Vierzehn

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VIERZEHN

„Sam, ich werde einen Job brauchen". „Was? Josh hat mir doch mal erzählt, dass du deinen Vertrag in der Klinik schon längst unterschrieben hast", entgegnet Sam irritiert. „Ja, das stimmt. Aber ich kann das nicht mehr, Sam. Wie soll ich diesen Beruf täglich ausüben, nachdem was alles passiert ist."

„Sophia, das verstehe ich, glaub mir. Aber du kannst doch nicht alles hinschmeißen. Du wirst so eine gute Ärztin. Ich kann mir das nicht mit ansehen. Wir gehen jetzt raus. Zieh dich an. Ich wollte dich eh mitnehmen. Schließlich wirst du Patentante, da kannst du mir ruhig beim Einkaufen der Babysachen helfen. Josh ist in der Klinik und ich will unbedingt schon anfangen", berichtet mir meine beste Freundin ganz aufgeregt. Vielleicht hat sie ja Recht. Ein bisschen Ablenkung ist nicht schlecht. „Okay, ich gehe mich anziehen", stimme ich zu und verschwinde ins Bad.

„Sieh mal, ist der nicht schön?", fragt meine beste Freundin aufgekratzt. Wir sind vor einer halben Stunde im Babyparadies angekommen und unser Wagen ist schon total voll. Ich habe die Befürchtung, dass meine beste Freundin drauf und dran ist den halben Laden leer zu kaufen. Momentan hält sie einen blauen Strampler in die Luft.

„Sam? Ihr wisst doch noch gar nicht was es wird, ich denke wir sollten uns nach der Grundausstattung umschauen. Wir haben schon genug Kleidung im Wagen", flehe ich sie an. „Ich habe aber das Gefühl, dass es ein kleiner Junge wird. Außerdem muss ich die Chance nutzen, dass du jetzt mit mir hier bist. Aber du hast Recht, wir sollten mal nach den Kinderwagen gucken", ruft sie fröhlich und ist auch schon verschwunden, während ich mit dem überfüllten Wagen zurück bleibe.

„Kann ich Ihnen helfen? Der Wagen ist doch viel zu schwer. Als schwangere Frau muss man das doch nicht machen", meint eine der Verkäuferinnen und möchte für mich den Wagen schieben. „Nein, ich begleite nur meine beste Freundin. Sie ist schwanger", entgegne ich kichernd und erobere unseren Wagen zurück. Sehe ich wirklich so fett aus, dass sie mich für schwanger hält? Irgendwie trifft mich das schon.

Ich muss schon gestehen, dass es gut tut mal aus dem Haus zu kommen.

„Oh, das tut mir leid. Aber wenn ich Ihnen dennoch helfen kann, können Sie sich gerne an mich wenden", meint diese mit roten Wangen. „Danke".

Auf der Suche nach meiner besten Freundin, ramme ich einen anderen Wagen. Und da es nicht schon peinlich genug ist, gehört dieser auch noch zu Ron, meinem Nachbarn. „Sophia, welch eine Freude dich zu sehen", meint er und sieht mich strahlend an. „Ähm... ja. Ich wusste gar nicht, dass du Vater wirst", gestehe ich. Wieso ist mir das so unangenehm?

„Was? Oh nein, ich mache die Einkäufe für meine Schwester. Sie ist schwanger und wurde von ihrem Mann sitzen gelassen, also helfe ich ihr", erklärt er mir grinsend.

„Achso ok. Ja, ich bin auch nur wegen Sam hier", Ron nickt lächelnd und sieht mich abwartend an. Worauf wartet er denn? Mir ist die ganze Sache mehr als unangenehm. „Ja, ich gehe dann mal weiter". „Mach das, wir sehen uns bestimmt noch", höre ich ihn sagen, als ich auch schon bei Sam bin. „Was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", meint sie kichernd. „Nein nur Ron", antworte ich. „Ron? Hier? Ich wusste gar nicht, dass er eine Freundin hat", meint Sam und zuckt mit den Achseln. „Nein Sam, er ist hier wegen seiner Schwester, aber das ist ja auch egal".

„Was ist los? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du mir was verheimlichst", höre ich sie sagen. Ich schüttele den Kopf und widme mich den Kinderwagen. „Ron ist echt ein guter Mensch, Sophia. Auf jeden Fall besser als Arthur", meint diese nur, ehe sie die einzelnen Wagen auf ihre Nützlichkeit testet.

„Was soll das denn heißen? Ich will weder von dem einen noch vom anderen was", sage ich schockiert. Sam dreht sich zu mir um und sieht mich irritiert an. „Sophia, du bist meine beste Freundin. Wir wissen beide, dass du total verknallt in Arthur bist. Du solltest es dir endlich eingestehen". Ist sie jetzt gerade wirklich wütend geworden? „Sam, selbst wenn, er hat eine Freundin und nachdem er mir so etwas wie heute Morgen an den Kopf geknallt hat, will ich eh nichts mehr von ihm wissen." „Gute Einstellung. Triff dich doch mal mit Ron", meint sie zwinkernd. „Sam, ganz ehrlich, ich will erst einmal nichts von Männern wissen".

Trotzdem nehme ich mir vor ihren Vorschlag zu überdenken, denn Ron scheint ein echt netter Kerl zu sein.

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„Na, bist du auch vom Einkaufen zurück?". Ron steht in seiner Wohnungstür, als ich nach Hause komme. „Ja zum Glück. Jetzt ist mein Bruder damit beschäftigt alles aufzubauen. Sam kann da sehr bestimmend sein", kichere ich und stelle mich vor meine Tür. „Nach so einem anstrengenden Tag, sollten wir uns etwas Leckeres kochen. Hast du Lust?" „Wieso eigentlich nicht. Ich würde mir jetzt ansonsten nur eine Pizza in den Ofen schieben", sage ich ehrlich und ziehe meine Wohnungstür wieder zu.

„Ich habe zwar nicht viel im Haus, aber für einen leckeren Salat reicht es allemal", meint er grinsend. „Das trifft sich gut, ich liebe Salat". Ich folge ihm kichernd in die Wohnung und stelle meine Tasche ab.

Nachdem wir uns die Arbeit etwas aufgeteilt haben, beginnen wir mit den Vorbereitungen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich keinen Hunger habe. Heute habe ich noch gar nichts gegessen.

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„Es war sehr lecker. Vielen Dank für das Essen". „Dafür musst du dich doch nicht bedanken. Ich finde wir hatten einen schönen Abend und würde mich sehr freuen, wenn wir das wiederholen könnten". Kurz wendet er seinen Blick ab, richtet ihn aber sofort wieder auf mich, um mir hoffnungsvoll in die Augen zu sehen. „Hast du vielleicht Lust mit mir auszugehen?", fragt er leise und sieht mich abwartend an.

„Ist das ein Date?", frage ich zurück und sehe ihn schmunzelnd an. „Ich würde sehr gerne mit dir ausgehen". Sofort erhellt sich sein Gesicht und er zieht mich an sich.

Bevor ich irgendwie reagieren kann, liegen seine Lippen auch schon auf meinen. Und wenn ich ehrlich bin, fühlt sich das echt gut an. Augenblicklich schlägt mein Herz einen Takt schneller. Seine Arme liegen zärtlich um meiner Taille und meine Haut kribbelt unter seinen Fingern.

„Danke für den schönen Abend. Du schreibst mir einfach wegen unseres Dates", meine ich, ehe ich seine Wohnung grinsend verlasse.

Und immer wieder er! #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt