FÜNF

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FÜNF

„Wieso lässt du dich denn so von Arthur ärgern? Ich verstehe das nicht.", meint meine beste Freundin und sieht mich fragend an. Wir befinden uns gerade bei Bloomingdale's. Das wohl bekannteste Einkaufsparadies New Yorks.

„Was weiß denn ich. Weil er mich einfach aufregt."

„Du verheimlichst mir etwas. Warst du nochmal mit ihm in der Kiste?", fragt sie mich mit großen Augen. „Ja, aber das spielt ja jetzt auch keine Rolle mehr. Er ist mit Svenja zusammen und das ist auch gut so.", rede ich mich heraus und sehe mir die wundervoll geschmückten Schaufenster an. Weihnachten rückt immer näher.

„Verdammt. Du hast dich in Arthur verliebt. Soph." Sam sieht mich ratlos an. „Was? So ein Quatsch. Als ob ich mich in diesen Kerl verlieben würde. Wir hatten einfach Spaß miteinander. Und ja, ich kann seine Freundin nicht leiden,  aber doch nicht, weil ich mich in Arthur verliebt habe", streite ich vehement ab. „Ja, rede dir das nur schön ein. Soph, ich kenne dich sehr gut. Außerdem kenne ich das, schließlich war ich selber in deiner Lage", meint Sam grinsend und neigt ihren Kopf. „Ich weiß. Aber bei dir und Josh ist das auch etwas ganz Anderes. Arthur und ich, wir hätten doch gar keine Zukunft. Keine gemeinsame. Er hat Svenja. Mein Traumprinz wird  schon irgendwo auf mich warten. Zur Not, ziehe ich mit 60 bei euch ein. Dann machen wir eine WG für Alte", sage ich lachend. „Schon klar. Nein Süße, wir wollen nur, dass du glücklich bist", erwidert meine beste Freundin lächelnd.

„Oh Gott, du willst mir jetzt aber nicht sagen, dass mein Bruder von dem Ausrutscher zwischen Arthur und mir weiß, oder?", frage ich panisch. „Nein. Natürlich nicht. Du weißt doch, dass ich es dir versprochen habe. Ich fühle mich zwar nicht wohl dabei, meinen Mann anzulügen, aber du bist immerhin meine beste Freundin. Und was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß", sagt Sam kichernd. Ich bin wirklich froh, so eine Freundin zu haben.

„Sehr gut, ich muss jetzt auch los. Meine Schicht beginnt in einer Stunde und ich muss mir noch was zu essen holen.", gebe ich bekannt. „Schade, aber dann werde ich mich auch mal auf den Weg machen. Dein Dad will mir den Verlag zeigen,  bevor er einen Termin mit dem Notar vereinbart", sagt sie und ist tatsächlich nervös.

„Bestell ihm einen lieben Gruß. Wir sehen uns. Ich hab dich lieb", sage ich grinsend,  als wir uns verabschieden.

„Ich dich auch. Lass dich nachher nicht von Mr. Arrogant ärgern", rät sie mir und dann trennen sich auch schon unsere Wege.

- - - -

„Gut, dass  du kommst. Lolas Dad ist da. Ich denke,  du solltest dringend mit ihm reden", sagt Arthur, als ich auf meine Station komme. Ich dachte, ich hätte heute ausnahmsweise mal eine ruhige Schicht, aber scheinbar ist mir das nicht wirklich vergönnt. „Gut. Ich kümmere mich darum. Hast du mit Svenja die Sache geklärt?", erkundige ich mich, während ich meinen Kittel anziehe. „Ja. Ich habe ihr hoffentlich endgültig klar machen können, dass du Lola behandelst und nicht sie. Ich weiß auch nicht,  was in sie gefahren ist. Sollte so etwas noch einmal vorkommen, sag mir bitte Bescheid". Ich nicke zustimmend. Was soll ich darauf auch sagen. Eine Frage habe ich allerdings noch.

„Du Arthur? Kann ich dich etwas fragen?"

„Klar. Was gibt's?", fragt er zurück und sieht mich abwartend an.

„Weiß Svenja von uns? Also ich meine, dass wir beide...". „Du meinst,  ob sie weiß, dass wir beide Sex hatten?", fragt er grinsend zurück. Ich nicke. „Nein weiß sie nicht, ich wüsste auch nicht,  was sie das angehen sollte. Wir waren damals schließlich noch nicht zusammen. Und das zwischen uns war ja auch nur Spaß oder?", fragt er,  ehe er das Schwesternzimmer verlässt.

Obwohl es für mich auch nur Spaß war, tut es aus einem unbekannten Grund weh, das aus seinem Mund zu hören.

Ich bin nicht in ihn verliebt. Nein. Das kann nicht sein. Ich schüttle meinen Kopf und mache mich auf den Weg zu Lola. Schon von weitem höre ich lautes Gebrüll aus ihrem Zimmer. Super.

„Darf ich erfahren was genau hier los ist?", frage ich, als ich das Zimmer betrete und zusehen darf, wie der vermeintliche Dad, Lolas Sachen in eine Tasche schmeißt. „Ich nehme meine Tochter mit nach Hause. Sie ist dick genug. Ich weiß gar nicht was sie hier soll", erklärt er sich. „Gut, das sehe ich anders. Und da die Mutter das Sorgerecht hat, was übrigens mit dem Jugendamt abgesprochen ist, bleibt Lola hier. Sehen Sie nicht, wie dünn ihre Tochter ist? Wenn Sie weiter so auf sie einreden, dann wird Ihre Tochter sterben. Das ist Fakt.", gebe ich bekannt. Lola steht ganz verängstigt neben mir. Ich glaube wir beide sind auf einem guten Weg. Allerdings droht ihr Dad gerade den gesamten Fortschritt zu zerstören.

„So ein Schwachsinn. Ich möchte Ihren Chef sprechen", sagt er und sieht mich mit einem arroganten Gesicht an.

- - - -

Fünf Minuten nachdem ich Arthur an gepiepst habe, taucht er in Lolas Zimmer auf. „Es gibt Probleme?", fragt er und sieht mich an. „Ja. Das ist Lolas Dad. Er will sie mit nach Hause nehmen", erkläre ich ihm. „Hören Sie, diese Ärztin ist doch total unqualifiziert. Sie will wahrscheinlich meine Tochter mästen. Dabei könnte sie selber auch abnehmen." „Hören Sie mir zu. Lola ist bei Miss King in den besten Händen. Ihre Tochter wird sterben, wenn Sie sie jetzt mit nach Hause nehmen. Wollen Sie das?" fragt Arthur ganz entspannt. „Das wird Konsequenzen haben  ", meint dieser,  ehe er uns alleine mit Lola im Zimmer lässt.

„Ich will ihn nicht mehr sehen", meldet sich nun Lola selbst zu Wort. Bei so einem Vater brauche ich mich nicht mehr zu fragen wie sie in die Magersucht abrutschen konnte. „Keine Sorge, das musst du auch nicht mehr. Wir klären das. Du machst jetzt erst einmal mit Sophia weiter. ", sagt Arthur, ehe er lächelnd das Zimmer verlässt.

Wieso kann er nicht immer so sein?

Und immer wieder er! #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt