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"Diese Frau ist tot." Luisa wiederholte diese Worte nun schon zum dritten Mal. Sie erhoffte sich davon einen Ausbruch der Gefühle ihres Subjektes. Marco Bianchi. Ein bärtiger Mann mit einer rauen Stimme, die sehr schnell sehr sehr laut werden konnte. Mit großen starken Händen, die nicht nur zärtlich sondern auch sehr schmerzhaft waren. Seine Haare sahen zerzaust aus, so wie nach den Wochenenden, die er Hand in Hand mit dem vino verbrachte. Doch er trug das Shirt, dass sie so sehr an ihm geliebt hatte.

Sie betrachtete ihn durch die Scheibe, wie er Luisas Inquisition erlag. "Sagen Sie mir jetzt, woher Sie diese Frau kannten." Sie blieb sehr hartnäckig. Sie bekam immer, was sie wollte. 

"Ich habe sie nicht gekannt, wie oft wollen Sie das noch hören?!" Marco war stur. Mit ihm zu diskutieren schien immer auswegslos. Vor allem war es gefährlich, ihm zu widersprechen. 

"Wir haben sie gefunden und sie war schwer misshandelt. Sie hatten regelmäßigen Telefonkontakt. Wir konnten ihre Anruflisten einsehen. Sagen Sie mir jetzt sofort, was Sie mit ihr zu tun hatten. Sind Sie vielleicht sogar ihr Mörder Bianchi?!"

Plötzlich sprang er auf, doch die Handschellen schränkten ihn in seiner Bewegungsfreiheit stark ein. "Ich würde niemals einer Frau jemals so etwas antun. Nicht im Geringsten, ich könnte keine Frau so gewalttätig anfassen." 

Chiara schoss durch die Tür des Interrogationsraumes. Sie kochte vor Wut. Sie hätte heulen und lachen und schreien können. Alles zugleich. "Würden Sie das bitte wiederholen?" ihre Stimme war herausfordernd.

Der Verdächtige war erschrocken. Er erkannte sie. Und er wusste, warum sie hier rein kam. Er wusste, dass er sie geschlagen hatte, mehr als einmal. Sie wusste, dass er log und sie konnte es beweisen. Vor sein inneres Auge flog das Bild ihrer Narbe. 

"Chiara! Ich..."

"Sag ihr jetzt, was sie wissen will Marco. Niemand will dich länger anhören. Woher kanntest du Diana Andrea Santino?" 

Er wirkte auf einmal kleinlich. Eingeschüchtert. Reumütig. Gesichtsausdrücke, die Chiara oft genug gesehen hatte. 

"Ja, ich habe sie gekannt. Oh Gott, sie war doch erst 23. Und alles ist meine Schuld." Luisa horchte auf. "Was ist Ihre Schuld?"

"Dass sie da draußen auf der Straße unterwegs ist. Dass sie jeden Tag mit fremden Männern mitging."

"Du meinst, dass sie sich prostituierte, dass sie ihren jungen Körper verkaufte?" Chiara versuchte, sich zu beruhigen. "Warum sollte das deine Schuld sein, was solltest du damit zu tun haben?"

"Sie war meine Freundin."

Chiaras Stimme zitterte "Was für eine Freundin?"

"Es war was Festes mit uns." sein Kopf sank in seine Hände. "Ich hab sie geliebt, das tu ich immer noch. Aber ich brauchte dringend Geld." 

Luisa begriff schneller, als ihre Kollegin, was er meinte. "Sie brauchten Geld? Ist das ihr Ernst? Sie haben das Mädchen auf die Straße geschickt? Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?" Chiara wurde kreideblass. 

"Ich hatte Schulden bei meinem Vermieter. Ich bekomme keinen Job. Ich hab zu ihr gesagt, sie müsse anschaffen gehen, um Geld für mich zu verdienen. Nur für ein paar Monate."

"Und damit soll sie einverstanden gewesen sein?" Chiara hob zweifelnd eine Augenbraue.

"Ja natürlich. Sie hat mich geliebt."

Chiara murmelte etwas, das klang wie "stronzo arrogante", wofür sie sich von Luisa einen tadelnden Blick einfing. Niemand bemerkte, dass jetzt jemand draußen vor der großen Glasscheibe stand und das Verhör beobachtete.

"Sie können mir nicht ernsthaft sagen wollen, dass sich diese junge, hübsche Frau auf ihren Wunsch hin an den Straßenrand gestellt hat, um sich freiwillig von sicherlich ekelhaften Männern penetrieren zu lassen." Luisa kitzelte das letzte schockierende Geständnis aus Bianchi heraus.

"Sie hatte keine Wahl. Sie nahm wieder Drogen. Ich wäre damit zur Polizei gegangen, die dann das Jugendamt verständigt hätten. Ich hab ihr gesagt, wenn sie nicht anschaffen ginge, würde sie ihre Kinder verlieren.."

"Wie bitte?! Kinder?" Chiara konnte nicht mehr an sich halten. "Was bist du nur für ein Monster. Wie konntest du dieser Frau damit drohen, ihre Kinder weg zu nehmen? Ist das dein verdammter Ernst? Ich hab geglaubt, dass in dir noch ein Stück Menschlichkeit steckt aber da hab ich mich wohl geirrt." Sie begann zu schluchzen, "Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor ihr. Sie hat ihre Kinder sicher über alles geliebt. Sie hatte sich das Beste für sie gewünscht. Sie wäre sicher aus der Drogensache raus gekommen. Und du? Du schickst sie in den Tod du herzloser Bastard."

Jemand stürmte in den Raum, um sie zu halten, als sie zusammenbrach. 

Hooker's SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt