Ich habe heute wieder versucht zu malen. Leya sieht besser auf meinem Bild aus. Allerdings fehlt immernoch dieses gewisse Etwas, was sie besitzt und meine Zeichnung so gar nicht.
Ich habe mich nicht getraut, sie Leya zu zeigen, denn sie hätte sicher nur gelacht und gesagt, dass das "süß" wäre. Ich will nicht, dass Leya mich süß nennt. Ich möchte so sein wie sie. Sie soll mich als ihrer ebenbürtig ansehen und nicht nur als "süß".
Ich weiß nicht, wie ich das erreichen kann, aber ich hatte einfach noch nicht das Gefühl, so komplett dazu zu gehören.
Leya und ich waren heute auch wieder in der Schule, wenn auch nicht besonders motiviert. In der Pause haben wir uns zum ersten Mal gesehen, weil wir nicht die selben Fächer hatten. Abseits, in einer Ecke, stand Leya mit ein paar anderen von der Party und hat geraucht.
Ja, geraucht.
Sie hat mich gefragt, ob ich auch mal ziehen will.
Rauchen fügt ihnen und den Menschen in ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.
Ich war mir nicht sicher, denn Rauchen ist eigentlich etwas, was ich immer verabscheut habe.
Rauchen kann zu Durchblutungsstörungen führen und verursacht Lungenkrebs.
Aber alle haben mich angefeuert und Leya meinte, dass ich es tun muss, wenn ich dazugehören will.
Rauchen kann tödlich sein.
Dann habe ich einen Zug genommen.Und ich habe gehustet. Verdammt stark und lange. Aber Leya hat mir auf den Rücken geklopft und mir aufmunternd zugelächelt. Das wäre am Anfang immer so, hatte sie gesagt, so wie auch beim Trinken. Wenn Leya das sagt, glaube ich ihr auch.
Alle haben gejolt, als ich einen Zug genommen habe. Dieses Gefühl, dass alle mich begeistert angesehen haben. Dass sie mich überhaupt wahrgenommen haben. Dass sie gelacht haben. Nicht über mich, sondern mit mir. Das war berauschend. Sogar Steve hat mir auf die Schulter gekloppft und mir, wenn auch halbherzig, zugelächelt.
Halbherzig ist besser als gar nichts.
Halbherzig ist besser als das Auslachen.
Halbherzig ist besser als alles bis her.
Ich habe mich lange nicht mehr so glücklich gefühlt.
Das fiese Etwas, mein Gewissen, habe ich den ganzen Tag unterdrückt. Das Gefühl, dazuzugehören, war einfach zu großartig.Jetzt sitze ich hier in meinem kleinen Zimmer. Meine Mutter sitzt unten und ich höre sie, die Küche putzen. Ein unterdrücktes Schluchzen dringt zu mir durch. Und jetzt liegt das schlechte Gewissen umso schwerer auf mir. Ich weiß nicht, was ich machen soll, denn ich habe vorher meine Mama noch nie belogen. Aber nun weiß sie weder von der Party, noch von den Zigaretten.
Doch das ganze schlechte Gefühl kann ich ganz schnell wieder verdrängen, was ich jetzt auch mache. Ich muss mir einfach nur wieder diese Beifallrufe ins Gedächtnis rufen und Leyas Worte, als wir uns heute voneinander verabschiedet haben."Jetzt gehörst du wirklich dazu, Meryl."

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Live Like Leya
Short StoryIch weiß, du würdest verstehen, dass ich es tun musste. In ewiger Liebe, Leya