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Der erste Teil des Kampfes: Live

Liebes Tagebuch,
Heute ist etwas Unglaubliches passiert.
Ich war total überrascht und habe nun die Hoffnung, dass sich vielleicht etwas verändert.
Denn heute ist eine neue Schülerin gekommen. Ich habe am Anfang gar nicht viel davon mitbekommen, denn mir war sofort klar, dass dieses Mädchen nichts mit mir zu tun haben wollen würde.
Ihr Auftritt war dennoch atemberaubend. Um 8.20 Uhr, also fast eine Stunde zu spät, schlug die Tür auf und sie kam in die Chemieklasse stolziert, als hätte sie es schon dutzende Male zuvor gemacht.
Wirklich, es sah einfach unglaublich aus. Filmreif, hätte Matt gesagt.
Ihre schwarzen Haare wehten mit dem Luftzug durch ihr porzellan-weißes Gesicht.
Ich muss sagen, dass ich ernsthaft fasziniert war. Neue Schüler sind mir sonst meistens egal. Ich will meinen Abschluss, mehr nicht.
Aber Leya konnte einem nicht egal sein. Sie hatte ein leichtes, herablassendes Lächeln auf ihren dunklen Lippen, während sie sich suchend umsah.
Glaub mir, ich war nicht wenig überrascht, als sie mit den, in die Klasse gerufenen Worten "Hey, mein Name ist Leya und diese Schule geht mir jetzt schon gewaltig gegen dem Strich.", zielstrebig auf den Platz ganz hinten zuging.

Auf den Platz, der schon immer leer stand.

Auf den Platz, den jeder mied, als würde er die Pest verbreiten.

Auf den Platz neben mir.

Sie grinste mir verschwörerisch zu und ich durfte die neidischen Blicke der anderen über mich ergehen lassen.
Aber dieses Hasserfüllte bin ich ja sowieso gewohnt, wenn ich auch nur den Mund aufmache oder mivh irgendwie bemerkbar mache.
Dass ich jetzt etwas habe, was die anderen wollen, ist ungewohnt aber schön.

Leya ist nach dem Unterricht einfach so mit mir gekommen. Komisch war das schon, denn ich schien ihr gar nicht zu uncool oder so. Niemand würde jemals auf die Idee kommen, mit mir zu essen, aber sie tat es mit einer so überzeugenden Selbstverständlichkeit, dass ich noch nicht einmal verwirrt war.
Sie hat aber nicht viel mit mir geredet. Ich habe, während sie den Jungen schöne Augen gemacht hat, traurige Mädchen auf meinen Block gemalt, so wie immer. Dabei habe ich ihre Porzellanhaut betrachtet. Ihre rabenschwarzen Haare. Ihre Lippen in der Farbe von Blut.

Leya sie ein bisschen aus, wie Schneewittchen. Aber nicht so unschuldig, nein. Sie hat dieses Funkeln in ihren großen, trügerischen Augen. Vielleicht sieht sie dich eher wie die böse Stiefmutter aus.

Ich glaube, ich werde Leya zeichnen.

Live Like LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt