehm warm und sie beschloss, nur eine kleine Runde zu drehen, da sie keine Wasserflasche mitgenommen hatte. Sie fing einfach an, den Bürgersteig nach rechts hinunter zu laufen. Erst bequem, dann steigerte sie sich in ein angemessenes Tempo. Eigentlich hasste es Chiara sehr, während des Morgen-Verkehrs durch die Straßen zu laufen, aber in einer Großstadt bleibt einem nichts anderes übrig. So ging es anscheinend vielen. Innerhalb der nächsten Dreiviertelstunde kamen ihr etwa 6 andere Jogger entgegen, die ihr sogar freundlich zunickten. 
Als sie zurück kam, nahm sie gleich die Post aus dem Briefkasten und auf dem Weg in ihre Wohnung, überflog sie schnell die Umschläge. Ihre Versicherung, ein Versandhaus, eine Mietserhöhung, eine Postkarte von Mamà und ein seltsamer Brief ohne Absender.
Zuerst jedoch, stach ihr die weiße Rose ins Auge, die aus dem Briefkasten lugte, in welchen sie vorsichtig geschoben wurde. Ein kleiner Zettel war an den Stiel gebunden. Darauf stand "Ich bin für dich da, Bella. ~ F"
Wann hatte er dafür Zeit?
Bis zu ihrer Wohnungstür grinste sie nur glücklich in sich hinein.
Im Küchenschrank entdeckte sie sogar eine Kristallvase, und füllte diese mit Wasser, um kurz darauf mit skeptischen Blick die Platzierung der Rose auf dem Wohnzimmertisch zu betrachten.
Den Rest der Post bereits vergessen, ging sie nun erstmal duschen und bemerkte nicht ihr summendes Handy, was sie in der Küche hat liegen lassen.
Heute nahm sie sich ganz fest vor, nach der Arbeit einkaufen zu fahren, damit Francesco auch das nächste mal, und sie hoffte sehr, dass es ein nächstes mal geben würde, für sie kochen kann.
Da kamen ihr die noch ungeöffneten Briefe in den Sinn, doch da sie erst ihr Handy checkte und dort 3 Anrufe in Abwesenheit von Louisa entdeckte, entschied sie sich dazu, erstmal zurück zu rufen. Die Post war erneut vergessen.
"Louisa?" 

"Chiara, Gott sei Dank. Was machst du denn." Sie klang erst hektisch, doch dann schlug sie einen neugierigen Ton an. "Sag nicht, du hast Besuch von einem gewissen gut aussehenden Kerl, der dich daran hindert an dein Telefon zu gehen..."

Chiara grinste erneut. Sie wusste, wen ihre Kollegin meinte. Bei seiner Erwähnung begann ihr hoffnungsvolles cuore direkt, schneller zu schlagen.

"Nein Louisa, ich war lediglich duschen und, bevor du fragst, nein ich war allein. Also was ist denn so dringend?"

Louisa fiel direkt in ihren ernsten Tonfall zurück.

"Es ist Salvatore. Er will dich sprechen. Ich schätze, es geht um das Desaster im Verhörraum gestern. Du solltest dich noch vor Dienstbeginn hier einfinden. Er wirkt jetzt schon geladen. ragazzo imperioso"

Chiara zögerte. Schmerzlich ließ sie sich den gestrigen Nachmittag nochmals durch den Kopf gehen.

"Ich bin gleich da."

Sie warf sich nur noch ihre Jacke über und stürmte das Treppenhaus hinunter zum Auto.

Die Post?...

Ihr wisst schon. Vergessen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 13, 2017 ⏰

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